Muss man nach einer Fettabsaugung Kompressionswäsche tragen?

Muss man nach einer Fettabsaugung Kompressionswäsche tragen?
Von Praxis Dr. Edelmann
Dr. Edelmann hat sich in der Herzchirurgie und Allgemeinchirurgie qualifiziert. Seit über 30 Jahren widmet er sich ausschließlich der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie. Sein Erfahrungsschatz aus über 10.000 Operationen spiegelt sich in den positiven Bewertungen seiner Patienten (w|m|g) wider.
Erstellt am 17.04.2018 · Aktualisierung: 23.06.2021

Nach den operativen körperformenden Verfahren wird gewöhnlich Kompressionswäsche empfohlen. Ist es jedoch wirklich nötig, nach einer Brustvergrößerung, Brustverkleinerung, Fettabsaugung oder Bauchdeckenstraffung Kompressionswäsche zu tragen? Und wenn ja, wozu dient diese Kleidung genau?

Herr Dr. Edelmann, seit wann führen Sie ästhetisch-plastische Operationen wie Fettabsaugung oder Bauchstraffung durch? Verordnen Sie Ihren Patienten Kompressionswäsche?

Liposuktionen und Abdominalplastiken führe ich seit 1985 durch. Keiner/keinem meiner Patient/inn/en verordne ich kostenaufwendige und unkomfortable Kompressionswäsche.

Meiner Meinung nach wird in der Literatur und von Kolleg/inn/en weiterhin Kompressionswäsche empfohlen ohne über den ursprünglichen Sinn dieser postoperativen Therapie nachgedacht zu haben.

Warum empfehlen Sie Kompressionswäsche Ihren Patienten nicht?

Als französische Kollegen in den 70-er Jahren die Liposuktionstechnik eingeführt haben, verwendeten sie Absaugkanülen mit einem Durchmesser von 2cm (!) und scharfen Öffnungen in der Spitze, weil man damals davon ausging, dass mit kleineren Kanülen kein Fettgewebe entfernt werden kann.

Ferner kannte man damals die Tumescenzlösung nicht, die Dr. Jeffrey Klein in den 90er Jahren (erneut) beschrieben hat.

Die französischen Kollegen hatten in den Anfängen der Liposuktionsverfahren auf Grund der o.g. Kanülen und des "trockenen" Operationsverfahrens ein erhebliches Problem von postoperativen Nachblutungen. Um diese Nachblutungen „in den Griff“ zu bekommen nutzten sie spezielle Kompressionsmieder.

Sehnen Sie sich nach einer schönen Silhouette? Vielleicht kommt für Sie eine Fettabsaugung in Frage.

Wie hat sich das Verfahren geändert? Wie wird heute die Fettabsaugung durchgeführt?

Heute liposuktionieren wir mit 3-4mm kalibrige Liposuktionskanülen mit geschlossener Spitze und stumpfer seitlicher Öffnung - plus Tumescenzlösung.

Bei dem heutigen Tumeszenz-Liposuktionsverfahren, welches fachgerecht durchgeführt wird, gibt es quasi keine nennenswerten Nachblutungen.

Von daher bin ich überzeugt, dass jede Art von postoperativen Kompressionsmiedern eher kontraproduktiv ist.

Warum sind Sie der Meinung, dass postoperative Kompressionsmieder eher kontraproduktiv sind?

Kompression lässt arterielles Blut einfließen, behindert aber den Rückfluss des venösen Blutes und lymphatischer Flüssigkeit, was wiederum den Heilungsprozess verlangsamt - und u.U. zusätzliche Schmerzen verursacht.

Die Behauptung, dass mittels Kompressionsmieder intraoperativ verursachte Dellen oder Unebenheiten ausgeglichen werden können ist nicht richtig. Durch Kompressionsmieder lassen sich keine durch ungleiche Absaugung entstandenen Dellen therapieren.

Was halten Ihre Kollegen von Ihrer Meinung zum Thema Kompressionswäsche?

Ich bin mir durchaus darüber bewusst, dass ich mit dieser Meinung eine Minderheit im Kollegenkreis vertrete, wobei sich der Kreis derer, die sich meiner Meinung anschließt größer wird. Der unbeschwerte Heilungsverlauf meiner Patient/inn/en und die postoperativen Ergebnisse bestätigen jedoch mein Therapieverfahren.

Herr Dr. Edelmann, wir bedanken uns bei Ihnen für Ihre Antworten.

Kianoush Zadeh, M.D.
Hamburg, Hamburg
Uwe W. Petrus
München, Bayern
ÄSTHETIK Villa Kraft
Bad Wildungen, Hessen
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