Lipödem-Behandlung mithilfe der Liposuktion
In dem ersten Artikel von Herrn Prof. Dr. Laszlo Kovacs erfahren Sie, was ein Lipödem eigentlich ist und wodurch es auftritt. Lipödem-Therapie zielt auf eine dauerhafte Verbesserung der Lebensqualität der Patienten und Patientinnen.
Welche Arten und Vorgehensweisen der Liposuktion bei Lipödem gibt es?
Tumeszenztechnik
Für die Durchführung der Liposuktion gibt es verschiedene Möglichkeiten. Als eine Art Standardmethode gilt die Tumeszenztechnik. Hierbei wird vorab eine spezielle Flüssigkeit (Tumeszenzlösung) in das zu behandelnde Areal injiziert.
Für etwa 20 Minuten lässt man diese Lösung einwirken. Sie sorgt dafür, dass die Fettzellen gelockert werden und somit leichter abzusaugen sind.
Wasserstrahl-assistierte Liposuktion
Eine weitere Methode bei der Liposuktion ist die sogenannte Wasserstrahl-assistierte Liposuktion (WAL). Anders als bei der Tumeszenztechnik werden bei der WAL keine großen Flüssigkeitsmengen benötigt, die zuvor in das Gewebe gegeben werden.
Stattdessen löst ein computergesteuerter Wasserfächer die Fettzellen aus dem Gewebe und saugt diese mitsamt dem eingebrachten Wasser sogleich wieder aus dem Körper. Die Belastung ist damit geringer.
Zudem kann der Ästhetisch-Plastische Chirurg das harmonische Ergebnis bereits während er Fettabsaugung sehr gut abschätzen, da keine großen Flüssigkeitsmengen vorliegen.
Vibrations-Liposuktion
Andere Verfahren basieren auf Vibration (Power-assisted Liposuction (PAL)). Bei dieser Methode wird anstelle einer herkömmlichen Aspirationskanüle ein Handstück verwendet, das die Spitze der Kanüle in vibrierende Bewegung versetzt.
Die durch die Tumeszenzlösung infiltrierten Fettzellen verfügen über andere Eigenschaften als die umliegenden Nerven-, Blutgefäß- und Bindegewebsstrukturen.
Aus diesem Grund kann die Behandlung gezielt auf die Fettzellen einwirken, während umliegende Strukturen geschont werden. Dadurch lässt sich auch die Komplikationsrate reduzieren.
Ultraschall-assistierte Liposuktion
Einen ähnlichen Ansatz wie bei der PAL verfolgt auch die Ultraschall-assistierte Liposuktion (UAL). Der Unterschied besteht darin, dass die Schwingungen nicht mechanisch durch einen speziellen Motor im Handstück, sondern durch Ultraschallwellen ausgelöst werden.
Radiofrequenz-assistierte und Laser-assistierte Liposuktion
Da bei der Entfernung größerer Fettmengen auch ein erheblicher Hautüberschuss verbleiben kann, ist die Kombination einer reinen Liposuktion mit hautstraffenden Maßnahmen möglich. In diesem Zusammenhang sind die Radiofrequenz-assistierte Liposuktion (RFAL) und die Laser-assistierte Liposuktion (LAL) zu nennen.
Die Radiofrequenz- oder Laserenergie erzeugt eine kurze und intensive Wärmeerhöhung im Gewebe. Dadurch werden die unliebsamen Fettzellen regelrecht zum Schmelzen gebracht. Der Straffungseffekt wird durch die kontrollierte Erwärmung der tieferen Hautschichten erreicht.
Überdies gibt es minimalinvasive Varianten, die ganz ohne Hautschnitte und Absaugkanülen auskommen. Für die Behandlung größerer Fettansammlungen wie beim Lipödem sind diese Methoden in der Regel jedoch weniger gut geeignet.
Nach der Lipödem-Behandlung
Was ist im Anschluss an die Fettabsaugung zu beachten?
Für gewöhnlich bleiben die Patienten nach einer Liposuktion beim Lipödem für eine oder zwei Nächte zur Beobachtung in der Klinik. Ein ambulanter Eingriff ist eher bei kleineren, weniger umfangreichen Fettabsaugungen möglich.
Für etwa sechs Wochen tragen die Patienten eine spezielle Kompressionskleidung. Sie dient dazu, das Risiko für Schwellungen und Schmerzen nach der Operation zu reduzieren und eine harmonische Formgebung zu unterstützen.
Gesellschaftsfähig sind die meisten Patienten nach etwa zwei Wochen. Dann kann für gewöhnlich auch der Beruf wieder aufgenommen werden. Auf Sport sollte hingegen für circa sechs Wochen verzichtet werden.
Tragen die Krankenkassen die Kosten für eine Liposuktion?
Die Kosten für ästhetisch-plastische Eingriffe wie eine Liposuktion werden von der Krankenkasse nur dann übernommen, wenn eine medizinische Notwendigkeit für die Operation vorliegt. Das bedeutet, dass rein ästhetische Behandlungen von den Patienten selbst zu zahlen sind.
Beim Lipödem leiden die Betroffenen meist an Schmerzen und Einschränkungen. Dennoch ist die Liposuktion beim Lipödem noch nicht zwangsläufig eine Kassenleistung. Diese Thematik steht oft in der Diskussion.
Während die anfallenden Kosten für eine konservative Lipödem-Therapie in der Regel ganz oder anteilig von den Krankenkassen übernommen werden, ist die Fettabsaugung häufig von den Patienten selbst zu zahlen.
Können sich erneut Lipödeme bilden?
Da die genauen Ursachen des Lipödems nicht eindeutig nachgewiesen sind, lässt sich nur schwer sagen, ob es nach einer Liposuktion zu einem erneuten Lipödem kommen kann. Beobachtungen zeigen, dass das Absaugen der krankhaften Fettzellen eine langanhaltende Lösung bietet.
Fettzellen können sich in der Regel nicht neu bilden. Lediglich die noch vorhandenen Fettzellen können sich in ihrer Größe verändern oder womöglich vermehren. Dies scheint beim Lipödem nach der Liposuktion jedoch sehr langsam zu erfolgen – wenn überhaupt.
Folglich kann keine Garantie dafür ausgesprochen werden, dass ein Absaugen der Fettzellen eine dauerhafte Lösung bietet, jedoch zeigt die bisherige Erfahrung, dass die Schwellungen und die damit einhergehenden Beschwerden für einen langen Zeitraum (mindestens acht bis zehn Jahre) reduziert werden.
Sollte sich das Lipödem nach dem Zeitraum wieder bilden beziehungsweise wieder stärker ausgeprägt sein, kann eine erneute Liposuktion-Behandlung in Betracht gezogen werden.