Wann ist eine Fettabsaugung sinnvoll?
Herr Dr. Gmür, Fettabsaugen ist eine erfolgreiche Methode, um hartnäckige Fettansammlungen sofort zu entfernen – für viele übergewichtige Personen sicher sehr reizvoll: anstatt sich mühsam mit Diäten das Fett abzuhungern, geht man einfach zum Arzt und innerhalb weniger Stunden ist das Fett weg. Aber ist es wirklich so einfach?
Nein. Ganz so einfach, wie es vielfach in Medien und Inseraten geschildert wird, ist es nicht. Es ist sicher zutreffend, dass eine Liposuction/Fettabsaugung gerade bei jüngeren Patientinnen meistens problemlos verläuft und zu guten Resultaten führt. Darum sind die Eingriffe ja auch so populär. Wenn aber die Elastizität des Gewebes mit den Jahren abnimmt oder gar schon überschüssige Haut vorhanden ist, sind die Grenzen der Liposuktion häufig erreicht. In diesen Fällen empfiehlt sich dann, gerade am Bauch, eine chirurgische Straffung. Eine Liposuktion kommt dann nur unterstützend hinzu. Es liegt in der Erfahrung des ästhetisch plastischen Chirurgen diese Grenzfälle zu erkennen und die PatientInnen entsprechend zu beraten.
Wann ist Fettabsaugen sinnvoll?
Eine Liposuktion ist in den Fällen sinnvoll, wo klar definierte, diätresistente Fettpolster bestehen und bei denen mit einer guten Anpassung der Haut nach dem Eingriff gerechnet werden kann. Je jünger die Patientin, desto elastischer in der Regel ihre Haut. Die Zeit, viel Sonne und Rauchen schaden der Haut. In Fällen, wo man nach einer Liposuktion mit erschlaffter Haut rechnen muss, sollte die Patientin klar darauf hingewiesen werden, dass es durchaus zu einer Verschlechterung der Hautoberfläche kommen kann. Eine Liposuction kann aber trotzdem sinnvoll sein, nur die Möglichkeiten sind eben etwas limitiert. Die Liposuktion ist keine Methode zur Gewichtsreduktion. Im Gegenteil, häufig werden heute bei Liposuktionen deutlich weniger als 4 Liter Fett abgesaugt. Diese Grenze sollte bei ambulanten Eingriffen aus Sicherheitsgründen auch nicht überschritten werden.
Für welche Zonen empfiehlt sich eine Fettabsaugung?
Typische Beispiele sind sicherlich die Oberschenkel bei Frauen, mit den Reiterhosen an den Aussenseiten und weiteren Problemzonen an den oberen Innenseiten und den Knien, und der Bauch bei den Männern. Je nach Qualität des Gewebes werden aber auch Waden, Oberarme, Kinn und andere Stellen behandelt.
Wie verläuft der Eingriff? Ambulant, stationär?
Liposuktionen werden heute zumeist ambulant vorgenommen. In ausgedehnten Fällen oder auf Wunsch des Patienten kann auch eine Übernachtung in der Klinik vereinbart werden.
Wie lange dauert die Operation?
Die Dauer einer OP ist ganz verschieden und richtet sich nach Anzahl der Regionen die behandelt werden und nach der Technik die angewendet wird. Die Bandbreite reicht wohl von einer bis zu drei Stunden.
Lokalanästhesie oder Voll-Narkose?
Liposuktionen werden heute vielfach in Lokalanästhesie vorgenommen, was in den meisten Fällen durchaus angemessen ist. Wenn aber grössere Volumen abgesaugt werden, kann die kritische Grenze der verträglichen Dosis des lokalen Betäubungsmittels erreicht werden. Daher empfiehlt sich in diesen Fällen eine schonende Narkose und ein kurzer Klinikaufenthalt.
Ist der Eingriff schmerzhaft?
Ein Eingriff in der ästhetisch-plastischen Chirurgie sollte möglichst ohne Schmerzen und Stress für den Patienten ablaufen Es liegt in der Natur der Lokalanästhesie, dass man von der Behandlung etwas mitbekommt, aber Schmerzen dürfen nicht sein!
Wie sieht die Nachbehandlung aus? Bleiben Narben?
Nach der Operation wird die behandelte Stelle elastisch komprimiert, um eine Ansammlung von Flüssigkeit zu vermeiden und die Haut an die neue Kontur anzupassen. Diese Kompressionskleidung muss in der Regel vier bis sechs Wochen getragen werden. Sportliche Betätigungen sind in dieser Zeit zu reduzieren. Nach 14 Tagen sind die augenfälligen Schwellungen weg, nach circa 3 Monaten ist meistens das endgültige Resultat erreicht. Es bleiben nur ganz kleine Narben an zumeist versteckten Stellen zurück.
Welches sind die Risiken?
Es gelten die gleichen allgemeinen Risiken, wie bei jeder Operation. Postoperative Infektionen, grössere Flüssigkeitsansammlungen und Schmerzen müssen auf jeden Fall vermieden werden. Wenn sie trotzdem auftreten muss ihr Arzt unverzüglich informiert werden. Die PatientInnen sollten genau über den Ablauf der Nachbehandlung informiert sein, damit ein optimales Resultat erreicht werden kann.
Können Komplikationen auftreten?
Zusätzlich zu den bereits erwähnten Risiken besteht leider immer die Möglichkeit, dass ein Resultat nicht wie gewünscht ausfällt. Sei es, dass vor einer Liposuktion die Ziel nicht klar vereinbart wurden, sei es dass die Qualität des Gewebes nicht für eine Liposuction geeignet und die Patientin somit schlecht beraten war.
Wieviel kostet der Eingriff und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Die Krankenkassen beteiligen sich grundsätzlich nicht an ästhetisch-chirurgischen Eingriffen. Die Kosten einer Liposuktion sind sehr breit gestreut, richten sich je nach Aufwand der OP.
Ist das Resultat dauerhaft oder können die Problemzonen wieder neu entstehen?
Ja, das Resultat einer Liposuktion ist dauerhaft. Während eine Patientin vor dem Eingriff immer disproportioniert an den Problemzonen zu-, resp. gar nicht erst abnimmt, verteilt sich nachher das Fett gleichmässig, eben proportioniert am ganzen Körper. Erst wenn das Gewicht mehr als 10kg ansteigt, vermehren sich die Fettzellen an den genetisch festgelegten Problemzonen wieder..
Muss die Ernährung umgestellt werden?
Wie gesagt, sind die idealen KandidatInnen fit und normalgewichtig. Eine gesunde Ernährung hilft sicher auch bei der Erhaltung des Behandlungserfolges.
Herr Dr. Gmür, vielen Dank für das interessante Gespräch!