Bauchdeckenstraffung - Ein Experteninterview mit Dr. Maria Wiedner
Die Bauchdeckenstraffung gehört zu den Eingriffen, die in der Plastischen Chirurgie am häufigsten durchgeführt werden. Im Interview klärt Frau Dr. Maria Wiedner, erfahrene Ärztin für Plastische und Ästhetische Medizin, über die wichtigsten Fragen auf.
Was ist der Unterschied zwischen einer kompletten Bauchdeckenstraffung, einer Mini-Bauchdeckenstraffung und einer Fettabsaugung des Bauches?
Bei einer kompletten Bauchdeckenstraffung wird überschüssige Haut und Fettgewebe insbesondere unterhalb des Nabels entfernt und die Haut des gesamten Bauches gestrafft. Dabei entsteht eine bogenförmige Narbe in der Hautumschlagsfalte von einem Beckenknochen zum anderen, die meist durch die Unterwäsche oder einen Bikini bedeckt werden kann. Zusätzlich entsteht eine kleine Narbe um den Nabel, die man im Idealfall kaum sieht. Im Rahmen der kompletten Bauchdeckenstraffung wird auch gegebenenfalls eine Rektusdiastase mitkorrigiert, das ist eine Schwäche der muskulären Bauchwand, die oft nach Schwangerschaften oder auch angeboren auftritt. Durch diese Korrektur der geraden Bauchmuskeln in der Mittellinie wird der kugelig wirkende Bauch wieder flach.
Ergänzend kann man hier individuell noch eine vorsichtige high definition Liposuktion durchführen, um eine noch schlankere Taille zu formen und die Mittellinie im Sinne einer Champagner Rinne zu modellieren. Auch eine leichte Straffung der Innen-Oberschenkel kann man durch ein integriertes Scarpa-Lift erzielen.
Bei einer Mini-Abdominoplastik wird der Nabel nicht umschnitten und dadurch kann nicht so viel Haut und Fettgewebe entfernt werden. Sie wird angewendet, wenn lediglich unterhalb des Nabels ein leichter Hautüberschuss vorliegt. Eine bestehende Rektusdiastase kann auch bei einer Mini-Abdominoplastik mit korrigiert werden. Die Narbe entspricht meist in etwa einer Kaiserschnittnarbe, die etwas nach rechts und links erweitert wird.
Eine alleinige Fettabsaugung am Bauch ist nur bei straffer und elastischer Haut zur Entfernung von einzelnen Fettdepots, die durch Sport und Diät nicht weggehen, angezeigt. Auf keinen Fall ist es eine Methode zum Gewicht abnehmen oder zur Hautstraffung. Die Fettabsaugung bietet sich vor allem an den Flanken an, um eine schön geformte Taille zur Geltung zu bringen.
Für wen ist die Bauchdeckenstraffung gedacht?
Eine Bauchdeckenstraffung ist für Männer und Frauen gedacht, die einen Hautüberschuss und diätresistentes Fettgewebe am Bauch haben, das sich nach starker Gewichtsabnahme oder Schwangerschaften nicht ausreichend zurückgebildet hat. Sie dient auch zur Korrektur der Rektusdiastase, die das muskuläre Gleichgewicht zwischen der Bauchwand und der Rückenmuskulatur wiederherstellt, welche häufig nach Schwangerschaften auftritt. Dadurch bessern sich auch oft chronische Rückenschmerzen.
Wie wird eine Bauchdeckenstraffung durchgeführt?
Sowohl die komplette als auch die Mini-Abdominoplastik werden in Vollnarkose durchgeführt. Vor der Operation wird die zu erwartende Narbe mit Ihnen genau besprochen und eingezeichnet. Bei der Operation wird die Haut und das Fettgewebe am Bauch von den darunterliegenden Muskeln gelöst und der Überschuss entfernt, damit der Bauch wieder schön straff wird. Die geraden Bauchmuskeln werden in der Mittellinie miteinander vernäht und der Nabel auf der richtigen Position wieder eingenäht. Gleichzeitig wird an den Flanken und in der Mittellinie eine high definition Liposuktion durchgeführt. Am Ende werden meist 2 Drainagen eingelegt, die Haut in mehreren Schichten stabil vernäht und ein steriler Verband aufgebracht. Die Nähte an der unteren Narbe lösen sich von selbst auf, die Nähte um den Nabel werden nach circa 2 Wochen entfernt.
Wann ist eine Bauchdeckenstraffung nicht zu empfehlen?
Wenn allgemeine gesundheitliche Risiken gegen eine Operation sprechen, kann man eine Bauchdeckenstraffung oder Fettabsaugung nicht durchführen. Bei bereits bestehenden langen Narben, nach zum Beispiel einer Gallenblasenentfernung mit langem Schnitt, ist die Planung und Durchführung eine Bauchdeckenstraffung auf jeden Fall erschwert und es muss eine spezielle Technik angewendet werden, die wir hier seit einigen Jahren erfolgreich einsetzen.
Ab wie vielen Monaten bzw. Jahren nach der Entbindung würden Sie Neu-Müttern diese Operation empfehlen?
Die Bauchdeckenstraffung ist mit der Bruststraffung die häufigste Kombination des Mummy Makeovers. Die jungen Mütter können eine Operation nach dem Ende der Stillzeit planen. Auch ist es wichtig, dass man sich nach der Operation schonen kann und nicht schwer heben muss. Das muss bei der Planung des Operationstermins auf jeden Fall mitberücksichtigt werden. Meist planen wir die Operation ein bis zwei Jahre nach der Entbindung, wenn kein weiterer direkter Kinderwunsch besteht.
Mit welchen Fragen beziehungsweise Ängsten kommen Interessierte zu Ihnen?
Die Patientinnen wünschen sich wieder einen flachen Bauch ohne überhängende Hautschürze. Die Frage ist, wie man das jeweils am besten erreichen kann. Oft stört auch eine verwachsene Kaiserschnitt-Narbe, über die sich eine Hautfalte legt. Ängste liegen bei der Sichtbarkeit der Narben und den Risiken der Operation. Hier ist für jede Patientin eine individuelle Beratung notwendig. Bei der Untersuchung wird gemeinsam erarbeitet, ob eine Fettabsaugung oder eine Bauchdeckenstraffung, gegebenenfalls mit Vernähung der geraden Bauchmuskeln, die am besten geeignete Methode dafür ist und wie man die Risiken minimieren kann. Dazu gehört auch die richtige Ernährung und das optimale Auffüllen der Vitamin- und Spurenelementspeicher vor der Operation.
Was muss man nach der Operation beachten?
Der stationäre Aufenthalt liegt meist bei 2-3 Tagen. Hier werden Sie von unserem geschulten Team angeleitet, wie Sie am schonendsten aufstehen und sich bewegen, ohne die geraden Bauchmuskeln zu sehr anzuspannen. Insgesamt ist für 6 - 12 Wochen eine körperliche Schonung notwendig. In dieser Zeit ist auch das Tragen eines Kompressionsmieders empfohlen.
Welche Ergebnisse sind zu erwarten?
Je nach Ausgangslage und gewählter Technik kann man überhängende Hautfalten und Fettüberschüsse sehr gut entfernen und durch das Vernähen der geraden Bauchmuskeln wieder einen schönen flachen Bauch erzielen. Die zusätzliche high definition Liposuktion setzt noch weitere positive Akzente für eine schöne Taille und ein schlankes, sportliches Aussehen, wie vor der Schwangerschaft.
Sollte eine Operation erst nach einer abgeschlossenen Kinderplanung stattfinden?
Ich empfehle auf jeden Fall eine Bauchdeckenstraffung erst nach der abgeschlossenen Kinderplanung durchzuführen. Durch eine neuerliche Schwangerschaft nach einer Bauchdeckenstraffung kann es wieder zum Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln kommen und sich erneut ein Hautüberschuss bilden. Falls Sie nach einer Bauchdeckenstraffung schwanger werden sollten, können Sie natürlich die Schwangerschaft und Entbindung wie gewohnt erleben, jedoch kann es zu den gleichen Veränderungen wie vor der Bauchdeckenstraffung kommen.
Zu welchen Komplikationen kann es bei einer solchen Operation kommen?
In der ästhetischen Chirurgie müssen wir ganz besonders eindringlich auf alle möglichen Risiken und Komplikationen hinweisen, da der Eingriff ja nicht medizinisch notwendig ist. Im Rahmen des Untersuchungs- und Aufklärungsgesprächs werde ich Ihnen nicht nur mögliche Ergebnisse anhand von Vorher-Nachher Bildern zeigen, sondern auch anhand von Aufklärungsbögen die Risiken näherbringen. Die häufigsten Risiken sind das Auftreten von Wundheilungsstörungen oder Wundinfektionen so wie Hämatome oder Blutungen. Auch auf kosmetische Einschränkungen wie z.B. Asymmetrien oder neuerliches Erschlaffen der Haut muss hingewiesen werden.
Wo befinden sich die Narben nach einer kompletten Bauchdeckenstraffung?
Die Narbe befindet sich bogenförmig an der Obergrenze des Schamhügels, von einem Beckenknochen zum anderen verlaufend. Eine weitere Narbe befindet sich rund um den Nabel. Bei nur geringem Hautüberschuss am Unterbauch kann es sein, dass auch eine kleine vertikale Narbe in der Mittellinie entsteht.
Wann kann die Arbeit wieder aufgenommen werden?
Das hängt natürlich von der Belastung am Arbeitsplatz ab. Eine sitzende Bürotätigkeit kann schneller wieder aufgenommen werden als eine körperlich anstrengendere Arbeit. Ich empfehle eine komplette Schonung für zwei Wochen und dann eine langsame Steigerung. Wenn die Muskeln auch vernäht wurden, sollten Sie erst nach 12 Wochen wieder mit der vollen Belastung beginnen. Das gilt sowohl für die Arbeit als auch für Sport. Ohne Vernähung der Muskel sollte eine Schonung für ca. 6-8 Wochen ausreichen.
Was halten Sie abschließend von diesen Operationen zur Verbesserung des Aussehens des Bauches? Welche Alternativen würde es geben?
Die Bauchdeckenstraffung ist bei einer erschlafften Bauchdecke mit Bildung einer Hautfalte nach Schwangerschaften die einzige Möglichkeit, einen straffen Bauch wieder zu erlangen. Natürlich warten Sie zuerst die Rückbildung nach der Entbindung ab und geben Ihrem Körper die Zeit, die er braucht. Wenn aber nach einem Jahr der Bauch noch immer so aussieht, wie während der Schwangerschaft, dann hat sich wahrscheinlich eine Rektusdiastase entwickelt, die sich von alleine nicht mehr zurückbildet und die nur chirurgisch korrigiert werden kann. Die Alternativen liegen befundabhängig bei der Mini-Abdominoplastik oder der kompletten Abdominoplastik. In besonders ausgeprägten Fällen, wo zusätzlich ein starker Gewichtsverlust aufgetreten ist, sind Erweiterungen möglich, wie z.B. eine Fleur-de-lis Abdominoplastik oder ein zirkuläres unteres Bodylift. Die Bauchdeckenstraffung ist aufgrund der guten Ergebnisse mit eine der häufigsten plastisch chirurgischen Eingriffe und wird von uns regelmäßig durchgeführt.