Vergrößern. Verkleinern. Straffen. Wie bekomme ich einen schönen Busen?
Alle Frauen wollen ihn, nicht alle Frauen haben ihn: einen schönen Busen. Für viele ist eine Brust-OP die letzte Möglichkeit, einen schönen Busen zu bekommen. Zu große, zu kleine, zu schlaffe oder asymmetrische Brüste - die betroffenen Frauen leiden darunter. Wir sprachen mit der Plastischen Chirurgin Dr. Julia Berkei, Frankfurt, über die unterschiedlichen Möglichkeiten einer Brustoperation.
Dr. Berkei, ein schöner Busen für ein schönes Dekolleté, ist der Wunsch durch den Implantat-Skandal rückläufiger geworden?
Natürlich weckt ein in der Öffentlichkeit negativ diskutiertes Thema verstärktes Interesse. Jedoch hat der Implantat-Skandal diesbezüglich nicht dazu geführt, dass die Nachfrage nach einer Brust-OP rückläufig war. Im Gegenteil. Die Patienten setzen sich wesentlich kritischer mit dem Thema auseinander und hinterfragten viel gezielter. Ich kann sogar sagen, dass die Aufklärung in der Bevölkerung insgesamt verbessert ist, was ich sehr befürworte.
Ist es in Ihrer Praxis vorgekommen, dass aufgrund der Situation sich Patienten gegen ein „Implantat“ entschieden haben?
Wir bekommen verstärkt Rückfragen, welche Implantate verwendet werden und ob sie sicher sind. Diese Aufklärung wird von Ärzten grundsätzlich vor dem chirurgischen Eingriff durchgeführt. Und zu Ihrer Frage: Nein, wir haben keine Rückläufer diesbezüglich gehabt.
Wie beraten Sie Ihre Patienten, die sich einer Brust-OP unterziehen möchten?
Unabhängig von der Indikation ist die Beratung ein sehr individuelles Thema. Keine Patientin kann nach einem festgefahrenen Schema beraten werden. Das Gespräch ist immer sehr individuell zu betrachten. Ich sehe es als meine Pfl icht und Aufgabe an, genau zuzuhören um herauszufi nden, woran sich die Patientin stört. Ist es die Größe, die Form oder aber die Position der Brustwarze? Ist es das Fettdepot, das sich in der vorderen Achselfalte in Richtung Achselhöhle vorwölbt und bei ausgeschnittenen Tops oder Kleidern unschön aussieht? Wichtig ist, genau zuzuhören, um das individuelle Problem zu erkennen.
Worauf achten Sie insbesondere?
Es ist ganz wichtig, die Patienten zu differenzieren. Eine Gruppe fällt in die Kategorie einer zu kleinen Brust. Das sind die Frauen, die ein Cup A tragen und sich eine Vergrößerung wünschen. Die andere Gruppe sind Frauen, die durch eine Gewichtsveränderung oder Stillzeit eine geschrumpfte oder schlaffe Brust haben. Sie gehören in die Kategorie der Vergrößerung mittels eines Implantats. Die dritte Gruppe sind Frauen, die unter einem zu großen, zu voluminösen Busen leiden, der verkleinert werden soll.Aufgrund der sehr intensiven Gespräche fi nde ich heraus, wo das Problem liegt. Jede Brust-OP, ob nun eine Vergrößerung mit Implantat, eine Verkleinerung oder eine Veränderung der Brustwarzenposition, ist eine große Verantwortung. Schließlich ist es nicht nur ein Eingriff, sondern die Operation selbst, die entscheidend für das ganze Leben ist. Bei allen durchführbaren Maßnahme ist es daher sehr wichtig, sich einem ehrlichen und erfahrenem Operateur anzuvertrauen.
XXL-Vergrößerung - Befürwortung oder Ablehnung?
Das ist in der Relation zu sehen. Circa 95 Prozent der Patienten haben ganz realistische Vorstellung. Vielleicht hängt das aber auch vom Arzt ab. Doch es gibt wenige Frauen, die diese extremen Wünsche haben. Und wenn sie damit zu mir kämen, würde ich sie auf die doch immensen Proportionsverschiebungen ihres Körpers hinweisen. Grundsätzlich muss ein großes Implantat auch zur Figur passen. Schlanke Frauen mit dem Wunsch einer Triple-XVergrößerung halte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht als empfehlenswert.
Ab wann sollte überhaupt eine Frau über eine Brust-Operation nachdenken?
Hier ist immer der psychische Faktor auschlaggebend. Ich muss mir die Frage stellen, warum sie zu mir kommt und wie es mit ihrem Selbstbewusstsein aussieht. Frauen, die nicht 100-prozentig von einem Eingriff überzeugt sind, sage ich immer, dass sie sich im Spiegel anschauen sollen. Wenn sie dann, mit dem was sie sehen, gar nicht so unglücklich sind, rate ich von einer OP ab. Nur diejenigen, die sich nicht mehr im Spiegel betrachten können, für die ist eine OP ratsam.
Vergrößerung, Verkleinerung und Straffung – wo sind die Unterschiede?
Eine Vergrößerung führt immer zu einer Volumenzunahme und somit zu einem größeren Cup. Die Technik: das Einsetzen eines Brustimplantats, vorzugsweise die derzeit aktuelle und sehr natürlich aussehende Tropfenform.Eine Straffung kann isoliert vorgenommen werden. Bei dieser Methode wird der Hautmantel gestrafft, was zu einem Anheben der Brust führt. Bei einer abgesunkenen Brustwarze und einem großen Hautmantel wird durch die Straffungsmaßnahme die Form optimiert, wobei die ursprüngliche Größe, bis auf wenige Gramm, erhalten bleibt.Verkleinert wird eine Brust, wenn die Patientin unter der Größe leidet. Dann graben sich die BH-Träger tief in die Schultern ein, was sehr schmerzhaft ist. Haltungsschäden sind auch Folgen einer zu großen Brust. Oftmals stehen sie auch nicht in Relation zum gesamten Körper.Eine weitere Variante ist die kombinierte Möglichkeit einer Brust- Straffung, die gleichzeitig mit einer Vergrößerung einhergeht. In diesem Fall hat die Brust, durch das Stillen der Kinder oder aber durch extremen Gewichtsverlust, an Volumen verloren. Wird bei dieser Indikation lediglich der Hautmantel gestrafft, mangelt es an Volumen. Daher kombiniere ich die Straffung mit einer Vergrößerung.
Können Sie uns die Techniken schildern?
Bei einer Vergrößerung empfehle ich den Schnitt in der Brustfalte. Das ist logisch, da nach 10 bis 20 Jahren das Implantat über diesen Schnitt wieder ausgetauscht wird. Nur auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten, der natürlich über alle Techniken im Vorgespräch aufgeklärt wird, würde ich den Schnitt um die Brustwarze durchführen. Der Schnitt über die Achselhöhle birgt viel zu viele Risiken und ist absolut out. Risiken können sein: Infektionen, Verrutschen des Implantats, da die ganze Tasche bis nach oben in der Achselhöhle geöffnet ist, wesentlich höhere Nachblutung und Kapselbildung. Die genannten Nachteile sind so gravierend, dass ich diese Technik komplett ablehne.Bei der Ministraffung verläuft der Schnitt um die Brustwarze und ist aufgrund „wenig“ Narbe sehr vorteilhaft. Eine weitere Straffungstechnik ist das Setzen eines I-Schnitts. Dieser verläuft um die Brustwarze und minimal senkrecht Richtung Brustfalte. Die klassische Operationstechnik ist der Schnitt in Form eines umgekehrten T’s: vom halbrunden Schnitt um den Brustwarzenhof senkrecht hinunter zur Brustumschlagsfalte. Diese Technik eignet sich besonders gut bei sehr großen, flachen und hängenden Brüsten.Bei der Verkleinerung wird prinzipiell auch der T-Schnitt gesetzt. Doch operiere ich überwiegend nach „Ribeiro“, benannt nach dem bekannten brasilianischen Chirurg, der diese Technik entwickelt hat. Gerade bei einer Brust-Verkleinerung ist das Gewebe oftmals sehr weich und hängt durch. Um eine schöne straffe Brust mit einem attraktiven Dekolleté zu erhalten, wäre gleichzeitig ein Implantat notwendig. Bei der Technik nach „Ribeiro“ wird Brustgewebe aus dem unteren Anteil der Brust im Innenbereich nach oben verschoben. Das Ergebnis ist eine sehr natürlich aussehende schöne Brust mit einem gefüllten Dekolleté. Natürlich und ohne Silikon. Die Technik ist so raffiniert und beugt dem Durchhängen der Brust entgegen. Meiner Meinung nach ist dies die beste Methode.
Wann muss ein Implantat ausgetauscht werden?
Bei Implantaten gibt es kein Verfallsdatum wie bei Medikamenten. Doch sollte es zwischen 10 bis 20 Jahren ausgetauscht werden, da früher oder später der Körper darauf mit einer leichten Kapsel reagiert. Kurz zur Info: Der Körper bildet um jeden Fremdkörper eine kleine Schutzhülle, ob das nun ein Holzsplitter oder ein Implantat ist, und „kapselt“ den Fremdkörper ab. Diese Kapsel, die durch die Fibroblasten produziert wird, führen zu einer dickeren Bindegewebsschicht, um das Implantat gegen den Körper besser abzugrenzen. Man spricht von einer Kapselfibrose. Das Ausmaß wird nach Baker in vier Schweregrade eingeteilt.
Sind regelmäßige Untersuchungen notwendig?
Ja. Wer ein Implantat hat, muss sich jährlich untersuchen lassen. Entweder bei seinem Plastisch-Ästhetischen Chirurg oder bei einem Gynäkologen. Und circa alle 3 bis 5 Jahre sollte eine MRT (Magnetresonanztomografie) gemacht werden.