Scheidenstraffung – Interview mit Dr. med. Matthias Stroth
Warum entscheiden Patientinnen sich für eine Scheidenstraffung?
Der Hauptgrund ist oftmals ein subjektives Weitegefühl der Patientin in der Scheide. Viele Patientinnen spüren ihren Partner beim Geschlechtsverkehr nicht mehr richtig, woraus ein vermindertes Lustempfinden resultiert. Oft spürt auch der Partner weniger, wobei der alleinige Wunsch des Partners nicht ausschlaggebend für die Operation sein sollte. Vielmehr muss immer das eigene körperliche Empfinden der Patientin bzw. die eigene Zufriedenheit mit der Sexualität ausschlaggebend sein. Eine Scheidenstraffung zur Verengung der Scheide (= Vagina) kann hier regelmäßig helfen. Synonym werden für diese Operation auch die Begriffe Scheidenverjüngung, Vaginalstraffung oder Vaginalverjüngung genutzt.
Verändert sich die Weite der Scheide im Leben?
Neben der individuellen Anatomie gibt es weitere Faktoren, wie etwa ein schwaches Bindegewebe, vaginale Geburten nebst Geburtsverletzungen, Rauchen, sportliche Aktivitäten oder auch nachlassende Gewebeelastizität einer Patientin mit zunehmendem Alter. Daraus resultiert regelmäßig jedoch kein krankhafter Zustand. Entscheidend ist stets, ob die Patientin sich subjektiv beeinträchtigt fühlt oder nicht, was insbesondere im Hinblick auf das sexuelle Empfinden gilt.
Wie wichtig ist die Scheidenweite beim Geschlechtsverkehr?
Das weibliche Lustempfinden wird von vielen Faktoren bestimmt, die teils psychischer, teils physischer Natur sind. Aus anatomischer Sicht spielt die Weite des unteren Scheidendrittels dabei aber eine entscheidende Rolle: hier befinden sich viele sensible Nerven der Vagina, welche eine sexuelle Erregung vermitteln. Die Fachliteratur spricht insofern von der „orgastischen Manschette“ im vorderen Scheidenbereich, welcher bei sexueller Erregung stärker durchblutet wird und daher anschwillt. Diese umschließt dann beim Geschlechtsverkehr den Penis und stimuliert Frau und Mann gleichzeitig. Natürlich spielt beim Geschlechtsverkehr auch die Anatomie des Partners eine Rolle bei der Erregung der Patientin. Hat die Enge der Scheide jedoch nachgelassen, kann dies zu einem verminderten Lustempfinden vor allem der Frau, aber auch des Mannes führen.
Was passiert bei der Straffungsoperation?
Durch die Operation werden die Muskeln und der Beckenboden im Scheideneingangsbereich dauerhaft gestrafft und dadurch das vordere Scheidendrittel verengt. Somit wird nach der Operation gerade eine erhöhte Erregbarkeit in diesem für den Geschlechtsverkehr so wichtigen Bereich erreicht. Die Operationsnarbe befindet sich dabei hauptsächlich im Inneren der Scheide und ist von außen praktisch nicht sichtbar. Der Eingriff erfolgt als ambulante Operation, die Patientin kann ca. zwei Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen.
Was ist nach der Operation zu beachten?
Die Wundheilung dauert ca. 6 Wochen, wobei für den dauerhaften Erfolg der Operation die ersten Wochen am wichtigsten sind. Für diese Zeit soll auf größere Belastungen des Beckenbodens, insbesondere auf Geschlechtsverkehr und Sport im Beckenbereich verzichtet werden. Auf der Toilette gelten keine Besonderheiten, Duschen ist ab dem ersten Tag möglich. Die Fäden lösen sich von alleine auf und müssen nicht gezogen werden.
Können Komplikationen auftreten?
Bei jeder Operation können sich allgemeine Risiken wie etwa Wundinfektion, Allergische Reaktionen oder Einblutungen im Wundbereich (= Hämatome) realisieren. Bei der Scheidenstraffung kommt dies jedoch sehr selten vor. Aus praktischer Sicht ist auf postoperative Schmerzen im Operationsgebiet hinzuweisen – die Patientinnen berichten hier typischer Weise von einem muskelkaterähnlichen Schmerz – welcher durch die Straffung der Muskulatur und die daraus resultierende Gewebespannung hervorgerufen wird. Diese Schmerzen sind jedoch regelmäßig ohne Schmerzmittel zu beherrschen. Solange die Fäden in der Vaginalhaut vorhanden sind berichten auch einige Patientinnen über einen für kurze Zeit nach der Operation bestehenden Ausfluss. Hier ist es wichtig die Patientinnen darauf hinzuweisen, dass dieser Ausfluss von der Wundfläche herrührt und nicht durch eine Infektion bedingt ist.
Wie erfolgreich ist die Operation?
Die operative Scheidenstraffung führt zu einer dauerhaften Vaginalverengung. Patientinnen berichten über ein verbessertes Sexualempfinden und spüren ihren Partner besser, welcher ebenfalls ein erfüllteres Sexualerleben haben kann. Die Straffung führt zu einer erhöhten Reibung in der Scheide beim Geschlechtsverkehr, womit die für die sexuelle Erregung so relevanten Nerven im vorderen Vaginaldrittel durch den Penis stärker gereizt werden. Auch kann eine stärkere Stimulation des G-Punktes durch das engere Anliegen des Penis an der vorderen Vaginalwand erreicht werden.
Gibt es alternative Behandlungsmethoden?
Zum einen ist die vaginale Laserbehandlung zu erwähnen, bei welcher durch einen CO2-Laser die Kollagenbildung und Durchblutung der Scheide verbessert werden soll. Dafür sind regelmäßig drei Behandlungen im Abstand von jeweils 4-6 Wochen erforderlich. Die Scheide selbst wird dabei in der Regel nicht verengt, sondern vielmehr die Vaginalhaut verdickt. Auch sind regelmäßig jährliche „Auffrischungstherapien“ erforderlich.
Zum anderen gibt es die Möglichkeit der Unterspritzung der Vaginalhaut mit Eigenfett oder künstlichen Füllmaterialien. Die Eigenfettunterspritzung führt aber oft zu nicht befriedigenden Ergebnissen, da das weiche Fettgewebe die von der Patientin gerade unter dem Gesichtspunkt der sexuellen Erregung gewünschte Straffheit der Scheide nicht erzielt. Bei der Unterspritzung mit künstlichen Füllmaterialien (z.B. Hyaluronsäure) muss darüber hinaus noch zusätzlich beachten werden, dass Hyaluronsäure im Körper abgebaut wird und daher ein regelmäßiges nachspritzt werden muss.
Eine dauerhafte Scheidenstraffung lässt sich daher daher regelmäßig nur durch die Operation erreichen.
Sind nach der Operation noch Geburten möglich?
Ja, jedoch muss bei einer vaginalen Geburt damit gerechnet werden, dass die Enge der Scheide erneut nachlässt. Sofern noch ein Kinderwunsch gegeben ist, entscheiden sich daher einige Patientinnen für einen Kaiserschnitt.