Mutter, Schwester, Oma: Was kann ich tun bei erhöhtem Brustkrebsrisiko?
Das Alter der Frau, die weiblichen Hormone, Ernährung und Lebensstil – es gibt einige Umstände, die überdurchschnittlich häufig im Zusammenhang mit Brustkrebs stehen und die Wahrscheinlichkeit für eine Brustkrebserkrankung erhöhen.
Etwa 5-10 Prozent der Brustkrebserkrankungen können auch erblich bedingt sein. Hat die Patientin das Brustkrebsgen geerbt, liegt die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken, sogar bei 85 Prozent. US-Schauspielerin Angelina Jolie (37) hat ein solches familiäres Brustkrebsrisiko und ließ sich aus Angst vor einem Krebsleiden gerade beide Brüste amputieren.
Ein drastischer Schritt, sagt Susanna Hellmeister, Sektionsleiterin Pränatal- und Brustdiagnostik an den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg. „Ein familiäres Risiko liegt dann vor, wenn in der Familie zwei Verwandte unter 50 Jahren oder eine Frau im Alter von unter 35 Jahren an Brustkrebs erkrankt sind. Trotzdem wird ein großer Teil dieser Frauen die Krankheit niemals entwickeln“, beruhigt die Expertin für Brust- und Eierstockkrebs.
Wenn bei der Mutter, Schwester oder Großmutter Brustkrebs diagnostiziert wurde, haben Frauen allerdings eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein mutiertes Brustkrebsgen in sich zu tragen. Klarheit darüber bringt oftmals ein Gentest. Der kann nachweisen, ob die mutierten Brustkrebsgene (BRCA1 und BRCA2, dabei steht BRCA für Breast Cancer) im Erbgut der Frau vorhanden sind.
Früherkennung und Prävention
Ist der Gentest positiv, werden die betroffenen Frauen an ein spezielles Zentrum überwiesen. In Deutschland gibt es sieben Zentren, die sich mit diesem speziellen Problem beschäftigen.
Dort ist die Überwachung der Patientinnen engmaschig. Das intensive Früherkennungsprogramm beinhaltet beispielsweise die halbjährliche Ultraschalluntersuchung, eine jährliche Mammographie-Untersuchung sowie eine Kernspintomographie der Brust.
Bei gesunden Risikopersonen, die das mutierte Krebsgen in sich tragen, beginnen diese Untersuchungen für die Brust mit 25 Jahren bzw. 5 Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter in der Familie. Bei positiv auf das mutierte Brustkrebsgen getesteten Patientinnen werden auch alle Maßnahmen von den Krankenkassen übernommen.
Entscheiden sich die Frauen für eine präventive, bilaterale Mastektomie, also für die Entfernung der Brust, verringern sie ihr Brustkrebsrisiko damit deutlich. Es gibt aber auch alternative Möglichkeiten zur Früherkennung und Prävention von Brustkrebs, sagt Susanna Hellmeister: „Zur Prävention bietet sich beispielsweise eine prophylaktische Brustdrüsen- und oder Eierstockentfernung an. Auch dadurch kann das Risiko einer entsprechenden Erkrankung stark reduziert werden.“
Familiäres Brustkrebsrisiko – aber Gentest negativ?
Risikopersonen, bei denen der Gentest jedoch negativ war, ist ebenfalls ein Früherkennungsprogramm zu empfehlen. Denn je kleiner der Tumor bei der Diagnose ist, desto besser stehen die Heilungschancen.
Das intensive Früherkennungsprogramm der Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg beinhaltet beispielsweise eine individuell auf die Patientin und ihr Risiko zugeschnittene Betreuung und Überwachung der Risikopatientin. Die Betroffenen werden zusammen mit den niedergelassenen Kollegen engmaschig betreut.
„Es ist außerdem ratsam, einmal pro Monat die Brust abzutasten, am besten direkt nach der Regelblutung. Halbjährlich sollte außerdem eine ausführliche Untersuchung der Brust durch den Frauenarzt stattfinden“, erklärt Hellmeister.