Intime Probleme, Offene Lösungen: Schamlippenkorrektur ohne Tabus

Leider ist es auch Anfang 2024 immer noch Tatsache, dass man zwar offen über eine Brustvergrößerung, Bauchdeckenstraffung, Fettabsaugung, Filler, Botox und andere ästhetische Eingriffe spricht, das Thema vergrößerte Schamlippen und die damit oft verbundenen Probleme dann aber plötzlich nicht einmal der besten Freundin/Mutter/Schwester gegenüber thematisiert.

Warum, frage ich mich als Plastische Chirurgin und generell als Frau, Mutter und Tante, spricht man nicht über ein so natürliches und doch sehr häufiges Thema, das so viele Frauen in wirklich jedem Alter betrifft?

Schon das Wort „Schamlippe" an sich sollte man sich weigern zu verwenden, denn in keinster Weise sollte an dem weiblichen Intimbereich irgendetwas schambehaftet sein. 

Immer mehr Frauen kommen zu mir mit diesem Anliegen in die Praxis. 

Oft steht der ästhetische Aspekt gar nicht im Vordergrund: Die meisten Frauen haben durch den Gewebeüberschuss im Labienbereich mechanische Probleme, klassisch mit Schmerzen beim Fahrradfahren oder Reiten, Einklemmen oder „Zwicken“ in enger Unterwäsche oder Leggins, teils mit vermehrten Pilz- oder Harnwegsinfekten verbunden, so dass in vielen Fällen eine medizinische Indikation für eine operative Korrektur gegeben ist. 

Nicht zu vernachlässigen ist aber auch, dass Betroffene beim Geschlechtsverkehr nicht selten sexuell gehemmt sind und sich auch optisch an ihren Labien bei Saunagängen etc. stören.

Was kann man also tun um hier Abhilfe zu schaffen?

1. Mehr Bewusstsein schaffen - offener mit seiner Freundin, Schwester, Tochter darüber sprechen. Oft berichten meine Patientinnen, dass sie sich nach der ambulanten OP von der Mutter oder Freundin abholen ließen, und als sie sich dann getraut haben das Thema des Besuchs in unserer Klinik anzusprechen, diese plötzlich und unerwartet selbst von ihren Problemen diesbezüglich erzählten.

2. Sich bei einem/er erfahrenen Facharzt/ärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie vorstellen der/die diese Operationen professionell, risikoarm und mit Liebe zum Detail durchführt, und beraten lassen. Wichtig ist hier zu jemandem zu gehen, der den Intimbereich diskret gemeinsam mit Ihnen analysiert, denn häufig zeigt sich nicht nur ein Gewebeüberschuss im Labienbereich, sondern auch am Klitorismantel ( = die Haut oberhalb der Labien um die Klitorisspitze), oder die Klitorisspitze ragt deutlich hervor, und dann kann es durchaus sinnvoll sein, gleichzeitig eine Korrektur des umliegenden Gewebes durchzuführen um ein ansprechendes Gesamtergebnis zu erreichen.

Die Operation wird nach einem ausführlichem Aufklärungsgespräch in dem alle Fragen betreffend Risiken, Nachbehandlung, Verhaltensmaßnahmen und auch sexuellem Empfinden geklärt werden in lokaler Betäubung durchgeführt. Ängste vor der Spritze sind hier unnötig, denn da man zuvor eine spezielle Betäubungscreme aufträgt, ist die lokale Betäubung im Anschluss nicht mehr spürbar.

Während der Operationszeit (je nach Umfang des Befundes ca 1-2 Stunden) können Sie Musik oder einen Podcast hören und bestmöglich entspannen.

Die wichtigsten Facts nach der OP: Sie sollten Damenbinden in einer gut sitzenden Unterhose tragen, 2 Tage Ruhezeit auf der Couch einplanen, in der sich das Gewebe erholen kann und insgesamt mit einer bis zwei Wochen Schonzeit rechnen. Übliche Reaktionen nach der OP sind: Schwellung, leichter Schmerz, Juckreiz oder manchmal kleinere Wundheilungsstörungen, die in der Regel komplikationslos von alleine abheilen.

Duschen ist ab dem ersten Tag nach der OP mit klarem Wasser erlaubt, auf Seife oder spezielle Intimwaschlotionen sollte in der ersten Woche nach dem Eingriff verzichtet werden, nach 2 Tagen können Sie eine spezielle Wundsalbe auftragen.

Alles was den Intimbereich stärker belastet wie Geschlechtsverkehr, Tampons, Reiten und Fahrradfahren ist erst nach 6 Wochen erlaubt.

Themen in den Wochen nach dem Eingriff sind manchmal, dass man die Knötchen der selbstauflösenden Fäden mehrere Wochen tasten kann (nach 8 Wochen kann man hier mit Massage beginnen), sich eine milde Restschwellung relativ langsam über mehrere Wochen zurückbildet und die 6 Wochen Verbot von Tampons oder Geschlechtsverkehr -  man will ja schließlich feinste, kaum sichtbare Narben für sein intimästhetisches Wohlbefinden.

Mein Tipp:  Ausführlich beraten lassen und im Zweifel eine Zweitmeinung einholen bei einem wichtigen und sensiblem Thema.

Dr. med. univ. Heike Traintinger

Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie

Klinik auf der Karlshöhe - Stuttgart