Interview mit Frau Dr. Petra Berger: Schönheitschirurgie von Frau zu Frau

Interview mit Frau Dr. Petra Berger: Schönheitschirurgie von Frau zu Frau
Von Dr. med. Petra Berger
Dr. med. Petra Berger arbeitet nach dem Leitsatz, dass Schönheit und Gesundheit zusammengehören. Daher legt die Expertin besonderen Wert auf natürliche, ästhetische Ergebnisse.
Erstellt am 4.04.2008 · Aktualisierung: 11.01.2022

Frau Dr. Berger ist Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie und erklärt in diesem Interview mit Estheticon, welche Vorteile weibliche Patientinnen haben, wenn Sie von einer Ärztin behandelt werden und bei welchen operativen Eingriffen, die Wahl einer weiblichen Kollegin für Frauen besoners im Hinblick auf Emphatie die bessere Wahl ist. 

Frau Dr. Berger, Sie haben als Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie 13 Jahre Operationserfahrung. Würden Sie sagen, dass es für Patientinnen wichtig ist, dass Sie eine Frau sind?

Dr. Berger: Ja, viele Patientinnen entscheiden sich ganz bewusst dafür, sich von einer Frau behandeln zu lassen. Neben den höherwertigen manuellen Fähigkeiten einer Frau erwarten sie – und erleben dann auch oft –, dass eine Ärztin ihre Gedanken und ihre seelische Befindlichkeit besser nachvollziehen kann als ein männlicher Kollege und einen respektvolleren und „sanfteren“ Umgang pflegt.

Zum Beispiel?

Dr. Berger: Wünscht die Patientin beispielsweise eine Brustvergrößerung, nimmt sich eine Chirurgin meist mehr Zeit. Sie bespricht mit der Patientin nicht nur ausführlich unterschiedliche Methoden, sondern klärt auch, welche Lösung zu ihr persönlich am besten passt. Sie probiert in Ruhe aus, welche Größen und Formen am natürlichsten und schönsten aussehen und so weiter. Erfahrungsgemäß wird die Anzahl von Korrekturen und Revisionseingriffen gesenkt, weil schon beim ersten Mal der Wunsch der Patientin erfasst und respektiert wird.

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Sie gehören zu den wenigen Plastischen Chirurgen in Deutschland, die Brustvergrößerungen auch mit Eigenfett durchführen. Was macht diese Methode für Patientinnen so attraktiv?

Dr. Berger: Diese Methode spricht vor allem Frauen an, die sich mit Fremdmaterial im Körper unwohl fühlen würden. Oder solche, die schon einmal eine Kapselfibrose hatten – das ist eine der möglichen Nebenwirkungen einer Brustvergrößerung – oder Angst davor haben. Bei der Brustvergrößerung mit Eigenfett wird an geeigneten Stellen Fett entnommen, mit einer speziellen Methode aufbereitet und dann unter die Haut der Brust gegeben. Diese Methode ist international gesichert und wird in vielen Ländern erfolgreich angewendet. Leider ist sie hierzulande noch weitgehend unbekannt. Wir hoffen, daß sich das bald ändert. Gleichzeitig werden wir eine Akademie gründen, um deutschen und auch europäischen Kollegen diese Methode beizubringen. Wir möchten nicht, daß Ärzte, die in dieser Methode keine Ausbildung haben einfach im „do it yourself Verfahren“ Patientinnen operieren. So einfach ist die Technik nicht und wir möchten Komplikationen vermeiden, die Patientinnen schaden können und diese schöne Technik in Verruf bringen.

Ein weiterer Bereich, in dem viele Patientinnen eine Chirurgin einem männlichen Arzt vorziehen, ist die Intimchirurgie, also der Bereich der Genitalästhetik. Worum geht es dabei?

Dr. Berger: Zum Beispiel können proportional zu große Schamlippen verkleinert oder der Schamhügel vergrößert werden. Manche Frauen werden auch nach Geburten, besonders nach Mehrlingsgeburten, oder durch altersbedingte Erschlaffung ihres Gewebes inkontinent oder klagen über Empfindungsstörungen beim Geschlechtsverkehr. Operativ können wir heute die anatomischen Verhältnisse des inneren weiblichen Genitaltraktes wiederherstellen und straffen. Die Patientin gewinnt damit ihre Empfindsamkeit zurück, zum Teil sogar verstärkt.

Solche Themen sind äußerst sensibel. Die Schamgrenze der meisten Frauen ist hier sehr niedrig. Sie schrecken davor zurück, darüber mit einem Mann zu sprechen und sich einem Mann nackt zu zeigen. Mit einer Frau, die ihre Probleme unmittelbar verstehen und nachempfinden kann, sind offene Gespräche möglich. Auf Wunsch betreuen bei uns ausschließlich weibliche Teams die Patientin. Das gilt auch für die Fachbereiche Anästhesie, Gynäkologie und Psychologie, in denen wir mit Fachärztinnen eng zusammenarbeiten.

Das Thema Schwangerschaft haben Sie eben kurz gestreift. In diesem Zusammenhang verändert sich ja der Körper erheblich und oft auch nachhaltig. Ist das ebenfalls ein spezielles „Frauenthema“?

Dr. Berger: Selbstverständlich! Gebären und Stillen ist etwas Wunderbares – aber der Körper ist hinterher leider meist nicht mehr der gleiche. Nicht nur die genannte Bindegewebsschwäche, sondern auch Schwangerschaftsstreifen oder erschlaffte Brüste können Minderwertigkeitskomplexe auslösen. Die Werbung suggeriert perfekte Frauen, und manche Frauen schämen sich – besonders gegenüber Männern –, wenn ihr Körper diesem Ideal nicht oder nicht mehr entspricht.

Macht es überhaupt Sinn, vor Abschluss der Familienplanung beispielsweise Brustkorrekturen vorzunehmen?

Dr. Berger: Das kommt auf die individuelle Situation an. Der Körper kann sich in der Schwangerschaft oft nachhaltig verändern. Korrekturen sollten im Idealfall erst danach geplant werden.

Bei Gesichtskorrekturen spielt diese Frage keine Rolle. Ist das Geschlecht des Arztes bei Faltenglättung, Tränensäcken oder Nasenkorrektur auch relevant?

Dr. Berger: Manchmal schon. Ich denke, dass weibliche Ärzte eher auf die verschiedenen Schritte eingehen, mit denen man Falten in den Griff bekommen kann. Und auch bei einem Eingriff etwa an Nase oder Kinn betrachten sie eher das kosmetische Gesamtbild und beraten die Patientin umfassender und im Gesamtspektrum invasiver und nicht invasiver Methoden.

Sie haben nicht nur weibliche, sondern auch viele männliche Patienten. Warum kommt ein Mann zu einer Plastischen Chirurgin – und geht nicht zu einem männlichen Kollegen?

Dr. Berger: Teilweise aus ähnlichen Gründen wie eine Frau: Männliche Patienten erwarten von weiblichen Chirurgen größere Empathie und mehr Feinfühligkeit. Einige Männer haben die Erfahrung, dass ihre Geschlechtsgenossen, bewusst oder unbewusst, nicht frei sind von Konkurrenzdenken. Dies führt zu Hemmungen, über ihre körperlichen Mängel, auch wenn diese objektiv vielleicht geringfügig sind, mit einem Mann offen zu sprechen. Es ist ja auch in anderen Zusammenhängen nicht ungewöhnlich, dass sich Männer Frauen gegenüber unbefangener fühlen als gegenüber dem eigenen Geschlecht.

Wann halten Sie chirurgische Eingriffe für sinnvoll? Müssen es überhaupt immer gleich chirurgische Eingriffe sein?

Dr. Berger: Das kommt auf den Einzelfall an. Schönheit und Wohlbefinden hängen eng zusammen. Zufriedenheit mit dem eigenen Äußeren kann das Selbstwertgefühl steigern. Das wirkt sich positiv auf alle Lebensbereiche aus. Denken Sie zum Beispiel an die so genannten Reiterhosen, die mit einer Liposuktion, also mit Fettabsaugen gezielt beseitigt werden können. Oder denken sie an den Bodylift, also grosse Straffungsoperationen nach starkem Gewichtsverlust. Eine Op bringt hier eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität. Auch dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich viele Frauen – ebenso wie viele Männer – bei einer Chirurgin sicherer und entspannter fühlen.

Eine Operation ist allerdings nicht der einzige und nicht immer der sinnvollste Weg. Zu einem verantwortlichen Umgang mit Menschen gehört es auch, unter Umständen von einer ästhetischen Operation abzuraten. Aber selbst dann lassen wir unsere Patientinnen und Patienten nicht allein, sondern empfehlen ihnen kompetente Ansprechpartner(innen) aus anderen Bereichen. Dieses Verantwortungsgefühl und dieses „Kümmern“ sind, glaube ich, ureigenste weibliche Eigenschaften.

Dr. med. Petra Berger

Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Mitglied der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC ehem. VDPC), IPRAS, beim Bund deutscher Chirurgen (BDC), Interplast und European Workshop for advanced Plastic Surgery (EWAPS).

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