Interview mit Holger Fuchs zum Thema Brustvergrößerung

Interview mit Holger Fuchs zum Thema Brustvergrößerung
Von Dr. med. Holger Fuchs
Dr. med. Holger Fuchs ist Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie und beitet eine Vielzahl an gesichtsverjüngenden wie körperstraffenden Behandlungen an.
Erstellt am 6.05.2014 · Aktualisierung: 15.03.2021

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Wenn eine Frau zu Ihnen kommt mit dem Wunsch nach einem größeren Busen: Was ist für Sie ausschlaggebend, eine OP durchzuführen?

Es ist und bleibt eine Operation an einem primär gesunden Körper. Meine Patientinnen sollen sich diesen Schritt gut überlegen. Er darf nicht aus einer „Laune“ heraus entstanden sein. Nach einer umfassenden Beratung und der Aufklärung über Chancen, Grenzen und Risiken schicke ich die Patientinnen zunächst wieder nach Hause, um über das Gesagte nach zu denken. Dann können wir uns gerne nach einer gewissen Zeit zu einer weiteren Beratung sehen.

Was für Frauen kommen zu Ihnen? Welche Motivation haben diese Frauen ihre Brust zu vergrößern?

Zu mir kommen Frauen jeden Alters und mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund. Die Frauen fühlen sich mit Ihrer Brust nicht weiblich. Sei es durch Schwangerschaften, Brustdeformitäten, sogenannten Micromastien (Körbchengröße kleiner A) oder nach Gewichtsverlust. Sie meiden daher enge Kleidung, diverse Sportarten, Sauna, Strand etc. Zudem ist bei vielen die Sexualität sehr eingeschränkt. Ich freue mich, dass ich durch meine Arbeit den Frauen dieses Stück Lebensqualität zurückgeben kann.

Gibt es eindeutige Gründe, eine Brustvergrößerung abzulehnen?

Ja, die gibt es. Ich lehne einen Eingriff ab, wenn der Wunsch nach einer Brustvergrößerung übereilt oder fremdgesteuert ist, beispielsweise durch Druck des Partners oder aus einem Modetrend entstanden. Unrealistische Vorstellungen, die zu gesundheitlichen Beschwerden führen können, wie der Wunsch nach extrem großen Brüsten oder internistische Probleme, können ebenfalls ein Grund dagegen sein. Klar ist auch, dass Minderjährige niemals operiert werden.

Kann man Trends beobachten? Also unterliegt beispielsweise auch die Wahl der Größe eines Implantats einer gewissen Mode?

Zum Glück haben sich der Geschmack und die Mode in den vergangenen 5 Jahren deutlich zu mehr Natürlichkeit gewandelt. Zudem bieten auch neue Implantatformen und OP-Techniken die Möglichkeit natürliche Ergebnisse zu erzielen. Der Trend ist eindeutig weg von runden Implantaten über dem Muskel und hin zu anatomisch geformten Implantaten hinter oder unter dem Brustmuskel. Wichtig ist, dass der Wunsch nach Größe und Form realistisch bleibt und zu den Proportionen des Körpers passt.

Wonach wird die Methode/ Schnitttechnik bei einer Brustvergrößerung ausgewählt? Hängt dies von den körperlichen Voraussetzungen ab?

Für den Eingriff stehen dem erfahrenen, plastischen Chirurgen mehrere Techniken zur Verfügung. Gemeinsam ist bei allen Techniken das eingeführte Material. Unterschiede gibt es lediglich beim Zugang, über den das Implantat an die richtige Stelle gelangt. Die Operation selbst wird in den meisten Fällen so durchgeführt, dass kaum sichtbare Narben verbleiben.

Der bei uns am häufigsten durchgeführte Eingriff erfolgt durch einen Schnitt in der Unterbrustfalte. Dieser verheilt sehr fein und ist nahezu unsichtbar. Andere Alternativen sind der Warzenhof oder die Achselhöhle. Durch die entstandene Öffnung wird das Implantat dann entweder auf oder unter dem Brustmuskel platziert.

Da der Zugang über die Brustumschlagsfalte der aus meiner Sicht gewebeschonenste, präziseste und risikoärmste ist, empfehle ich meinen Patientinnen diesen zu 90%.

Nach dem Brustimplantat-Skandal. Worauf kann eine Patientin bei Ihrer Arztwahl achten?

Die Entscheidung für oder gegen eine Brustvergrößerung sollte nicht leichtfertig, sondern auf der Basis fundierter Informationen und nach individueller Untersuchung und Beratung durch einen Facharzt für plastische Chirugie getroffen werden. Dieser sollte Mitglied in der DGPRÄC sein und seine Erfahrungen durch Bilder, Fallzahlen und regelmäßigen Fortbildungen im Beratungsgespräch nachweisen können. Finger weg von Schönheitschirurgen! Dies ist keine Ausbildung und keine Qualifikation.

Gibt es Brustimplantate, die lebenslang im Körper bleiben können?

Diese Frage ist noch nicht eindeutig beantwortet. Einige Mediziner vertreten die Ansicht, dass jedes Implantat nach 10-15 Jahren ausgewechselt werden sollte. Andere sind der Auffassung, dass die heutige Implantatgeneration nur dann ausgewechselt werden sollte, wenn das Implantat tatsächlich beschädigt wurde oder Beschwerden macht. Ich rate meinen Patientinnen dazu jährlich ein Ultraschall machen zu lassen. Ist das Implantat in Ordnung, macht keine Beschwerden und Form und Größe gefallen nach wie vor, dann besteht kein Grund für einen Wechsel.

Sie entstammen der Tradition einer hamburger Ärztefamilie. War das ausschlaggebend für ihre eigene medizinische Karriere?

Natürlich hat mich das geprägt. Medizin war von klein auf ein Thema in der Familie. Trotzdem hatten wir, ich und meine Geschwister, immer die Option alles zu werden, was wir wollten. Ich mochte immer das Handwerk, klare Linien, Strukturen und Kreativität. Neben Architektur oder Grafikdesign hat mich alles mit Formen und Gestaltung fasziniert. Letztendlich bin ich Mediziner mit Leib und Seele geworden. Mein Fachbereich passt da perfekt. Das erste Mal stand ich im OP meines Vaters mit 8 Jahre. Heute darf ich auch Gestalten und Menschen glücklich machen – wer weiß, als Architekt hätte ich eventuell die Elbphilamonie gebaut.

Weitere Informationen unter: www.klinik-poeseldorf.de 

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