Experteninterview mit Prof. Dr. Sinis über die Sinis-Technik bei der Brustvergrößerung
Die Brustvergrößerung ist eine der beliebtesten Operationen im Bereich der plastischen und ästhetischen Chirurgie. Auch in der renommierten SINIS KLINIK in Berlin-Dahlem wird dieser Eingriff sehr häufig durchgeführt. Wir haben mit dem Chefarzt und Klinikdirektor Prof. Dr. med. Nektarios Sinis darüber gesprochen, wie und wo Silikonimplantate eingesetzt werden sollten. Im Interview verrät der erfahrene Chirurg, welche Technik er favorisiert und wie sich Komplikationen vermeiden lassen.
Gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen bei einer Brustvergrößerung mit Silikonimplantaten – und was ist dabei aus Ihrer Sicht besonders wichtig?
Eine der wichtigsten Regeln lautet: Silikonimplantate gehören unter den Brustmuskel. Darauf weise ich immer wieder hin, obwohl es sich inzwischen herumgesprochen haben sollte. Es gibt leider so viele Fehlinformationen in diesem Bereich. Manche Chirurginnen und Chirurgen legen Implantate weiterhin auf den Brustmuskel, weil das deutlich einfacher und schneller geht. Oft wird aufgrund von Zeitdruck und finanziellem Druck in den Kliniken so gehandelt. Außerdem äußern manche Patientinnen den Wunsch, dass die OP möglichst wenig Geld kosten soll. In diesem Fall lohnt es sich aber, für eine gute Leistung entsprechend mehr zu bezahlen, denn die Implantate auf dem Muskel können verschiedene Probleme und letztlich auch mehr Kosten verursachen.
Um welche Probleme handelt es sich?
Wenn Implantate auf dem Brustmuskel, direkt unter der Drüse, platziert werden, zeichnen sie sich häufig am Rand des Gewebes so ab, dass es künstlich aussieht. Dann ist es ein ästhetisch schlechtes Ergebnis. Zudem fühlen sich diese Implantate kalt an. Was aber noch viel schlimmer ist: Aufgrund ihres Gewichts können die Implantate, die auf dem Muskel liegen, das Gewebe nach unten ziehen. Die Haut kann das Gewicht nicht halten und die Implantate rutschen runter. Dann muss eventuell nach zwei Jahren eine Bruststraffung durchgeführt werden, eine zusätzliche Operation, die bei der betreffenden Patientin sonst gar nicht notwendig gewesen wäre. Implantate unter dem Brustmuskel verrutschen nicht, sie sorgen für ein natürlicheres Aussehen. Und die Gefahr einer schmerzhaften Kapselfibrose nach der Brustvergrößerung wird deutlich minimiert.
Kommt es tatsächlich häufiger zu einer Kapselfibrose, wenn das Silikonimplantat auf dem Muskel platziert wird?
Ja, es kommt statistisch gesehen deutlich häufiger zu einer Kapselfibrose, wenn das Implantat auf dem Muskel liegt, also direkt unter der Drüse. Dazu gibt es eindeutige Studien und sehr belastbare Daten. Die Kapselfibrose ist ja das Schreckgespenst im Bereich der Brustvergrößerungen. Es handelt sich dabei um eine Immunreaktion des Körpers, der das Silikonimplantat als Fremdkörper erkennt und eine Kapsel um das Implantat herum aufbaut. Das ist eine ganz natürliche Reaktion, die unabhängig von der Position des Implantats immer stattfindet. Wenn Implantate unter dem Brustmuskel platziert werden, bildet sich aber nur ein sehr dünner Film, der keine Beschwerden verursacht. Bei einer Platzierung auf dem Brustmuskel besteht das Risiko, dass sich diese Kapsel wesentlich intensiver ausbildet und starke Schmerzen verursacht, sodass eine weitere Operation durchgeführt werden muss.
Das Silikonimplantat gehört also stets unter den Brustmuskel – aber wie kommt es dort hin? Geht jeder Chirurg bei diesem Eingriff gleich vor?
Nicht unbedingt. Auch wenn es darum geht, Silikonimplantate unter dem Brustmuskel einzubringen, um eine Brustvergrößerung durchzuführen, hat jeder Operateur oder jede Operateurin eigene Vorlieben. Es gibt immer eine persönliche Note und diese persönliche Note ist wichtig, weil sie die Handschrift des Chirurgen oder der Chirurgin ausmacht. Jeder Chirurg und jede Chirurgin hat eine eigene Handschrift. Das sieht man sogar, wenn man sich Fotos der OP-Ergebnisse anschaut. Daran lässt sich schon ganz gut erkennen, wie ein mögliches Ergebnis einer Brustvergrößerung in der betreffenden Klinik aussehen könnte.
Auf welche Operationstechnik setzen Sie denn in der SINIS KLINIK in Berlin? Wie sieht die Sinis-Technik bei einer Brustvergrößerung aus?
Wir arbeiten mit der Minimal-Touch-Technik, um dem Körper möglichst wenig Schaden zuzufügen. Grundsätzlich ist jede Brustvergrößerung ein invasiver Eingriff: Man öffnet den Körper, geht unter den Brustmuskel, bringt einen Fremdkörper ein, der im Idealfall ein Leben lang dort verbleiben kann. Es ist eine Maßnahme, die man so fein und behutsam wie möglich durchführen sollte, damit die Patientin keinen Schaden davonträgt. Der Brustmuskel ist eine funktionelle Struktur, die man durch zu grobes Vorgehen schädigen kann. Bei der Minimal-Touch-Technik arbeite ich als Chirurg nicht direkt mit den Händen, sondern sehr präzise und gewebeschonend von außen – mit langen, feinen Instrumenten und mit Kameraunterstützung. Beispielsweise nutze ich einen sogenannten Zweizinker, um den Muskel ganz vorsichtig und locker nach oben zu ziehen. Wir sehen jedes einzelne Gefäß, das in diesem Muskel verläuft und potenziell eine Blutung verursachen könnte, und wir können es versorgen. Also haben wir weniger Blutungen und deutlich weniger Komplikationen.
Welche Vorteile hat die Minimal-Touch-Technik sonst noch?
Mithilfe dieser Technik können wir auch eine Tasche in genau der richtigen Größe präparieren, sodass die Implantate – zunächst Probierimplantate und dann die permanenten Implantate – perfekt liegen. Sie müssen perfekt liegen, damit sie sich nicht hin und her bewegen. Das heißt, wir haben letztlich deutlich präzisere Ergebnisse, weil die Tasche besser präpariert ist. Außerdem berühren wir bei der Minimal-Touch-Technik auch die Implantate nicht direkt mit den Händen, was der Sterilität zugutekommt. Dank dieser Technik lässt sich zudem das Kapselfibrose-Risiko noch weiter senken, weil wir dort keine Flüssigkeitsansammlungen haben. Und ein weiterer sehr entscheidender Punkt: Patientinnen erholen sich deutlich schneller und haben nach der Operation weniger Schmerzen. Natürlich habe ich die Minimal-Touch-Technik nicht erfunden, aber wir haben sie in der SINIS KLINIK weiterentwickelt, damit wir unseren Patientinnen die beste Version dieser Technik bieten können.
Sie sind ein speziell ausgebildeter Mikrochirurg. Spielt diese Expertise auch bei einer Brustoperation eine wichtige Rolle?
Mikrochirurgische Skills sind überall von großem Vorteil. Aber sie sind gerade im Bereich der ästhetischen Chirurgie keine Selbstverständlichkeit. Als Mikrochirurg in der ästhetischen Chirurgie bin ich eine seltene Spezies. Es ist aber so, dass die kleinsten Strukturen des Körpers mit dem bloßen Auge nicht im Detail zu erkennen sind. Wenn feinste Gefäße und Nerven vernäht werden oder während einer OP möglichst unversehrt bleiben sollen, ist es wichtig, unter dem Mikroskop zu operieren. In der Brustchirurgie geht es beispielsweise darum, die Nerven zu schonen, die für das Gefühl, die Sensibilität auf der Brustwarze und dem Warzenhof, zuständig sind.
Bleiben Ihre Patientinnen nach der Brustvergrößerung über Nacht in der SINIS KLINIK?
Ja, diese Operation sollte immer stationär durchgeführt werden, weil das sicherer ist. Es ist wichtig, dass die Patientinnen nachts unter Beobachtung sind, falls es doch zu einer Blutung kommt. Aus demselben Grund legen wir auch viel Wert darauf, am Ende der Operation eine Redon-Drainage in die Brust zu legen, damit die Wundflüssigkeit abfließen kann. So haben wir während der Überwachung in der Nacht einen Indikator und können sofort eingreifen, falls etwas blutet. Eine Blutung sollte immer sofort versorgt werden. Außerdem geben wir den Patientinnen bei uns in der Klinik Medikamente, um sie möglichst schmerzfrei zu halten. Schmerzen, die sich anfühlen können wie ein heftiger Muskelkater, tauchen nach der Operation auf und sind ganz normal. Viele Patientinnen benötigen medikamentöse Unterstützung in der ersten Nacht. All das spricht für die stationäre Behandlung.