Die heutigen Möglichkeiten der Brustvergrößerung
Herr Dr. Funk, sollte eine Patientin, die sich in der heutigen Zeit eine Brustvergrößerung wünscht, auch die Methode der Eigenfett-Augmentation in Erwägung ziehen?
Im meiner plastisch-ästhetischen chirurgischen Laufbahn habe ich bis jetzt drei Hypes mitgemacht, die mit Eigenfett und Brust in Verbindung gebracht werden konnten. Diese Behandlungsmethode, die in Ihrer Grundsätzlichkeit und Technik jetzt neu entwickelt wird, hält schon ungefähr sechs Jahre an und bietet Frauen, die Ihre Brust verloren haben, eine sehr gute Rekonstruktionsmöglichkeit. Es muss nicht mehr das große Lappentransplantat vom Bauch für den Wiederaufbau verwendet werden, denn mit Eigenfett kann eine Rekonstruktion mit einem geringeren Aufwand erzielt werden. Anders ist es zu sehen bei einer Frau, die von Körbchen A auf Körbchen B kommen möchte. In so einem Fall haben wir eine gesunde Brust- und Drüsenstruktur, wobei man bei der Eigenfett Brustvergrößerung heute immer noch auf das Problem der unzureichenden Differenzierungsmöglichkeit zwischen einer Verkalkung und Krebs stößt. Es ist nämlich sehr schwer und teilweise sehr unsicher abzuklären, ob es sich um einen krankhaften Prozess handelt, oder ob es lediglich eine Reaktion des Gewebes auf das Eigenfett ist. Die Eigenfett-Mehtode ist jedoch eine sehr stabile Methode und wenn bei einer Patientin genügend Fett vorhanden ist, besteht mit Sicherheit auch die Möglichkeit, die Brust mit Eigenfett aufzubauen. Mittlerweile geht es soweit, dass man sogar eine Kombinationstherapie durchführt, die meiner Meinung nach eine große Zukunft hat: Den Hauptblock füllt man mit einem Implantat, die Rangstrukturen, bzw. die letzte Weichheit für das Implantat mit Eigenfett. So entsteht ein natürlicher Weichteilmantel für das Implantat.
Lässt sich anhand der Bedürfnisse einer Patientin eindeutig sagen, welche Methode der Augmentation besser ist?
Die richtige Indikationsstellung ist die Voraussetzung für die Wahl der geeigneten Therapie. Grundsätzlich sollte man zwischen einer fettigen und einer drüsenreichen Brust unterscheiden. Eine drüsenreiche Brust ist für eine Fettaugmentation weniger geeignet, hingegen bietet eine fettige Brust dank gleicher Gewebsstruktur eine passende Grundlage für das Eigenfett. Die damit verbundenen Risiken sind demnach wesentlich geringer. Man kann nicht also pauschal sagen, dass Eigenfett für jede Patientin geeignet ist. Das muss die Untersuchung ergeben.
Für uns Frauen scheint Lipofilling ein Eingriff zu sein, der maximale Natürlichkeit verspricht. Keine Fremdkörper in der Brust, keine Gefahr einer unnatürlichen Form. Können Sie dieser Denkweise recht geben?
Im Grundsatz ist die Eigenfett Augmentation der Brust eine der vielen Möglichkeiten, die wir heute haben. Der Begriff der Natürlichkeit liegt nicht so sehr in dem Material, sondern in der Grundstruktur der Brust. Ist die Brust tubulär oder schön geformt, ist sie tropfenförmig oder eher prall– das alles sind Fragestellungen, die die optische Natürlichkeit mitbestimmen. Bei der gefühlten Natürlichkeit hat Eigenfett durch seine Konsistenz sicherlich den Vorsprung. Hingegen sind Volumen und die Hebekapazität eines Implantats nicht immer durch Eigenfett ersetzbar. Man muss also die Natürlichkeit des Ansehens und die Natürlichkeit des Fühlens von einander getrennt betrachten. Für beides ist das Eigenfett geeignet aber nicht per se natürlich. Auch in diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass die Kombination zwischen Implantat und Eigenfett sicherlich eine große Zukunft hat.
Chirurgen waren und sind auch heute noch bei der Vergrößerung mit Eigenfett mit dem Problem konfrontiert, dass Körper nach einiger Zeit eine deutliche Menge des übertragenen Fettes abbaut.
Eigenfett wird ja transplantiert. Der Operateur muss das Operationsbett so gestalten, dass eine sog. Revaskularisierung, d.h. ein Wiederanschluss an das Gefäßsystem von den einzelnen Fettpartikeln gewährleistet ist. Bei kleineren Mengen ist die Revaskularisierung etwas besser, weil das Gefäßbett adäquater angepasst werden kann. Auf der anderen Seite wissen wir genau, dass mindestens 30 % des Eigenfettes abgebaut wird, in manchen Fällen sogar 50 %. Der Operationsplan wird aber dementsprechend angepasst und oft ist die Eigenfett Methode eine Zweischritt- oder Dreischritt-Therapie.
Es ist bekannt, dass Lipofilling eine nicht gerade einfache Vorbehandlung erfordert. Wie aufwendig ist diese für den Patienten?
Der große Aufwand ist eigentlich nur noch bei den Patienten da, die eine Brustwiederherstellung bekommen. Mit einem Brava System wird vorher eine innere Matrix geschaffen, welche das Fett besser aufnehmen kann. Auch hier ist eine 2-, 3-, oder sogar 4-malige Augmentationsreihe von Nöten um ein gewisses Volumen stabil zu implantieren. Bei einer normalen Brust braucht man dieses System nicht. Trotzdem handelt es sich um eine Operation, bei der an einer anderen Körperzone Fett absaugt werden muss und so an dieser Stelle eine Unregelmäßigkeit des Gewebes - wie bei gewöhnlicher Liposuktion - entstehen kann. Obwohl die Eigenfett-Transplantation in unser ganzes Portfolio mittlerweile sehr gut integriert ist und uns viele Möglichkeiten gibt die Brustform zu verbessern, hat auch diese ihre Grenzen sowie Vor-und Nachteile.
Drohen gesundheitliche Risiken bei einer Eigenfett Transplantation?
Wird die Eigenfett-Transplantation nach einem Tumorgeschehen im Rahmen einer Rekonstruktion durchgeführt, können sich in der Brust gewisse Restzellen befinden, die nach dem Injizieren des Fettes erneut aktiviert werden können. Wie bei jeder Operation gibt es die Infektions- und Blutungsgefahr. Ebenso kann es zu Verkalkungen kommen, die im radiologischen Bild schwer von Krebs unterschieden werden können. Es können sich auch Zysten bilden, die meistens sehr klein sind und nicht wirklich einen Krankheitswert besitzen. Die Verkalkungen sind grundsätzlich nicht gefährlich, es besteht jedoch eine Differenzierungsproblematik zwischen Krebs und einer reinen Verkalkung. Es gibt Radiologen die sich diese Differenzierung zutrauen, die hundertprozentige Sicherheit bietet allerdings nur die Histologie.
Die Brustvergrößerung mit Implantaten ist immer noch die häufigste Methode des Volumenaufbaus. Wie erklären Sie sich das?
Der Brustaufbau mit Implantaten wird bereits seit der Mitte der sechziger Jahre durchgeführt. Wir haben daher eine sehr große Erfahrung auf diesem Gebiet. Die ganze Problematik rund um das Implantat ist bekannt und medizinisch befasst man sich fast schon 50 Jahre mit ihr. Die Patienten haben das Vertrauen in das Implantat wieder zurück gewonnen, fühlen sich mit dem Implantat extrem sicher und es handelt sich um einen einmaligen Eingriff. Das Implantat zählt auch in seiner Differziertheit – der Implantatform und –größe immer noch zu dem Gold-Standard beim Brustaufbau.
Die Implantathersteller entwickeln permanent neue Technologien, um das Risiko der Kapselfibrose zu minimieren. Inwieweit ist Kapselfibrose heute noch ein Thema?
Die Kapselfibrose nach Brustaufbau stellt zwar eine Gefahr dar, ist dank der heutigen Techniken jedoch sehr gering geworden. Wir gehen davon aus, dass es in 1-2 % der Fälle zu Kapselfibrose kommt. Ganz früher lag die Rate bei knapp 30 %. Seitdem hat die ganze Technologie, also die Konsistenz und Oberfläche der Implantate aber auch die Art der Implantateinbringung eine erfolgreiche Entwicklung durchlaufen. Grundsätzlich muss eine Patientin mit dieser Gefahr immer noch rechnen, doch die Wahrheit sieht ganz anders aus. Ich habe heute bei mehreren tausend Implantaten 42 mir bekannte Kapselfibrosen.
Es wurde vor einigen Jahren die Methode des Brustaufbaus mit Hyaluronsäure von Macrolane entwickelt, wobei die Verwendung dieser Methode derzeit eingestellt ist. Wie stehen Sie grundsätzlich zu Brustaugmentation mit Hyaluronsäure?
Wir haben die drei Optionen: Implantat, Eigenfett, Macrolane. Dieses Portfolio soll uns stolz machen. Ähnlich wie bei Eigenfett steht Macrolane vor der gleichen Problematik, nämlich der Gefahr der nicht eindeutigen Differenzierungsmöglichkeit zwischen einer Verkalkung und Krebs. Macrolane arbeitet derzeit an der Diagnostik, um dies den Radiologen leichter zu machen und eine zuverlässige Differenzierung zu gewährleisten. Das Produkt Macrolane ist immer noch zu verwerten, man sollte es jedoch solange es noch Off-Label ist, nicht für einen Brustaufbau verwenden. Macrolane wird in den nächsten zwei Jahren höchstwahrscheinlich in einer besseren Form und Diagnosemöglichkeit wieder in den Markt zurück kommen.
Warum ist Hyaluronsäure als Filler für andere Körperareale problemlos, nur in Verbindung mit Brustvergrößerung wird Sie skeptisch betrachtet?
Wenn man von Macrolane spricht, muss man sich zuerst vorstellen was es ist und dann wozu es verwendet wird. Es hat eine Volumenstruktur und eine Hebekapazität und es ist eine Hyaluronsäure. Dies prädestiniert Macrolane dazu Lücken aufzufüllen – wo die auch immer am Körper sind. Das Material wird zwischen unsere Haut und die große Körperfaszie in den Fettblock eingebracht. Somit liegt es im Fett und macht dort keine wirklichen Probleme. Die Kombination bei der Brust sieht ganz anders aus. In diesem Fall haben wir die Brustdrüse und ein Fremdmaterial. Hier stößt man auf die Diagnose-Problematik, da man nicht klar sagen kann, ob es sich bei einer eventuellen Verkalkung um das Fremdmaterial Macrolane oder Krebszellen handelt. Aber daran wird gearbeitet.
Mehr Informationen über die Brustvergrößerung in der Klinik Dr. Funk finden Sie unter: https://www.schoenheitsklinik.com/brustvergroesserung-brustaufbau-muenchen.html