Die endovenöse Varizenbehandlung: VNUS Closure und ClariVein – zwei Methoden im Vergleich
Was sind die Vor- und Nachteile der ClariVein-Methode gegenüber der Closure Fast-Methode (CLF)? Gibt es wissenschaftliche Vergleichsstudien?
Vorteil beider Verfahren ist, dass sie in örtlicher Betäubung ambulant in der Praxis durchgeführt werden können. Desweiteren bestechen sie durch kosmetisch schöne Ergebnisse ohne Narbenbildung. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine langfristige Kompressionstherapie /Tragen von Stützstrümpfen notwendig ist.
Das ClariVein-Verfahren unterscheidet sich dadurch von den anderen Verfahren, dass die thermische Komponente entfällt. D.h., bei dem VNUS Closure oder dem Laserverfahren wird die Stammvene durch Wärmeenergie verschlossen. Wärmeenergie wird bei dem VNUS Verfahren durch Radiofrequenz (exakt 120 Grad Celsius) und beim Laserverfahren durch Laserenergie (zwischen 400 und 800 Grad Celsius) erzeugt. Daher ist bei diesen Verfahren eine sogenannte Tumeszenz Anästhesie (=Kühlung und Betäubung) erforderlich.
Bei dem ClariVein Verfahren ist keine Tumeszenzanästhesie des Gewebes erforderlich. Der Verschluss erfolgt durch eine mechanische und chemische Kombinationsbehandlung. Der Propeller an der Spitze des Katheters erzeugt eine Verengung der Stammvene, gleichzeitig wird die Veneninnenwand so beschädigt, das sich das eingespritzte Verödungsmittel (Aethoxysklerol ) gut anheften kann und zu einem sicheren Verschluss der Stammvene führt. Da die Veneninnenwand keine Schmerzrezeptoren besitzt, ist die Behandlung nahezu schmerzfrei.
Sie führen auch die Radiofrequenzobliteration (VNUS closure Methode) durch.
Ist dieser Eingriff eine gute Alternative zum ClariVein Verfahren?
Ja, die VNUS Closure Methode führe ich auch durch. Ich habe seit 2008 mehr als 1000 Behandlungen hiervon durchgeführt. Sicherlich ist dies eine gute Alternative.Es ist eine sehr sichere und auch sehr komplikationsarme Methode mit dem einzigen Nachteil, dass diese Methode in örtlicher Betäubung nicht ganz schmerzfrei ist. Die exzellente Wirksamkeit der VNUS Closure Methode ist allerdings besser in großen Studien dokumentiert als die ClariVein Methode. Bei der ClariVein Methode ist die Studienlage noch dürftig, da diese Methode in der Schweiz erst seit 2010 zugelassen ist und in den übrigen europäischen Ländern seit 2009. Allerdings werden in Kürze Ergebnisse größerer Studien präsentiert.
Wenn die Stammvene mit einem Katheter-Verfahren verschlossen ist, würden Sie in gleicher Sitzung diesen Eingriff mit einer Phlebektomie kombinieren, zur Entfernung der Seitenäste?
Ich würde eine Behandlung der Stammvenen nicht mit einer Phlebektomie kombinieren. Häufig (bei ca. 50% der Fälle) verschwinden oder verkleinern sich die Seitenäste nach der Katheter Behandlung nach 8-12 Wochen. Ursache hierfür ist die deutliche Druckminderung durch die Ausschaltung der Stammvenen. Sollte das jedoch nicht der Fall sein, kann man auf Wunsch die störenden Seitenäste noch später zusätzlich sklerosieren (veröden). Dies ist auch kosmetisch gesehen die bessere Lösung. Nur in Ausnahmefällen führe ich noch eine Phlebektomie durch.
Bei der klassischen Operation entfernt man in einer Sitzung sowohl die Stammvenen als auch so viele Seitenäste wie möglich. Somit hat man eine erhebliche Wundfläche erzeugt und auch begleitende Lymphgefässe und Nerven beschädigt. Hierdurch sind häufig Komplikationen entstanden. (Gefühlsstörungen an den Beinen, Narbenbildung mit Narbenschmerzen, Schwellneigung und Oedembildung etc.) Meines Erachtens nach schwerwiegenden Komplikationen, die man mit den neuen Katheter Verfahren nicht sieht.
Wie würden die Seitenäste (Vena saphena parva) mittels ClariVein Methode beseitigt werden?
Die Vena saphena parva gehört auch zu den Stammvenen und nicht zu den Seitenästen. Bei vorliegender Insuffizienz sollte diese auch entsprechend mit dem Katheter verschlossen werden. Da die Vena saphena parva jedoch auf dem grössten Teil ihres Verlaufes durch einen sensiblen Nerven (Nervus saphenus) begleitet wird, traten hier bei der Strippingoperation häufig erhebliche Komplikationen, durch begleitende Verletzung dieses Nerven, auf. Auch bei den thermischen Verfahren sind Komplikationen beschrieben, da der Nerv durch Hitze beschädigt wurde. Hier hat das ClariVein Verfahren ganz klare und deutliche Vorteile: dieser Nerv kann mit dem ClariVein Verfahren nicht beschädigt werden.
Wie gehen Sie vor, wenn der Patient während des ClariVein bzw. des Closure Fast Verfahrens Schmerzen hat? Können Sie dann sofort betäuben, ohne dass man die ganze Behandlung unter Schmerzen aushalten muss?
Bei dem ClariVein Verfahren wird nur die Punktionsstelle betäubt. Wesentliche, nicht ertragbare Schmerzen sind nicht zu erwarten. Wenn überhaupt, ist die Punktion unangenehm und schmerzhaft.
Bei der VNUS Closure Behandlung sieht es etwas anders aus. Hierbei muss die sogenannte Tumeszenz Lösung eingespritzt werden, wobei dies sehr schmerzarm durchgeführt wird. Aus meiner Erfahrung von mehr als 1000 Behandlungen kann ich sagen, dass ca. 90 % der Patienten den Eingriff als durchaus erträglich empfunden haben und es jederzeit wiederholen würden. Von den restlichen 10% sagen ca. 4% „ nie wieder " und 6 % „ es ginge schon, aber man musste auf die Zähne beissen". Jeder empfindet Schmerz anders, wenn es nicht geht, muss man den Eingriff abbrechen und unter anderen Umständen (z.B. allgemeiner Anästhesie) wiederholen.
Woraus besteht das Verödungsmittel (chemische Zusammensetzung)?
Aethoxysklerol/Polidocanol besteht aus Ethanol 96 %, Kaliumdihydrogenphosphat, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat (Ph.Eur.), Wasser für Injektionszwecke
Ist die Closure Fast Methode (CLF) risikoreicher (Thrombosegefahr, etc.) als die ClariVein Methode? Würden Sie die CLF als einen gefährlichen Eingriff bezeichnen? Wie oft kam es zu gefährlichen oder sehr beeinträchtigenden Komplikationen bei CLF und der ClariVein Methode in Ihrer Berufslaufbahn?
Ich betrachte beide Verfahren als sehr risikoarm.
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Das ClariVein Verfahren besticht durch die sehr schmerzarme Durchführbarkeit bei sicherem Verschluss der Stammvene und sehr geringem Risiko. Allerdings fehlen noch Langzeitstudien mit grösseren Patientenpopulationen. Komplikationen können nur durch das Einspritzen des Verödungsmittels entstehen. Über die alleinige Anwendung von Verödungsmitteln zum Verschluss von Stammvenen (Katheter gestützter Verschluss von Stammvenen unter Ultraschallkontrolle) liegen sehr viele, gute Studien vor, mit vielen Patienten. Diese Studien zeigen eine sehr gute Wirksamkeit mit einem sicheren Verschluss der Stammvene von bis zu 86% (nach einem Jahr). Durch den Propellereffekt des ClariVein Katheters wird jedoch eine noch bessere Wirksamkeit erzielt, mit Verschlussraten von bis zu 96%. Bei bisher 56 Einsätzen hatte ich keine nennenswerten Komplikationen.
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Das VNUS Closure Verfahren ist schon länger im Einsatz. Seit 2008 hatte ich bei 3 Patienten Komplikationen: Alle 3 Patienten hatten eine Thrombose im Unterschenkelbereich entwickelt. Bei einem Patienten lag eine bösartige Grunderkrankung vor und die anderen 2 Patienten waren Diabetiker. Alle 3 erhielten für 3 Monate eine blutverdünnende Behandlung mit Macoumar und mussten 3 Monate lang Stützstrümpfe tragen.
2011 ist eine interessante Studie von Rasmussen erschienen: „Randomized clinical trial comparing endovenous laser ablation, radiofrequency ablation, foam sclerotherapy and surgical stripping for great saphenous varicose veins" im British Journal of Surgery:
Er vergleicht all diese 4 Verfahren (Laser, Radiofrequenz bzw. VNUS closure, Schaumsklerosierung und chirurgische Strippingoperation) miteinander, wobei Clarivein als nahezu gleichwertig wie ultraschallgesteuerte Schaum Verödung (foam sclerotherapy) angesehen werden kann. Zusammengefasst folgende Ergebnisse: Bei 580 Patienten kam es in der Gruppe der Foam sclerotherapy zu einer Thrombose mit Lungenembolie. In allen anderen Gruppen keine erstzunehmenden Komplikationen. Rezidive nach einem Jahr: in der Lasergruppe: 11,6% , in der VNUS Closure Gruppe: 7,3%, in der Foam sclerotherapy Gruppe. 13,8% und in der Stripping = Chirurgie Gruppe 14,8%.
Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite von Dr. med. Martin Pelle: https://www.chirurgiepelle.ch