Das perfekte Dekolleté nach Brustvergrößerung
Hintergrund:
In unserer täglichen Praxis als Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit Schwerpunkt Brustchirurgie begegnet uns oft verständlicherweise der Wunsch der Patientin, durch eine Brustvergrößerung ein möglichst nahes/enges Dekolleté zu erreichen. Als so genannter Richtwert wird hier von Patientinnen oft „ein Querfinger“ angegeben. Dies gelingt auch erfreulicherweise in vielen Fällen aber eben nicht immer. Nachstehend erläutere ich die anatomischen Voraussetzungen und chirurgische Entscheidungen, die für ein nahes und somit ideales Dekolleté notwendig sind. Ein zu nahes Dekolleté mit sich schon flächig berührenden Implantaten („kissing implants“) sollte aber vermieden werden.
Die Lage des Implantats: vor oder hinter dem Muskel?
Ganz entscheidend für ein nahes Dekolleté ist die Lage des Implantates vor oder hinter dem großen Brustmuskel (M.pectoralis major). Wird das Implantat hinter dem Muskel eingebracht (dual plane, submuskulär), so wird die Dekolletéweite im Wesentlichen durch den Ansatzpunkt des Brustmuskels auf dem Brustbein bestimmt. Das bedeutet, wenn die beiden Brustmuskeln eher seitlich auf dem Brustbein ansetzen, wird auch der Dekolleté-Abstand zwischen den Implantaten insgesamt weiter sein und kann durch den Chirurgen nicht ohne Weiteres beeinflusst werden, da der Muskel im Dekolletébereich keinesfalls durchtrennt werden darf. Entscheiden sich Chirurg und Patientin für die Lage vor dem Muskel, ist dieser selbstverständlich nicht mehr begrenzend im Dekolletébereich und ein näheres Dekolleté somit leichter zu realisieren.
Die Anatomie des Brustkorbes und die Position der Brustwarzen!
Das Implantat muss immer mittig unter der Brustwarze eingebracht werden. Das bedeutet für den Fall, dass ein Implantat zum Beispiel 12 cm breit ist, idealerweise 6 cm links der Brustwarze stehen und 6 cm rechts davon. Unterteilt man den Brustkorb in eine Mittellinie (50 % Linie), so sollten die Brustwarzen auf der 25%- beziehungsweise 75%-Linie stehen. Befindet sich die Brustwarze bei dieser Brustbreite (12cm) nun zum Beispiel nicht genau in der Mitte, sondern z.B. 8 cm Richtung Dekolleté und 4 cm nach aussen, bräuchte man theoretisch ein 16 cm breites Implantat, um ein enges Dekolleet zu erreichen. Dies würde natürlich zu einem unglaublich großen „Sideboob“ führen, der sicherlich von keiner Patientin gewollt sein kann.
Die Größe des Implantats
Wünscht die Patientin allerdings nur eine dezente Brustvergrösserung (z.B. kleines B Körbchen), bräuchte allerdings für ein nahes Dekolleté deutlich mehr Volumen, kann in dieser Situation nicht ohne weitere Eingriffe (siehe unten) ein nahes Dekolleté erreicht werden. Mit anderen Worten: bei ungünstiger anatomischer Ausgangslage und Wunsch nach kleinvolumiger Brustvergrösserung, kann im Regelfall kein ideales Dekolleté erreicht werden. Aus der vorgegebenen Brustbreite der Patientin ergibt sich somit auch ein Mindestvolumen, das eingebracht werden muss, um ein nahes Dekolleté zu erreichen.
Das Profil des Implantats
Brustimplantate haben sowohl eine definierte Breite als auch Höhe, das sogenannte Profil. Diese Profile werden bei den meisten Herstellern in low, moderate (moderate plus), high und extra high unterteilt. Logischerweise wird ein Implantat bei steigender Profilhöhe und gleichbleibendem Volumen schmaler. Konkret: ein 300 cc Implantat, welches in der moderate plus Projektion 12 cm breit ist, wird in der high profile Variante schmaler sein. Möchte man nun also ein ideales Dekolleté, sollte die gesamte Brustbreite ausgefüllt sein. Wird dann ein hohes Profil gewünscht, also Implantate die vergleichsweise 1-2 cm weiter nach vorne projizieren, ergeben sich hieraus rechnerisch die notwendigen Volumina, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Das Profil bestimmt somit auch ganz entscheidend die „Steilheit“ des Dekolletés, d.h. entwickelt sich die Brust vom Dekolleté nach außen hin eher flacher oder eher steiler. Dies ist eine individuelle Geschmacksfrage, die der Plastische Chirurg genau anhand von Beispielbildern vor der Operation besprechen sollte. Ich bitte meine Patientinnen daher immer zum ersten Beratungsgespräch z.B. Bikini-Bilder oder Unterwäschen-Bilder von Social Media mitzubringen, um eine Vorstellung zu bekommen, was sich eine Patientin unter dem häufig verwendeten Wort „natürliches Ergebnis“ genau vorstellt.
Die Lösung: Lipofilling!
Beim Lipofilling wird überschüssiges Fettgewebe aus einer Körperregion (z.B. Bauch, Oberschenkel, etc.) entnommen (Donor-Gebiet), in spezieller Weise aufbereitet und dann an einer anderen Körperregion (Akzeptor-Region) eingespritzt. Diese Technik kann man auch verwenden, um der Brust den „letzten Feinschliff“ im Dekolleté-Bereich oder am oberen Brustpol zu geben. Auf diese Weise kann ein primär weiterer Dekolleté-Abstand um bis zu 2 cm angenähert werden. Außerdem kann auch der obere Brustpol betont und gefüllt werden. Diese Eingriffe sollten unbedingt von einem brustchirurgisch erfahrenen Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie durchgeführt werden, da beim Lipofilling die Gefahr der Implantatverletzung durch die verwendeten Instrumente besteht.
Autor:
PD Dr. med. Oliver Kloeters
Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie/Handchirurg