Behandlung der tubulären Brust
Indikation
Tubuläre Brüste, auch Rüsselbrüste oder im Englischen Snoopy-Nose-Breast (nach der Nase des Comic Hundes) genannt, sind nicht vollständig entwickelte oder fehlgebildete Brüste. Meist fehlt der untere Teil der Brust oder er ist weniger ausgebildet, so dass sich die Unterbrustfalte zu nah an der Brustwarze befindet. Der Brustwarzenhof ist oft sehr groß und nach außen gewölbt. Häufig ist auch der Abstand zwischen den Brüsten sehr groß. In der Fachliteratur gibt es je nach Ausprägung verschiedene Einteilungen (Typ I-III):
Je nach individuellem Ausmaß der Fehlbildung und gewünschter Brustvergrößerung gibt es im Wesentlichen drei verschiedene Behandlungsoptionen:
- Brustrekonstruktion mit Eigenfett
- kombinierte Brustrekonstruktion mit Bruststraffung und Brustimplantat
- Brustvergrößerung mit anatomischen Brustimplantaten
1) Brustkonstruktion mit Eigenfett
Eine Möglichkeit ist die schrittweise Brustrekonstruktion mittels Eigenfetttransfer. Hierbei wird mittels verschiedener Fettabsaugungstechniken Fettgewebe (z.B. von Flanken, Bauch oder Oberschenkeln) gewonnen und in die Brust (den Brustmuskel und das Unterhautgewebe) eingespritzt.
Die Methode richtet sich an Frauen, die sich vor allem eine wohlgeformte (kleinere) Brust wünschen. Das Eigenfett eignet sich hervorragend, um die Brust schön zu formen und die fehlenden Quadranten aufzufüllen. Allerdings kann pro Operation nur eine bestimmte Menge an Fett transplantiert werden, was einer halben bis maximal einer Körbchengröße entspricht. Der Nachteil dieser Option ist daher, dass mitunter mehrere Operationen notwendig sind, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Der maßgebliche Vorteil ist, dass kein Fremdkörper, also kein Silikonimplantat, verwendet werden muss.
2) Brustrekonstruktion mit Bruststraffung und Brustimplantat
Die häufigste Therapieoption besteht in einer Kombination aus einer Bruststraffung um den Brustwarzenhof und die Entfaltung der Brustdrüse in Verbindung mit tropfenförmigen (anatomischen) Silikongel-Implantaten, die unter den Brustmuskel gelegt werden. In den meisten Fällen wird zusätzlich noch Eigenfett eingespritzt, um das fehlende Brustgewebe aufzufüllen und die Brust natürlicher zu formen. Dies ist besonders wichtig, um den für tubuläre Brüste typischen großen Abstand zwischen den Brüsten aufzufüllen. Ohne Eigenfett ist die Annäherung nur begrenzt möglich, da die Brustimplantate unter den Brustmuskel gelegt werden, welcher mittig am Brustbein angewachsen ist. Auch Größenunterschiede der Brüste (Asymmetrien) können mit Eigenfett gut ausgeglichen werden.
3) Brustvergrößerung mit anatomischen Brustimplantaten
In weniger stark ausgeprägten Fällen kann eine reine Brustvergrößerung mit tropfenförmigen (anatomischen) Silikon-Gel-Implantaten ohne Bruststraffung genügen. Für ein ästhetisch schönes Ergebnis wird auch in dem Fall Eigenfett hinzugenommen, um die meist deutlich auseinander stehenden Brüste anzunähern und natürlich zu formen.
Zum Eigenfetttransfer:
In allen drei Optionen wird ein Eigenfetttransfer empfohlen, bestehend aus einer Liposuktion und dem anschließenden Einspritzen in die Brust. Dabei scheint sich für die Fettabsaugung in den letzten Jahren die wasserstrahl-assistierte Liposuktion (WAL) durchzusetzen. Studien weisen darauf hin, dass die abgesaugten Fettzellen bei der wasserstrahl-assistierten Fettabsaugung offensichtlich eine bessere Fettqualität aufweisen, wodurch die transplantierten Fettzellen besser anzuwachsen scheinen.
Darüber hinaus verspricht die EVL-Technik (Expansions-Vibrations-Lipotransfer) eine deutliche Innovation für die Transplantation der Fettzellen. Mit dieser Technik wird das Empfängergewebe während des Einspritzens durch schnelle Vibration aufgelockert und gedehnt, so dass zum einen größere Mengen transplantiert werden können und zum anderen das eingespritzte Fett besser anzuwachsen scheint.
Alle drei Operationsvarianten werden in der Regel in Vollnarkose mit einer Nacht stationärem Aufenthalt durchgeführt. Vor einer Vollnarkose muss die Patientin sechs bis acht Stunden nüchtern sein - das heißt weder essen, trinken, Kaugummi kauen oder rauchen - soweit der Anästhesist in seinem Aufklärungsgespräch nicht etwas Anderes erklärt hat. „Blutverdünnende“ Medikamente wie Aspirin®, Acetylsalicylsäure, Marcumar und ähnliche Medikamente dürfen mindestens eine Woche vor der Operation nicht eingenommen werden. Nehmen Patientinnen diese Medikamente regelmäßig ein, sollte dies zuvor mit dem behandelnden Plastischen Chirurgen besprochen werden, um für die Operation auf mögliche Alternativen umzustellen.
Ebenso sollte auf Rauchen mindestens ein bis zwei Wochen vor der Operation sowie mindestens zwei Wochen nach der Operation verzichtet werden. Zu beachten ist, dass auf dies sämtliche nikotinhaltige Substanzen (Kaugummi, Pflaster, Verdampfer) einschließt.
Rekonvaleszenz
Nach der Operation sollte für ca. sechs Wochen auf Sport, Heben von schweren Lasten, sowie auf größere körperliche Anstrengungen verzichtet werden. Die Arme sollten zunächst nicht über 90° gehoben werden. Es wird empfohlen, in den ersten vier bis sechs Wochen den Stütz-BH Tag und Nacht zu tragen. Dieser wird meistens durch die behandelnde Klinik bereitgestellt.
Da es sich trotz Fehlbildung der Brust nach Ansicht der Krankenkassen häufig um eine ästhetische Indikation zur Operation handelt, kann oftmals keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nach der Operation ausgestellt werden. Patientinnen sollten daher je nach Tätigkeit abwägen und mit ihrem Plastischen Chirurgen besprechen, wie lange sie nicht arbeiten können und Urlaub planen sollten.
Behandlungsresultat
Das Resultat einer jeden Operation hängt von vielen Faktoren ab. In erster Linie kommt es auf den individuellen Patientenfall an. In einem individuellen Beratungsgespräch sollte eine „maßgeschneiderte“ Behandlung besprochen werden.
Dazu muss jede Patientin für sich den passenden qualifizierten Plastischen Chirurgen finden. Neben dem persönlichen Eindruck kann als objektives Qualitätsmerkmal in Deutschland die abgeschlossene Facharztausbildung zum Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie dienen. Eine Ausbildung zum „Schönheitschirurgen“ gibt es nicht. Sollte ein Arzt nur als „Schönheitschirurg“ werben, ohne eine qualifizierende Facharztausbildung vorweisen zu können, sollte die Patientin zumindest skeptisch werden.
Schließlich gibt es einen Anteil, für den jede Patientin selbst verantwortlich ist. Der Verzicht auf Nikotin ist ebenso wichtig, wie sich an die Instruktionen des Operateurs zu halten und auf Sport und schweres Heben in den Wochen nach dem Eingriff zu verzichten.
Komplikationen
Wie jede Operation gibt es auch bei Brustrekonstruktionen/Brustvergrößerungen Komplikationen. Die häufigsten sind:
-> Blutungen
-> Infektionen
-> Kapselfibrose
-> Drehung / Rotation eines anatomischen Implantates
-> Hypertrophe Narben / Keloide
-> Verringerung oder Verlust der Sensibilität der Brustwarze/Brust
Kontraindikation
Wie für alle ästhetischen Eingriffe gilt, dass der Eingriff nur bei gesunden, volljährigen Patientinnen durchgeführt werden kann, die nicht schwanger sind oder stillen. Patientinnen mit Kinderwunsch in der näheren Zukunft sollten den Eingriff bis nach der Geburt und dem Stillen verschieben.