Die Plastisch Rekonstruktive Chirurgie wird benötigt, wenn die Form und Funktion des Körpers wiederhergestellt (rekonstruiert) werden sollen. Dies ist in der Regel nach einem Unfall, einer Krebsoperation oder bei angeborenen Fehlbildungen der Fall. Plastisch-rekonstruktive Chirurgen korrigieren Haut und Weichgewebe, Muskeln, Sehnen und periphere Nerven sowie Knochen und Knorpel. Sie ermöglichen die Wiederherstellung der Funktion der Gliedmaßen und der Mimik.
Die Rekonstruktive Chirurgie kann alle Altersgruppen betreffen. Vor allem jedoch Brustkrebspatientinnen oder Betroffene einer Mastektomie entscheiden sich im Therapienachgang für eine Rekonstruktionschirurgie. 30 % aller Frauen mit Brustkrebs können aus medizinischen oder persönlichen Gründen nicht brusterhaltend behandelt werden.
Im Folgenden Artikel werden wir Ihnen einen Überblick über die möglichen Operationen und Behandlungen der Rekonstruktiven Chirurgie präsentieren.
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen stellt fest, dass die rekonstruktive Chirurgie auch erfolgreich abgetrennte Gliedmaßen, zum Beispiel nach Unfällen oder Krebs, wieder annähen kann. Mit Hilfe eines Mikroskops und extrem kleiner Instrumente kann der Chirurg sogar einzelne Nervenfasern reparieren. Gerissene Nervenstränge können auch lange nach einem Unfall wieder vernäht werden und sich langsam regenerieren. Das bedeutet, dass selbst Lähmungen und Gefühlsstörungen oft durch mikrochirurgische oder so genannte Ersatzoperationen erfolgreich behandelt werden können.
Zum Bereich der Rekonstruktion gehört auch die Entfernung von Hämangiomen sowie gut- und bösartigen Tumoren der Haut oder der Weichteile. Geschlechtsumwandlungsoperationen bei Transsexuellen sind seltener, stellen jedoch eine besondere Herausforderung für plastisch-rekonstruktive Chirurgen dar. Eines der häufigsten und inzwischen standardisierten Verfahren ist zum Beispiel die Brustrekonstruktion mit Eigengewebe nach Brustkrebsoperationen.
Die Rekonstruktive Chirurgie umfasst:
Dieses Verfahren wird durchgeführt, um die Brüste von Frauen zu rekonstruieren, die eine Brustentfernung oder Mastektomie, oft im Anschluss an eine Krebserkrankung, erfahren mussten. Diese Art der Operation ist aus ästhetischer Sicht besonders belastend, weshalb sich viele Frauen für eine rekonstruktive Operation entscheiden, um das gewöhnliche Aussehen ihres Brustkorbs wiederherzustellen. Die Techniken, die für diese Art von Operation zur Verfügung stehen, sind unterschiedlich. In einigen Fällen ist es ratsam, Silikonprothesen zu verwenden, in anderen ist es möglich, körpereigenes Gewebe zu nutzen, d.h. Gewebe, das aus anderen Körperbereichen wie dem Bauch oder der Hüfte entnommen wird oder auch beide Techniken in Kombination zu verwenden.
Dr. Alexander T. Hamers ist ein erfahrener Spezialist auf dem Gebiet der Brustrekonstruktion und erklärt die wichtigsten Fakten zur Behandlung:
Je nach Ausgangssituation der Patientin ist die Brustrekonstruktion in einem oder zwei Schritten möglich, d.h. gleichzeitig mit der Entfernung des erkrankten Gewebes oder nach einer eventuell notwendigen Strahlen- und/oder Chemotherapie.
Brustrekonstruktionen können mit patienteneigenen Gewebe aus dem Bauch, Oberschenkel oder Rücken durchgeführt werden. Beispielsweise wird überschüssiges Haut- und Fettgewebe aus dem Bauchraum entfernt und mikrochirurgisch an die Brustwand transplantiert. Das Ergebnis ist eine natürlich rekonstruierte Brust.
Alternativ kann eine so genannte Hautinsel vom Rücken in Verbindung mit dem breiten Rückenmuskel (dorsaler Latissimus) und vorhandenem Fettgewebe - ggf. in Verbindung mit einem kleinen Silikonimplantat - verwendet werden.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine Brust mit Silikongelimplantaten zu rekonstruieren. Ähnlich wie bei der Brustvergrösserung wird das Silikonimplantat unter den Brustmuskel gesetzt, um das Brustvolumen zu rekonstruieren.
Es kann notwendig sein, die Haut der Brustwand zunächst mit einem so genannten Expander zu dehnen. Ein solcher Expander kann bereits bei der Entfernung des bösartigen Gewebes eingebracht werden. Nach der Operation wird es sukzessive, ähnlich wie eine Blutprobe, von außen aufgefüllt, bis die notwendige Dehnung erreicht ist. Der Expander wird dann durch ein dauerhaftes Silikonimplantat ersetzt.
Eine prophylaktische Entfernung der Brustdrüse (auf einer Seite oder beidseitig) ist ebenfalls möglich.
Sowohl funktionelle als auch ästhetische Beschwerden und Einschränkungen des Gesichts können durch die rekonstruktive Gesichtschirurgie behandelt werden. Dr. med. Daniel Sattler erklärt, dass die Ursachen traumatisch, infektiös, plastisch oder sogar angeboren sein können. Tumore, Unfallfolgen oder auch angeborene Fehlbildungen können durch Gesichtschirurgie behandelt werden. Funktionen können unter Beibehaltung der Ästhetik wiederhergestellt werden.
Die Gesichtsrekonstruktionschirurgie erfasst ein breites Spektrum von Behandlungsoptionen. Dazu gehören die lokale Lappenplastik, die Expandertechnik oder die mikrovaskuläre Lappenchirurgie. Im Allgemeinen werden gesichtschirurgische Behandlungen unter Vollnarkose durchgeführt. Die Dauer der Behandlung variiert von Verfahren zu Verfahren, beträgt aber etwa ein bis zwei Stunden. Das Verfahren hängt von den individuellen Beschwerden des Patienten ab. Häufig bieten die Plastischen Chirurgen eine 3D Simulation der zu erwartenden Ergebnisse an.
Was Fehlkonstruktionen von Kindern betrifft, so sind Geburtsfehler wie Lippen-, Gaumen- oder Nasenspalten am häufigsten. Bei pädiatrischen Patienten ist es wichtig, schon in jungen Jahren zu konsultieren, da auf diese Weise ein erfolgreiches Ergebnis erzielt und Entwicklungsdefizite wie geringes Gewicht und Sprachverzögerung vermieden werden können.
Die Spezialisten von Estheticon beschreiben die beiden häufigsten Erkrankungen bei Neugeborenen:
Lippenspalte: Hierbei handelt es sich um einen Defekt in der Lippe, der von einer kleinen Auskerbung bis zu einer völlig gespaltenen Lippe reichen kann. Es wird eingesetzt, wenn das Kind noch sehr jung ist, zwischen 6 und 12 Wochen, um einen Wiederherstellungseingriff durchzuführen.
Gaumenspalte: Mit dieser Operation kann noch etwas länger gewartet werden. Das Baby muss zwischen 9 und 12 Monate alt sein und besteht aus einer Rekonstruktion des Gaumens und in einigen Fällen muss die Nase nachgebessert werden. Es ist auch üblich, das Kind mit einer Prothese zu versorgen, bis es operiert werden kann.
Unfälle, Tumore, Infektionen oder Verbrennungen können Weichteil- und Hautschäden verursachen. Es ist wichtig, sowohl die Funktion als auch die Ästhetik der Haut wiederherzustellen und die Einschränkungen zu beseitigen.
Der Spezialist Dr. med. Daniel Sattler erläutert, dass der Fokus der rekonstruktiven Hautchirurgie die Wiederherstellung des Erscheinungsbildes der Haut ist. Der Schwerpunkt liegt auf der Funktion und Ästhetik der Haut. Schädigungen der Hautoberfläche können durch Transplantation und Lappenplastik wirksam behandelt werden.
Die Behandlung wird in der Regel ambulant in Vollnarkose durchgeführt. Abhängig von Umfang und Ausmaß der Beschwerden kann auch ein kurzer Krankenhausaufenthalt erforderlich sein.
Ein Kandidat für diese Art der Operation ist jeder erwachsene oder pädiatrische Patient, der sich aufgrund von Gesundheitsproblemen und körperlichen Einschränkungen für diese Art von Behandlung entscheidet. Die Operation verbessert nicht nur das ästhetische Erscheinungsbild des Patienten, sondern hat auch Auswirkungen auf die Lebensqualität des Patienten. In einigen Fällen handelt es sich dabei um lebenswichtige Verfahren, die nicht aufgeschoben werden können, und sogar um Notfallverfahren. Zum Beispiel, wenn sie durch Unfälle, Traumata, tiefe Verbrennungen oder pädiatrische Notfälle verursacht werden, die das Leben der Person gefährden können.
Andere Fälle sind rein ästhetischer Natur, wirken sich aber genauso positiv auf das Leben und das Selbstvertrauen des Patienten aus, wie z.B. die rekonstruktive Brust- oder Gesichtschirurgie. Solange der Patient bei guter Gesundheit ist und das Verfahren möglich ist, wird der Arzt den Fall analysieren, um zu entscheiden, welche Behandlung die für den individuellen Fall beste ist.
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff ist die Wahl des richtigen Arztes entscheidend, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen und schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. In der Rekonstruktionschirurgie sollten Sie einen Plastischen Chirurgen mit entsprechender Spezialisierung und Erfahrung wählen.
Um herauszufinden, welche Spezialisierung ein Facharzt absolviert hat, können Sie das offizielle Zentralregister der Bundesärztekammer (BÄK) benutzen. Sie brauchen nur in dieser Suchmaschine ihr Bundesland auswählen und dann den Namen des Arztes eingeben.
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen erläutert, dass der Plastische Chirurg ein anerkannter Facharzt ist, der nach Abschluss der medizinischen Fakultät eine sechsjährige Zusatzausbildung absolviert hat. In diesem Zeitraum muss er zahlreiche Operationen unter Aufsicht durchführen. Nach dieser praktischen Erfahrung und einer zusätzlichen theoretischen Ausbildung muss der Arzt die Facharztprüfung bei der Ärztekammer ablegen. Erst dann erhält er offiziell den Titel "Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie".
Nur der Titel "Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie" (oder "Facharzt für Plastische Chirurgie") ist geschützt. Andere Bezeichnungen wie "plastischer Chirurg", "Schönheitschirurg" oder "kosmetischer Chirurg" sind keine geschützten Titel und können von jedem Arzt, auch ohne nachgewiesene Weiterbildung, verwendet werden.
Versuchen Sie, im Internet nach Meinungen anderer Patienten und Fotos davor und danach zu suchen. Es lohnt sich, mehr als ein Angebot zu prüfen und mehrere Spezialisten zu konsultieren, um weitere Standpunkte und Behandlungsmethoden kennen zu lernen.
Es kann auch sinnvoll sein, dass Ihr Arzt Mitglied in angesehenen medizinischen Vereinigungen der plastischen Chirurgen ist, wie z.B. der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie.
Die Genesungszeit eines jeden Patienten hängt von der Art der durchgeführten Operation ab.
Jedes Verfahren hat eine andere Technik, Dauer und Komplexität. Auch die Dauer der Erholung und vollständigen Genesung variiert je nach Eingriff.
Es ist wichtig, mit Ihrem Arzt über Ruhezeiten, Wundversorgung und postoperative Konsultationen zu sprechen. Dem Patienten werden Schmerzmittel oder ein Beruhigungsmittel gegen Schmerzen verabreicht. Wenn der Patient trotz der angegebenen Medikamente weiterhin mäßige oder starke Schmerzen verspürt, ist es wichtig, sich mit dem Arzt zu beraten. Zu betonen ist, dass einige Verfahren mehr als eine Operation erfordern, um das gewünschte medizinische Ergebnis zu erzielen.
Im Falle einer Brustrekonstruktion kann Ihr Arzt eine Physiotherapie vorschlagen. Dies wird Ihnen helfen, schneller wieder zu Kräften zu kommen und mehr Selbstvertrauen bei Ihren täglichen Aktivitäten zu gewinnen. In anderen Fällen, z.B. bei Operationen an Kopf und Hals, sollten alternative Maßnahmen ergriffen werden, um den Patienten hydriert und ernährt zu halten, da die Fähigkeit zu kauen und zu schlucken höchstwahrscheinlich beeinträchtigt wird. In diesen Fällen kann eine Diät auf der Basis von flüssigen oder weichen Nahrungsmitteln indiziert sein, oder in extremen Fällen können nasogastrische Schläuche und/oder intravenöse Hydratation verwendet werden. Bei Verbrennungspatienten ist es sehr gut möglich, dass je nach Schwere und Ausmass der Verletzung die Genesung in mehreren Operationsschritten geplant wird. Das heißt, mehrere Hauttransplantationen, Operationen und Hautheilungen. Es ist ein langer und schmerzhafter Prozess, bei dem die Ärzte sehr eng mit einer adäquaten Schmerzbehandlung zusammenarbeiten. Darüber hinaus müssen die betroffenen Extremitäten, seien es Arme, Beine oder andere Körperteile, einer Physiotherapie zugeführt werden, um ihre Beweglichkeit und Muskelkraft nicht zu verlieren. Bei ausgedehnten Verbrennungen ist die Ernährung sehr wichtig, und einige Patienten benötigen Nahrungsergänzungsmittel und zusätzliche Kalorien, um die Genesung zu fördern.
Im Folgenden sind die häufigsten Komplikationen chirurgischer Eingriffe aufgeführt. Der behandelnde Arzt wird je nach Art der Operation spezifischer auf die jeweiligen möglichen Risiken eingehen.
Bundesärztekammer.[online] Verfügbar unter: <https://www.bundesaerztekammer.de/> [Zugriff 03. August 2020]
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Dr. med. Daniel Sattler. Rekonstruktive Operationen in Bonn. [online] Verfügbar unter: <https://www.beta-plastische-chirurgie.de/rekonstruktive-operationen/> [Zugriff vom 03. August 2020]
Ethanium Heidelberg. FEINARBEIT IM DETAIL. Rekonstruktive Mikrochirurgie in Heidelberg. [online] Verfügbar unter: <https://ethianum-klinik-heidelberg.de/rekonstruktive-mikrochirurgie-und-supermikrochirurgie.html> [Zugriff vom 03. August 2020]