Prof. Dr. med. Ernst Magnus Noah erklärt, wenn die Nerven im Bereich des Handgelenks eingeengt sind, sprechen wir vom Karpaltunnelsyndrom (KTS). Es handelt sich um die Beklemmung des sog. Nervus medianus oder Mittelnervs, der sich in Höhe des Handgelenkes befindet.
Betroffen sind vor allem Frauen, die mit Taubheit, Schmerzen und Funktionsstörungen in der Hand zu kämpfen haben. Meist äußert sich das Karpaltunnelsyndrom durch Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie Schmerzen oder Schwellungen im betroffenen Handgelenk. Ursächlich für diese Nerveneinklemmung sind häufig Überlastungen (z. B. durch schwere körperliche Arbeit), Schwellungen der Sehnen im Handgelenksbereich, Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Autoimmunerkrankungen wie Rheuma.
Im Karpalkanal verlaufen die Beugesehnen der Finger zusammen mit dem Nervus medianus. So verläuft der Nervus medianus entlang der Beugeseite des Handgelenks und mit ihm werden die Beugemuskeln der Hand und die sensorischen Bereiche von Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und manchmal auch des Ringfingers versorgt, erläutert der Spezialist Dr. Günther Riedel. Ein durch Überlastung, Stoffwechselerkrankungen, Schwellung der Extremitäten oder andere Ursachen erhöhter Druck im Karpaltunnel kann die Funktion dieses wichtigen Medianusnervs beeinträchtigen. Häufig berichten Patienten über Schwellungen und Schmerzen in der betroffenen Hand. Typisch sind auch Nachtschmerzen.
Die DGNC (Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie e.V.) gibt an, dass der Karpaltunnel bei manchen Menschen (wahrscheinlich bis zu 10 % der erwachsenen Bevölkerung) genetisch zu eng angelegt ist und dass die Verengung familiär gehäuft vorkommt. Sie werden möglicherweise in Ihrer Familie weitere Mitglieder (meist die Mutter) kennen, die ähnliche Beschwerden wie Sie haben.
Die Ursachen sind sehr vielfältig, bestätigt der Experte Dr. Günther Riedel. Am häufigsten entwickelt sich das Karpaltunnel Syndrom mit folgenden Krankheitsbildern:
Die DGNC informiert uns, dass das Einschlafen der Hände ein sehr typisches Symptom des Karpaltunnelsyndroms ist und es Ärzten erlaubt, fast unmittelbar die richtige Diagnose zu stellen. Dieses Einschlafen, das zumindest im Anfangsstadium durch Schütteln, Reiben und Bewegen der Hände meist schnell verschwindet, ist ebenfalls ein sehr typisches Zeichen. Insbesondere nachts oder morgens kommt die Taubheit besonders häufig vor und kann den nächtlichen Schlaf erheblich stören. Tagsüber kann es bei bestimmten Tätigkeiten wie Radfahren, Autofahren, Zeitungslesen, Halten des Telefonhörers, Handarbeit eintreten. Mit zunehmendem Schweregrad kommt es zu einem ständigen Kribbeln in den Ring- und Mittelfingern und dann auch in Zeige- und Daumenbereich. Schließlich können die Finger ständig taub werden und bleiben. Dies kann selten das erste Symptom sein, insbesondere bei älteren Patienten oder während der Schwangerschaft. KTS kommt auch besonders häufig bei Langzeitdialysepatienten vor.
Schmerzhafte, geschwollene und sogar "schnippende" Finger werden häufig mit diesem Zustand in Verbindung gebracht. Es handelt sich um eine Einklemmung der Beugesehnen auf Höhe des Ringbandes. Das Schnappen kann durch eine kleine zusätzliche Operation zusammen mit dem Karpaltunnelsyndrom beseitigt werden.
Betroffen sind mehr Frauen als Männer. Die AWMF(Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.) gibt an, dass das Erkrankungsalter vorwiegend zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr liegt, aber auch bei Jugendlichen und in sehr hohem Alter kommt das KTS vor.
Dr. Günther Riedel erklärt, dass folgende Leitsymptome die klinische Diagnose des KTS in der Untersuchung weitgehend ab:
Prof. Dr. med. Ernst Magnus Noah ist Spezialist auf dem Gebiet der Handchirurgie. Er erklärt, dass die Handchirurgie darauf abzielt, die Funktion der Hände zu erhalten oder wiederherzustellen. Aufgrund des komplexen Zusammenspiels von Muskeln, Sehnen und Knochen auf engstem Raum sind für die Operation feinste mikrochirurgische Techniken und ein hohes Maß an Expertise erforderlich. Die Auswahl des Spezialisten ist daher sehr ernst zu nehmen und mit Bedacht zu treffen.
Um herauszufinden, welche Spezialisierung ein Facharzt absolviert hat, können Sie das offizielle Zentralregister der Bundesärztekammer (BÄK) benutzen. Sie brauchen nur in dieser Suchmaschine ihr Bundesland auswählen und dann den Namen des Arztes angeben.
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen erläutert, dass der Plastische Chirurg ein anerkannter Facharzt ist, der nach Abschluss der medizinischen Fakultät eine sechsjährige Zusatzausbildung absolviert hat. In diesem Zeitraum muss er zahlreiche Operationen unter Aufsicht durchführen. Nach dieser praktischen Erfahrung und einer zusätzlichen theoretischen Ausbildung muss der Arzt die Facharztprüfung bei der Ärztekammer ablegen. Erst dann erhält er offiziell den Titel "Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie".
Nur der Titel "Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie" (oder "Facharzt für Plastische Chirurgie") ist geschützt. Andere Bezeichnungen wie "plastischer Chirurg", "Schönheitschirurg" oder "kosmetischer Chirurg" sind keine geschützten Titel und können von jedem Arzt, auch ohne nachgewiesene Weiterbildung, verwendet werden.
Im Falle der Handchirurgie ist die Erfahrung des Arztes äußerst wichtig: Nur ein hochqualifizierter und erfahrener Spezialist ist in der Lage, die beste Technik auszuwählen, und präzise zu arbeiten. Versuchen Sie, im Internet nach Meinungen anderer Patienten und Fotos davor und danach zu suchen. Es lohnt sich, mehr als ein Angebot zu prüfen und mehrere Spezialisten zu konsultieren, um mehrere Standpunkte und Behandlungsmethoden kennen zu lernen.
Es kann auch sinnvoll sein, dass Ihr Arzt Mitglied in angesehenen medizinischen Vereinigungen der plastischen Chirurgen ist, wie z.B. der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie.
Je nach Schweregrad des Karpaltunnelsyndroms werden unterschiedliche therapeutische Massnahmen angewendet. Laut Prof. Dr. med. Max Haerle, Leiter des Zentrum für Hand- und Plastische Chirurgie in Markgröningen, stehen zunächst konservative therapeutische Verfahren im Vordergrund. Die nächtliche Ruhigstellung in einer Lagerungsschiene verhindert die Beugung des Gelenk und damit eine weitere Druckerhöhung im Handwurzelkanal. Darüber hinaus werden häufig abschwellende Medikamente eingesetzt. Durch eine Kortisoninjektion in den Handwurzelkanal kann die reaktive Verdickung des Gleitgewebes der Sehne abnehmen.
In schwerwiegenden Fällen wird eine Operation empfohlen. Es besteht aus der vollständigen Teilung des Karpaldaches, dem Retinaculum flexorum. Dies geschieht in der Regel offen, d.h. durch einen etwa 2 cm langen Schnitt in der Handfläche. Dadurch kann der Nerv direkt gesehen und mikrochirurgisch von der Kompression befreit werden. Die möglicherweise verdickten Sehnenscheiden (Sehnenscheidenentzündung) können durch diesen offenen Zugang ebenfalls ausgedünnt werden. Alternativ kann dieses Verfahren auch endoskopisch, d.h. durch einen oder zwei kleine Schnitte, durchgeführt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass bei der Untersuchung des Patienten keine Verdickung der Sehnenscheide festgestellt wird und dass sich noch keine Schwächung der Daumenballenmuskulatur entwickelt hat. Die Karpaltunnel Op wird in der Regel ambulant, sofern keine Begleiterkrankungen vorliegen, und unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Eine Vollnarkose ist nur gelegentlich indiziert. Nach der Operation wird für einige Tage eine Handgelenksschiene angelegt. Bald werden die Patienten aufgefordert werden, ihre Finger vollständig zu bewegen, um ein Verkleben der Sehnen zu verhindern. Wenn der Heilungsverlauf normal verläuft, können die Schiene und die Fäden nach 10 Tagen entfernt werden.
Für die Operation des Karpaltunnelsyndroms stehen prinzipiell drei verschiedene Operationstechniken zur Verfügung:
Mit diesen drei Operationstechniken wird das gleiche Ziel verfolgt: die mechanische Entlastung des Medianusnervs (Zentralnerv) durch die Teilung des Karpaltunnels. Dies geschieht durch Längsteilung des Karpalbandes auf der Seite des Handgelenkbeugers.
Dr. Günther Riede erläutert die drei Verfahren und seine Vor- und Nachteile:
Ein großer Vorteil der offenen Operationstechnik ist die gute Übersicht für den Chirurgen. Ein Nachteil dieser Technik ist die relativ lange Narbe, die oft 3 bis 4 cm oder sogar noch länger sein kann.
Bei der endoskopischen Operationstechnik arbeitet der Chirurg mit der so genannten Schlüssellochtechnik. Der Nachteil dieser Operationstechnik ist der oft unzureichende Überblick über das Operationsgebiet. Häufig erfordert die Technik sogar zwei Hautschnitte im Bereich des Handgelenks. Die Gesamtlänge dieser Schnitte oder Narben beträgt letztlich etwa 3 cm oder mehr.
Die vom Facharzt bevorzugte ideale Operationsmethode ist die halboffene Technik. Es ist nur ein einziger Hautschnitt erforderlich. Sie ist oft nur etwa 2 cm lang, manchmal sogar kürzer. Darüber hinaus hat der Chirurg bei dieser Technik immer eine klare Sicht auf das Operationsfeld.
Die Operationen des Karpaltunnelsyndroms erfolgen in den meisten Fällen ambulant. Zur Verfügung stehen sowohl eine Teilnarkose (Anästhesie der betroffenen oberen Extremität) als auch eine Vollnarkose.
Die individuellen Wünsche des Patienten können hier immer berücksichtigt werden.
Die Operation selbst dauert in der Regel zwischen 10 und 20 Minuten. Der gesamte Aufenthalt in der Klinik oder im Operationszentrum dauert in der Regel nur wenige Stunden.
Die Operation des Karpaltunnelsyndroms ist meist ein unkomplizierter Eingriff. Laut Prof. Dr. med. Max Haerle stellt sich das beunruhigende nächtliche Erwachen unmittelbar ein. Patienten berichten häufig über einen Rückgang des Taubheitsgefühls am Tag nach der Operation. Die Kraftzuwachs ist bestenfalls nach einigen Monaten zu erwarten.
Die DGNC fügt hinzu, dass die postoperativen Ärzte sicherstellen sollten, dass keine einengenden Verbände, einschließlich Gipsschienen, angelegt werden. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit beträgt in der Regel 3 Wochen, bei einigen schweren körperlichen Arbeiten oder bei erhöhter Narbenempfindlichkeit auch länger. In der Regel sind nach der Operation keine besonderen Behandlungsmaßnahmen erforderlich. Bei starken Blutungen oder entzündlichen Rötungen im Wundgebiet ist eine sofortige Vorstellung beim Chirurgen angezeigt, ansonsten können Verbandswechsel und Nahtentfernung vom Hausarzt nach ca. 2 Wochen durchgeführt werden.
Sportarten, wie z. B. Joggen, die vor allem die Beine beanspruchen, können häufig 2 bis 3 Wochen nach der OP wieder durchgeführt werden. Sportarten, bei denen die oberen Extremitäten maßgeblich beteiligt sind (z. B. Radfahren, Fitnessstudio oder auch Schwimmen), sollten für ca. 4 bis 6 Wochen nach OP unterbleiben.
Die Ärzte bestätigen einheitlich, dass das Taubheitsgefühl unmittelbar nach der Operation verschwindet und mehrheitlich alle Patienten dauerhaft beschwerdefrei leben können.
Die DGNC gibt an, dass nach vollständiger Durchtrennung des Bandes und Entlastung des Mittelhandnerven ein erneutes Auftreten gleicher Beschwerden wie vor dem Eingriff außerordentlich selten ist. Wenn es sich um einen normalen Genesungsprozess handelt, sind keine Nachbehandlungen nötig. Der Patient hat nach einer einzigen ambulanten OP das Problem gelöst, ist schmerzfrei und erlangt wieder einen Schlaf frei von Taubheitsgefühl und Beschwerden.
AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.). Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms. [online] verfügbar unter: <https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/005-003.html> [Zugriff vom 07. September 2020]
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Prof. Dr. med. Max Haerle. Handchirurgie. [online] Verfügbar unter: <https://www.rkh-gesundheit.de/kliniken-zentren/fachbereiche/okm-orthopaedische-klinik-markgroeningen/zentrum-fuer-hand-und-plastische-chirurgie/leistungsspektrum/handchirurgie/> [Zugriff vom 07. September 2020]