PRP Haarwurzelbehandlung: Was es ist und wie es wirkt
Plättchenreiches Blutplasma (PRP), das aus dem eigenen Blut der betroffenen Person gewonnen wird, kann die Haarwurzeln wieder von Grund auf vitalisieren. Der Haarausfall wird durch PRP in vielen Fällen verzögert oder gestoppt. Auch dünnem, gestresstem Haar, das aus anderen Gründen geschwächt ist, gibt PRP die Gelegenheit zur Erholung.
Für die Behandlung müssen nur wenige Milliliter Eigenblut mit einem speziellen Verfahren aufbereitet werden. Anschließend wird es auf einfache Weise in die Kopfhaut gegeben.
Was ist PRP?
PRP ist die Abkürzung für den englischen Begriff platelet-rich plasma, übersetzt „plättchenreiches Blutplasma“. Es entsteht, wenn die einzelnen Bestandteile des Blutes unter Zuhilfenahme einer Zentrifuge voneinander getrennt werden. Die besonders nährstoffreichen Inhaltsstoffe des Blutes werden dabei von den roten Blutkörperchen abgesondert.
PRP enthält vor allem:
- Blutplättchen (Thrombozyten)
- Wachstumsfaktoren
- weitere Proteine
Gegenüber normalem Blut ist die Zahl der Thrombozyten in PRP um das 2- bis 4-Fache erhöht. Mediziner sprechen ab einem Thrombozyten-Anteil von 50 Prozent von plättchenreichem Plasma. Bei einer fachgerechten Haarausfallbehandlung liegt der Anteil durchschnittlich bei 80 Prozent.
Besonders wichtig für die Haarausfallbehandlung sind die Wachstumsfaktoren, die abstrakte wissenschaftliche Bezeichnungen besitzen. Hinter Namen wie TGF-beta oder IGF verbergen sich wirkungsstarke Proteine, die im Bereich der Haarwurzeln Zellteilung und -wachstum oder die Neubildung von Blutgefäßen fördern können.
Bei der PRP-Behandlung findet ausschließlich das eigene Blut des Patienten Verwendung. Das Verfahren ist insofern vollkommen natürlich und verträglich. Nebenwirkungen oder allergische Reaktionen sind praktisch ausgeschlossen.
Vielfältige Anwendung
Die segensreiche Wirkung von PRP wurde Ende der 1990er Jahre zunächst in der Kiefer-, Mund- und Zahnchirurgie genutzt. Inzwischen findet PRP in verschiedenen medizinischen Bereichen Anwendung, wo es besonders auf die Stimulation von Zell- und Gewebewachstum ankommt: etwa Orthopädie und Sportmedizin, Herz- und Gefäßchirurgie, aber auch bei der Behandlung von Diabeteskranken. Besonders nützlich ist PRP nicht zuletzt in der ästhetischen Medizin für Faltenbehandlung und Hautverjüngung. Auch zahlreiche Spitzensportler nutzen PRP für eine schnellere Regeneration nach Wettkämpfen.
Früher war die Herstellung von PRP sehr aufwendig und mit vielen einzelnen Arbeitsschritte verbunden. Technologisch ausgefeilte Tischgeräte haben die PRP-Produktion inzwischen ungemein vereinfacht und sie sehr viel kostengünstiger gemacht. Das erlaubt eine zielgerichtete Anwendung für jeden Zweck.
Bei welcher Art Haarausfall?
Voraussetzung für die Anwendung von PRP bei Haarausfall oder anderen Haarproblemen ist eine gründliche Untersuchung durch einen erfahrenen Facharzt. Die wachstumsfördernde Wirkung des plättchenreichen Plasmas kann einen Einsatz bei verschiedenen Arten von Haarausfall sinnvoll machen:
- Androgenetischer HaarausfallDiese häufigste Erscheinungsform des Haarausfalls wird auch als erblicher oder anlagebedingter Haarausfall bezeichnet. Rund 80 % der Männer und 50 % der Frauen sind davon betroffen. Eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegen bestimmte Androgene, männliche Geschlechtshormone, schwächt die Haare und lässt sie schließlich ausfallen.
- Stress- und mangelbedingter HaarausfallDie Haare sind auch ein Spiegel des Wohlbefindens. Durch falsche Ernährung, berufliche Anspannung oder Erschöpfung können sie spröde, dünn und anfällig werden. Auch eine anlagebedingte Neigung zum Haarausfall kann sich so verstärken.
- EigenhaartransplantationBei einer Eigenhaartransplantation werden Haare zumeist vom Hinterkopf in die Haarausfallzonen verpflanzt, die sich weiter vorne befinden. Die Gabe von PRP kann den umgesetzten Haarfollikeln beim Einwachsen helfen und den Erfolg der Haartransplantation vergrößern.
Verschiedene wissenschaftliche Studien haben in den vergangenen Jahren untermauert, dass PRP dem erblich bedingten Haarausfall entgegenwirken kann.
Auch bei kreisrundem Haarausfall, der sogenannten Alopecia areata, lässt sich PRP einsetzen. Diese Art des Haarausfalls geht auf eine Störung des Immunsystems zurück und äußert sich meist in einzelnen runden Stellen auf der Kopfhaut, wo alle Haare ausgehen. Üblich sind bei Alopecia areata zunächst Therapieversuche mit bewährten Medikamenten wie etwa Kortison. Schlagen diese jedoch nicht an, kann eine Behandlung mit PRP unter Umständen eine Verbesserung bringen.
Wirkung des plättchenreichen Plasmas?
Die im PRP enthaltenen Wachstumsfaktoren sind Signalstoffe, die andere Zellen zur Aktivität anregen. Darin liegt ihr besonderer Wert für die Haarausfallbehandlung.
Direkt in die Kopfhaut gegeben, gelangt das PRP in unmittelbare Nähe der Haarwurzeln. Es kann deren Versorgung und Regeneration aktiv beeinflussen. Die Medizin spricht davon, dass die autologe Zellregeneration gefördert wird:
- PRP erhöht in der Kopfhaut die Zahl der Blutgefäße und steigert die Blutzufuhr.
- Stammzellen und Blutzellen der Haarwurzeln werden aktiviert.
- Das Zellwachstum wird insgesamt stark angeregt.
- Die Haarwurzelzellen erfahren eine deutliche „Verjüngung“.
- Die Nährstoffversorgung der Haarfollikel wie auch der Haarwurzeln verbessert sich erheblich.
Über den Einfluss der Wachstumsfaktoren hinaus fördern die konzentrierten Blutplättchen des PRP die Durchblutung und den Stoffwechsel in der Kopfhaut. Damit leisten sie ebenfalls einen Beitrag zu deren Vitalisierung.
Wie PRP den Haarzustand üblicherweise verbessert
Der Zustand der Haare bessert sich durch eine PRP-Behandlung in den meisten Fällen folgendermaßen:
- „Ältere“ Haarwurzelzellen werden besonders stimuliert.
- Das Absterben geschwächter Haarwurzeln wird verhindert.
- Vorhandene Haare werden dicker und robuster.
- Erschöpfte Haare können nach ihrem zyklusgerechten Ausfallen (jedes einzelne Haar besitzt eine Lebensdauer von 2 bis 6 Jahren) kräftiger wieder nachwachsen.
- Erblich bedingter Haarausfall verlangsamt sich oder kommt – je nach Ausprägung – zum Stillstand.
Die Wirkung einer PRP-Haarwurzelbehandlung zeigt sich im Verlauf der folgenden Wochen. Meist kommt der volle Effekt nach 2 bis 3 aufeinanderfolgenden Behandlungen zum Tragen. Durch mehrmalige Gabe von PRP ergibt sich in der Regel ein deutlich besseres Haarbild: Die Haare sind zahlreicher und wirken voller, kräftiger und gesünder. Stumpf gewordenes Haar erscheint glänzender und schöner.
Herstellung von PRP
Für eine PRP-Haarwurzelbehandlung müssen Ihnen normalerweise nicht mehr als 10 Milliliter Blut abgenommen werden. Das ist weit weniger als die Menge, die für ein übliches Blutbild beim Hausarzt erforderlich ist. Die Blutentnahme muss unter sterilen Bedingungen erfolgen. Anschließend wird das Blut in einer Zentrifuge unter Zugabe eines besonderen Gels aufbereitet. Die Varianten der Aufbereitung können sich je nach technischer Ausstattung unterscheiden. Der Anteil der Thrombozyten, also der Blutplättchen, kann zwischen 40 und 95 % betragen. Mit einem fortschrittlichen Verfahren, das Voraussetzung für eine möglichst effektive PRP-Haarwurzelbehandlung ist, sollte ein Thrombozyten-Anteil von 80 % erreichbar sein.
Die Zentrifuge trennt die Bestandteile des Blutes nach ihrem Gewichtsanteil. Die für die Therapie benötigten Anteile mit dem plättchenreichen Plasma können so isoliert werden. Mit einem modernen Gerät lassen sich etwa 4 bis 5 Milliliter plättchenreiches Plasma gewinnen. Der Prozess der Herstellung des PRP nimmt normalerweise nicht länger als 10 Minuten in Anspruch.
Je nach Behandlungszweck können dem PRP auch weitere Substanzen beigemischt werden, zum Beispiel aufbauende Nährstoffe oder haarausfallhemmende Medikamente. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt am besten genau nach dem Gehalt des für Sie vorgesehenen PRP. Ein erfahrener Fachmann sollte hierzu im Detail Auskunft geben können.
Unkomplizierte Verabreichung
Vor einer PRP-Haarwurzelbehandlung muss eine ausführliche Untersuchung und Beratung durch einen Facharzt erfolgen. Er sollte über besondere Haarexpertise verfügen. Nur so kann er feststellen, welche Art von Haarproblem bei Ihnen vorliegt – und ob eine PRP-Haarwurzelbehandlung Ihnen helfen kann oder nicht.
Haben Sie sich in Absprache mit Ihrem Arzt für eine PRP-Therapie entschieden, müssen Sie Folgendes beachten: Sie sollten in den Tagen zuvor kein Aspirin, Ibuprofen, ASS, Voltaren oder ähnliche Medikamente gegen Schmerzen oder Rheuma einnehmen. Diese hemmen die körpereigene Thrombozyten-Erzeugung. Die Voraussetzung für die Herstellung von möglichst hochwertigem PRP wäre nach der Einnahme nicht mehr gegeben. Ihr behandelnder Arzt sollte Sie vor der Therapie darüber aufklären und Sie detailliert nach Ihrem Medikamentengebrauch fragen. Sonstige Vorbereitungen sind nicht erforderlich.
Das PRP wird bei der Haarwurzelbehandlung auf folgende Weise verabreicht:
- Die Behandlungszonen werden vom Arzt genau festgelegt.
- Einzelne Mikrodosen des PRP werden über besonders feine Nädelchen in verschiedene Stellen der Kopfhaut gegeben.
- Die Einstiche sind so winzig, dass keine Betäubung erforderlich ist.
- Die Einstichstellen verschließen sich nach kurzer Zeit von selbst, Pflaster oder Ähnliches sind nicht erforderlich.
Wie viele Einstiche zur Verabreichung des PRP notwendig sind, hängt von der Größe der Behandlungszone ab. In der Regel nimmt die Behandlung nur wenige Minuten in Anspruch. Anschließend können Sie direkt wieder nach Hause gehen.
Der Erfahrung nach ist eine mindestens einmalige Wiederholung der Behandlung empfehlenswert. So lässt sich das Potential des plättchenreichen Plasmas besser ausreizen. Weitere Behandlungen könne je nach Bedarf angesetzt werden.
PRP als Alternative zu anderen Mitteln
Wenn erblich bedingter Haarausfall bei ihnen erstmals auftritt, nehmen viele Menschen Medikamente wie Minoxidil oder Finasterid ein. Finasterid zum Beispiel beeinflusst den Hormonstoffwechsel und macht die Haarwurzeln weniger empfindlich gegen die Androgene, welche sie angreifen. Minoxidil wiederum kann nach täglichem Einmassieren in die Kopfhaut die Haarwurzeln ebenfalls so weit kräftigen, dass der Haarausfall gestoppt oder verlangsamt wird.
Für die gewünschte Wirkung müssen die beschriebenen Medikamente allerdings ein Leben lang täglich eingenommen oder angewendet werden. Zudem haben sie nicht selten unangenehme Nebenwirkungen. Eine PRP-Therapie kann eine gute Alternative sein: Die 2 bis 3 Behandlungen, die oft ausreichend sind, um Haarausfall sichtbar entgegenwirken, verursachen deutlich weniger Aufwand. Später genügt häufig eine einmal jährliche Auffrischung der PRP-Behandlung.
Mögliche Risiken
Die besondere Verträglichkeit der PRP-Haarwurzelbehandlung ist einer ihrer besonderen Vorteile. Dank Rückgriff auf das eigene Blut von Patientin oder Patient sind beunruhigende Abstoßungsreaktionen praktisch ausgeschlossen. Kommt es im Zuge der PRP-Behandlung zur Gabe zusätzlicher Nähr- oder Wirkstoffe, sollte Ihr Arzt vorher abklären, ob es bei Ihnen irgendwelche Hinweise auf eine Unverträglichkeit gegen diese gibt.
Unerwünschte Wirkungen ergeben sich in seltenen Fällen durch die Verabreichungsweise: Die Einstiche, die für die PRP-Haarwurzelbehandlung nötig sind, können auf der Kopfhaut zu Schwellungen, Rötungen oder Blutergüssen führen. Diese gehen jedoch normalerweise binnen kurzem wieder zurück und hinterlassen keine bleibenden Spuren.
Leidet die Patientin oder der Patient hingegen unter bestimmten Allgemeinerkrankungen, muss unter Umständen auf eine PRP-Therapie verzichtet werden. Das kann zum Beispiel bei Lebererkrankungen, Hepatitis, HIV, Blutgerinnungsstörungen oder Autoimmunerkrankungen der Fall sein. Auch eine entzündete Kopfhaut kann ein Ausschlussgrund sein. Bei Schwangeren unterlässt man vorsichtshalber ebenfalls eine Behandlung. Ein erfahrener Facharzt wird mögliche Gründe, die gegen eine PRP-Behandlung sprechen können, vorher gewissenhaft bei Ihnen abfragen.
Grenzen einer PRP-Behandlung
Die PRP-Haarwurzelbehandlung kann angegriffene oder bedrohte Haarwurzeln auf erstaunliche Weise regenerieren. Zerstörte, bereits abgestorbene Haarwurzeln kann PRP jedoch nicht wieder zum Leben erwecken. In bereits dauerhaft kahl gewordenen Kopfhautzonen kann plättchenreiches Plasma daher normalerweise keinen neuen Haarwuchs hervorrufen. Auch mit Medikamenten wie Minoxidil oder Finasterid gelingt das meist nicht oder nur sehr eingeschränkt.
Solche kahlen Kopfhautregionen lassen sich in vielen Fällen mit Hilfe einer Eigenhaartransplantation wieder auffüllen. Wird eine solche Haarverpflanzung fachmännisch durchgeführt, ist am Ende kein Unterschied zur natürlichen Haarpracht erkennbar. PRP kann die verlagerten Haarwurzeln beim Einwachsen unterstützen. Verspricht eine alleinige PRP-Haarwurzelbehandlung nicht den gewünschten Erfolg, ist eine Eigenhaartransplantation daher erste Wahl, wenn es darum geht, echten neuen Haarwuchs wiederzugewinnen.