Ein guter plastischer Chirurg sollte sich auswählen können

Ein guter plastischer Chirurg sollte sich auswählen können
Jennifer Stock
Autorin mit diversen Fortbildungen im Bereich Kommunikation. Sie ist darauf spezialisiert, Artikel über die Schönheitschirurgie und Ästhetische Medizin zu verfassen und zu recherchieren.
Erstellt am 18.06.2008 · Aktualisierung: 8.02.2023
Wenden Sie sich an geprüfte Zentren, die Ihnen die Behandlung anbieten können.

Herr Assistent, wie ist Ihre Stellungnahme zur Durchführung von ästhetischen Operationen bei den ausländischen Klienten?

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Ich weiche den ausländischen Klienten gezielt aus. Der Grund dafür sind nicht die Sprachbarriere, auch nicht der Komfort, den wir anbieten können, auch nicht Geld. Ich weiche ihnen aus zwei prinzipiellen Gründen aus: der erste Grund ist die Betrachtung der Patientin nach der Operation. Ich betrachte meine Patientinnen bis sie voll und ganz geheilt sind, was in der plastischen Chirurgie 6 bis 8 Wochen heißt, bei einigen Operationen auch 6 Monate. Und ich glaube nicht, dass eine ausländische Klientin bereit wäre, einmal pro Woche etwa drei Monate zur Kontrolle nach Tschechien zu kommen. Und zweitens ist hier die Frage der Lösung von möglichen Komplikationen. Nirgendwo in der Welt kann man Komplikationen vermeiden. Ein Chirurg, der sagt, dass er keine Komplikationen hat, entweder lügt oder operiert nicht! Das ist ein chirurgisches Sprichwort, das gilt, auch wenn ich sagen muss, dass wir nur ein Minimum von Komplikationen haben. Es ist aber wichtig, dass ich im Falle der Komplikationen bei den tschechischen Klienten fähig bin, mit der Patientin alles zu besprechen und die Komplikationen schnell zu lösen.

Stellen Sie sich aber die Situation vor, dass die Frau 10-14 Tage nach der Operation nach Hause ins Ausland fährt und hier beginnt die Wunde zu bluten. Was wird sie machen? Wenn es sich um unsere Patientin handelt, gibt es hier ein 24-stündiger Dienst per Telefon und auch wenn es Patientinnen aus dem anderen Ende unseres Landes sind, kümmern wir uns um sie in 2-3 Stunden. Abgesehen davon, dass wir Kontakte auf alle Kliniken in der ganzen Republik haben und wenn z.B. eine Patientin aus Mähren Komplikationen hätte, kann sie eine Klinik in Mähren kontaktieren, mit der wir uns verabreden. Wir gewährleisten unseren Klientinnen eine hundertprozentige Sicherheit der nachfolgenden Pflege. Es ärgert mich, dass oft jemand Patientinnen operiert, aber er belehrt sie nicht und kümmert sich nicht mehr um sie. Bei der ausländischen Klientin habe ich keine Möglichkeit, Patientinnen z.B. nach der Augmentation in 2 Monaten, oder in einem halben Jahr einen Termin zu geben. Und was gibt es, wenn diese Patientin wirklich ein Problem hat? Wir müssen es lösen, die Patientin muss kommen.

Meinen Sie, dass man dieses irgendwie lösen kann?

Nein, es gibt keine Möglichkeit, es zu lösen und meine Kollegen lösen es nicht. Es gibt hier auch ein anderes Problem und zwar, dass keine Versicherungsanstalt den Arzt gegen Komplikationen bei den ausländischen Klienten versichert. Keine Versicherungsanstalt in der Tschechischen Republik versichert gegen Eingriffen aus der kosmetischen Indikation. Jeder plastische Chirurg sollte diese Versicherung haben, aber es ist sehr problematisch. Alle Ärzte, die die Haftpflichtversicherung haben, haben im Vertrag, dass diese Versicherung nicht auf die Eingriffe aus der kosmetischen Indikation bezieht. Das sind aber eigentlich alle unsere Eingriffe. Und bei der Versicherung für die ausländische Klienten ist es noch problematischer.

Stellen Sie sich ein Beispiel vor. Sie operieren die Britin, sie reist nach drei Tagen nach Großbritanien ab, weil man es so macht. Dort kann man passieren, dass sie Entzündung in die operierten Brüste bekommt. Sie besucht in Großbritanien den plastischen Chirurgen, der eine infektiöse Komplikation erkennt und will die Reoperation bezahlen. In den Rahmen der Europäischen Union wendet sich diese Patientin an das Gericht und will den Ersatz von dem plastischen Chirurgen bekommen.

Warum, trotz aller diesen Risiken, operiert eine Reihe von Ihren Kollegen die ausländischen Klienten?

Es ist lukrativ, und auch trotz der Risiken machen es die Kollegen. Ich möchte so nicht riskieren. In der Medizin bin ich 38 Jahre tätig und ich weiß, dass es immer beliebiges passieren kann.

Wie viele Komplikationen ungefähr haben Sie?

Wir haben Komplikationen nur minimal, ich würde sagen – während der Zeit, die wir hier wirken – 3-5 Komplikationen, aber wir haben sie immer zur allgemeinen Zufriedenheit (Zufriedenheit der Patientin und auch zu unserer Zufriedenheit) bewältigt. Ich meine, dass der beste Beweis dafür ist es, dass die Patientinnen zu uns zurückkehren. Es gilt das, was Herr Professor Fára gesagt hat, dass eine zufriedene Patientin drei neue Patientinnen bringt und eine unzufriedene zehn Patientinnen abspenstig macht.
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Wie bewerten Sie die Disziplin der Klienten, was von Ihnen empfohlene postoperative Pflege betrifft?

Das ist durchaus individuell. Schon in der Tür erkennen wir, ob sie diszipliniert sind. Und wenn „ein Warnungslicht zu blinken beginnt“, sollte der Arzt von der Operation abgehen. Auch wenn er den finanziellen Profit verliert, ist das kein großer Verlust. Aber zum Glück sind wir in einer solchen Situation, wann wir die Operation bei den, unserer Meinung nach, undisziplinierten Patienten ablehnen können. Ich kehre wieder zu Herrn Professor Fára, der gesagt hat: Die größte Kunst der plastischen Chirurgen ist es, eine Patientin abzulehnen. Ein guter plastischer Chirurg sollte sich auswählen können und sich selbst schätzen indem, dass er sagen würde: „Seien Sie nicht böse, Frau XY, aber ich werde Sie nicht operieren.“

Warum z.B. lehnen Sie eine Operation ab?

Es gibt mehrere Gründe dafür: manchmal hat die Dame unreale Erwartungen, das kommt oft vor. Z.B. wenn Sie eine Photographie bringt, wie Sie aussehen will und der Arzt weiß, dass man es nicht erfüllen kann. Wenn sie so vernünftig ist, dass man es ihr erklären kann und sie begreift, was wir für sie real machen können, dann kann man auch so verabreden. Aber man muss eine solche Fühlungnahme spüren. Falls die Patientin Ihnen traut und Sie wissen, dass Sie ihr wirklich helfen können, kann man sie operieren. Wenn Sie aber spüren, dass es dort nicht ist und auch nicht sein wird, hat es keinen Sinn, etwas so ähnliches zu machen. Und wenn Sie sehen, dass diese Patientin wirklich nichts begreift, dass sie etwas Unreales will, ist es nötig, sie schon am Anfang abzulehnen.

Wie sind Reaktionen der Patientinnen, die Sie zu operieren ablehnen?

Ich sehe an ihnen, dass sie sich schämen. Wenn wir ihnen z.B.sagen, dass sie abnehmen sollten. Deshalb widmen wir ihnen noch die Zeit und empfehlen wir ihnen, wo und wie, was für eine Methode für sie gut wäre und wir geben ihnen kund, dass wir trauen, dass sie es fertigbringen. Diese Patientinnen gewinnen Selbstbewusstsein und trotz der Verneigung gehen sie zufrieden ab.

Wenn Sie die Szene der tschechischen ästhetischen Chirurgen übersehen, wie bewerten Sie die Situation?

Jung, wild, perspektivisch…Das alles ist über Erfahrungen. Ich lehne etwa 10%aller Patientinnen ab. Z.B. deshalb, dass es eine junge Frau ist, die schöne Brüste hat und mit dem Schnitt würde ich es nur häßlich machen. Aber sie geht weg und der erste plastische Chirurg, den sie trifft, macht ihre Brüste. Und sie kommt dann nach einem halben Jahr zu uns, weint und bittet darum, dass wir ihre Brüste korrigieren, was aber schon ganz schwierig ist.

Wie steht die Tschechische Republik mit der Anzahl der Reoperationen, gibt es viele Reoperationen?

Es scheint zur Zeit viele Reoperationen zu sein. Und der Grund dafür ist Unhaftbarkeit und Ungeübtheit.

Kann man es irgendwie systemkonform lösen?

Nein.

Und wenn jemand mit dem ungelungenen Ergebnis einer Operation kommt, kann man unterscheiden, ob es sich um die Verfehlung des Chirurgen handelt oder ob der Patient z.B. die postoperative Pflege vernachlässigt hat?

Nein, das erkennen Sie nicht mehr, wer das vernachlässigt hat. Selbstverständlich gibt es, sollte es geben und muss eine gewisse Loyalität unter den plastischen Chirurgen geben. Es sollte ein gewisser ständische Zusammenhalt und wir sollten uns gegenseitig anhalten.

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Aber wie weit sollte diese Loyalität gehen? Wenn Sie z.B. eine höhere Anzahl an Reoperationen von demselben Kollegen begegnen?

Die Kollegen nicht verleumden, sie nicht vor anderen blamieren. Wenn die Reoperationen immer wieder von demselben Kollegen sind, rufe ich ihn ab und zu an und sage es ihm. Wir kennen uns gegenseitig unter den plastischen Chirurgen in Tschechien. Aber das, dass jemand an die Tür ein Zettel aushängt, dass er die plastische Chirurgie macht, heißt nicht, dass er auch der plastische Chirurg ist, und leider begegne ich es. Wenn es kein plastischer Chirurg ist und ich habe es ihm z.B. per Mail bekannt gegeben, hat er gar nicht oder böse geantwortet. Aber wenn es ein plastischer Chirurg ist, den ich kenne, einigen wir uns.

Aus welchen Fachgebieten sind am häufigsten die Ärzte, die sich in die plastische Chirurgie einmischen?

Augenärzte, die versuchen, Augenlider zu operieren und ORL-Ärzte, die Nasenkorrekturen machen.

Wenn der Arzt in der plastischen Chirurgie eine Attestation ablegt, denken Sie, dass er auf die Arbeit des ästhetischen Chirurgen bereit ist?

Nein, gar nicht. Da die Attestation aus der allgemeinen plastischen Chirurgie besteht und bei der Prüfung fast keine kosmetische Operativa ist.

Und was damit machen?

Das weiß ich nicht. Das ist die Sache der Gesellschaft der plastischen Chirurgie und der Gesellschaft der ästhetischen Chirurgie, wie die Ausbildung der plastischen Chirurgen sichern, die die ästhetischen Eingriffe durchführen sollten. Bis jetzt ist es noch nicht gesichert oder nur sehr schwach. Der plastische Chirurg muss selber jemanden finden, mit dem er operieren wird, und auf solcher Weise gewinnt er die Erudition. Es ist aber schwierig.

Was sollte man aber mit dem Arzt machen, nach dem eine höhere Anzahl an Reoperationen ist, aber er lässt sich nicht beraten oder zureden?

Das können wir nicht lösen.

Denken Sie, dass es in der ästhetischen Chirurgie eine komplexe Pflege gesichert ist?

Ich würde soso sagen, dass es sich um Komplexität handelt, aber es geht darum, dass die Patientinnen eine durchaus individuelle Pflege haben sollten. Diese Pflege beginnt bei uns damit, dass jeder plastische Chirurg mit ihnen spricht, wir widmen ihnen unsere Zeit, sprechen über die Operation und über alles, worüber sie sprechen wollen. Und wenn die Frau z.B. einen Wunsch hat, was sie zu Mittag essen will, erfüllen wir diesen Wunsch. Wenn sich die Patientin etwas wünscht und es nicht gegen einige unvermeidliche Regeln ist, kommen wir ihr entgegen. Vor der Entlassung sprechen wir mit jeder Patientin über alles, was sie erwartet, was sie machen soll, was sie vermeiden soll. Wir geben ihr alles, was sie braucht, sie bekommt alle unsere Kontakte und kann jederzeit anrufen und einen Rat bekommen. Unsere Patientinnen wissen, dass jemand am Telefon jederzeit ist, mit dem sie alles konsultieren können. Und wir lösen mit ihnen alles sofort.

Auf dem Portal www.estheticon.de stellt doch eine Reihe von Frauen Fragen, weil sie sich nach der Operation nicht Rat wissen. Was ist die Ursache dafür? Denken Sie, dass die Patientinnen Angst haben, ihren Operateur zu fragen?

Ich meine, dass es so ist, dass der Arzt die Patientin operiert und sofort wird er sie los. Leider gibt es zur Zeit diesen Trend. Und leider ist es so auch bei den ausländischen Klienten.

Es ist notwendig sich bewusst werden, dass die plastische Chirurgie vor allem Medizin sein sollte und erst dann „das Geldgeschäft“. Aber leider ist das manchmal umgekehrt.

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