Ist Botox gefährlich ?

Ist Botox gefährlich ?
Dr. Johannes Roth ist ein kompetenter Fachmann, dem individuelle Schönheit und ganzheitliches Wohlbefinden am Herzen liegen.
Erstellt am 11.07.2023 · Aktualisierung: 26.07.2023

Botulinumtoxin (BoNT A), auch bekannt als Botulinumprotein, ist ein starkes neuroinhibotorisches Protein, das von dem Bakterium Clostridium botulinum produziert wird und kontrolliert in der Pharmazie gewonnen, gereinigt und zubereitet wird. Jährlich werden lediglich ca 2,3 g reines Protein hergestellt, was es zu einem der wertvollsten Stoffe auf der Erde macht - selbst Diamanten sind billig dagegen. 

Es ist am bekanntesten für seine Verwendung in der ästhetischen Medizin zur Reduzierung von Falten und in der neurologischen Medizin zur Behandlung von Muskelkrämpfen, Schielen und anderen neuromuskulären Erkrankungen. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit dem Botulinumprotein befassen, seine Eigenschaften, Verwendungen, Sicherheitsaspekte und potenziellen zukünftigen Anwendungen untersuchen.

Warum die Bezeichnung "Toxin" falsch ist und warum Botox keine Schäden verursacht möchte ich in dem Artikel zeigen. Ich nenne in meiner Praxis das Medikament grundsätzlich niemals Botulinumtoxin, weil es die wissenschaftlich und terminologisch falsche Bezeichnung ist und zu falschen Vorstellungen führt. Damit werden einige Menschen abgehalten von den Vorteilen dieses Medikamentes zu profitieren, was sehr schade ist. 

Aus dem lateinischen übersetzt bedeutet es "Würstchengift" weil es bevorzugt in verdorbenen Fleischwaren auftaucht. Deswegen - Fleischkonserven mit aufgeblähtem Deckel immer wegwerfen, da Botulinum ein Gasbildner ist und die aufgeblähten Konserven einen Hinweis auf Verunreinigung mit Clostridium darstellen.

 Es wird durch das Bakterium Clostridium botulinum produziert, das in der Umwelt weit verbreitet ist. Es gibt verschiedene Subtypen von Botulinumtoxin, von denen Typ A am häufigsten in medizinischen Anwendungen verwendet wird. Botulinumprotein wird in der ästhetischen Medizin seit 1990 zur Glättung von Falten und zur Behandlung von übermäßigem Schwitzen eingesetzt. Es wird vor allem seit 1976 zur Behandlung von neurologischen Erkrankungen wie zervikaler Dystonie, spastischer Lähmung und chronischer Migräne eingesetzt und wurde von den Augenärzten Carruthers als potentes Mittel zur Glättung von Falten entdeckt. Ein Geniestreich, von dem Millionen Menschen profitiert haben. 

Mechanismus der Wirkung

Botulinumprotein wirkt, indem es die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin blockiert, der normalerweise für die Muskelkontraktion verantwortlich ist. BoNT A  bindet an präsynaptische Nervenendigungen und verhindert die Fusion der synaptischen Vesikel (kleine Bläschen die mit Acetylcholin beladen sind) mit der Zellmembran des Nerven, wodurch die Freisetzung von Acetylcholin aus dem Nerven in den Spalt der neuromuskuläre Endplatte verhindert wird. Dies führt zu einer vorübergehenden Erschlaffung der behandelten Muskeln die zur Auslösung der Muskelkontraktion den Signalstoff Acetylcholin aus dem Spalt und von dem Nerven benötigen. Der Effekt hält normalerweise einige Monate an, bis sich die Wirkung des Hemmstoffes Botulinumprotein durch enzymatischen Abbau und Proteindegradation aufgelöst hat. Da dieses Protein lediglich hemmend (inhibitorisch) wirkt und keine Schädigungen mit sich bringt, erfüllt es das wichtigste Kriterium eines Giftes, nämlich die Schädigung von Geweben nicht. 

Anwendungen in der ästhetischen Medizin 

Botulinumtoxin ist in der ästhetischen Medizin als Botox bekannt und wird häufig zur Behandlung von Gesichtsfalten eingesetzt. Es wird in winzigsten Mengen (Vergleichbar mit Insulindosen) in spezifische Muskeln injiziert, um ihre Kontraktion zu hemmen und Falten zu glätten, da die Haut die mit diesen Muskel verbunden ist nicht mehr geknittert wird. Die häufigsten Anwendungen sind die Behandlung von Stirnfalten, Zornesfalten und Krähenfüßen um die Augen. Botox-Behandlungen sind in der Regel sicher und effektiv, aber es können Nebenwirkungen wie vorübergehende Schwellungen, Blutergüsse oder Kopfschmerzen auftreten. Die Zulassung für dieses Medikament beschränkt sich auf die oben genannten Regionen - andere Regionen wie Lippen, Kinn, Bunny Lines, Lider oder beim Gummy Smile sind sogenannte Off-Label Use Regionen für die es besondere Aufklärungen benötigt.

Medizinische Anwendungen 

Abgesehen von der ästhetischen Medizin hat Botulinumtoxin auch eine breite Palette von medizinischen Anwendungen. Es wird zur Behandlung von Muskelkrämpfen und Spasmen bei neurologischen Erkrankungen wie zervikaler Dystonie, blepharospastischer Dystonie und spastischer Lähmung eingesetzt, ausserdem beim Strabismus und mittlerweile bei einigen anderen Erkrankungen. Botulinumtoxin wird auch zur Behandlung von chronischer Migräne eingesetzt, indem es die überaktive Aktivität der beteiligten Muskeln reduziert. Tip von mir - für Migränepatienten gibt es eine Zulassung für spezialisierte Neurologen bei denen dann die Behandlung durch die gesetzliche Krankenkasse erstattet wird, da die Behandlung nachweislich die Anzahl von MIgräneattacken senkt. 

In der Behandlung der Hyperhidrose hat Botulinumprotein einen festen Platz. Es ist eine wirksame und sichere Behandlung zur Senkung der Schweißbildung in den Achseln, den Händen und Füßen. Hier erfolgt ebenfalls die Hemmung der Signalübertragung durch Botulinumprotein und damit die Reduktion der Schweißbildung aus den exokrinen Drüsen. An Händen und Füßen ist die Behandlung mit BoNT A eine echte Alternative zur Iontophorese und sollte bei der Therapie immer mit in die Betrachtung gezogen werden. 

Seit einigen Jahren wird darüberhinaus daran geforscht welche Wirkungen die Behandlung der Glabella auf das Empfinden hat. Hier zeigen sich erstaunliche Ergebnisse, da die Hemmung der Glabellamuskulatur nicht nur Stimmungsaufhellend wirkt, sondern auch bei Depression, Persönlichkeitsstörungen und anderen psychiatrischen Erkrankungen zu einer Verbesserung des Empfindens und Senkung der Symptomlast führt. Auch meine Patienten beschreiben regelmäßig eine stimmungsaufhellende Wirkung die mit dem abflauen der Botulinumwirkung wieder verschwindet. Eine sehr spannende, interessante und sehr erwünschte Nebenwirkung.

Sicherheitsaspekte

Botulinumtoxin ist in der Natur ein potentes Gift und glücklicherweise kommt kaum jemand jemals in die Verlegenheit damit Bekanntschaft machen zu müssen. Die Wirkung wurde in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hinreichend erforscht und die Quantität an medizinisch wirksamen Konzentrationen in zahlreichen Studien erforscht. Die in der medizinischen Anwendung eingesetzten Dosierungen und das verwendete Protein hat mit dem in der Natur vorkommenden "wilden" Protein aus Bakterien nur die grundlegende Molekülstruktur und Funktion gemein. Man kann das so vergleichen - es ist genauso als würde man eine Kobra in Indien sehen (das ist die "rohe Variante") oder sich eine Handtasche aus Schlangenleder kaufen (Das ist unser Medikament). Sie sehen - vor einer Handtasche muss niemand Angst haben. 

Es besteht immer das Risiko von Nebenwirkungen wie vorübergehenden Muskelschwächen, Schluck- oder Sprechstörungen und sehr selten auch allergischen Reaktionen. Die häufigste unerwünschte Wirkung ist Unzufriedenheit. Moderne Praxen wie meine orientieren sich und er Behandlung an einer Mischung aus erhaltener Mimik und Glättung. Maskenhaft starre Gesichter wie in den Neunzigerjahren sollten immer und bei jedem Anwender der Vergangenheit angehören. 

Zukünftige Entwicklungen und potenzielle Anwendungen

Die Forschung zum Botulinumprotein und seinen Anwendungen ist weiterhin aktiv. Es werden neue Formulierungen und Dosierungen erforscht, um die Effizienz und Sicherheit zu verbessern. Aktuell sind in Deutschland 6 verschieden Proteine für den Ästhetik-Markt zugelassen die sich hinsichtlich der Struktur, der Herstellung, der Lagerung, der Zubereitung und nur geringfügig in der Anwendung unterscheiden. Es wird auch untersucht, ob Botulinumtoxin bei der Behandlung von anderen Erkrankungen wie  chronischen Schmerzen und sogar Krebs eine Rolle spielen könnte. Die Zukunft des Botulinumproteins liegt möglicherweise in der gezielten Anwendung auf bestimmte Zelltypen oder Gewebe, um präzisere therapeutische Wirkungen zu erzielen.

Fazit 

Botulinumtoxin, auch bekannt als Botulinumprotein, ist ein starkes neuroinhibitorisches Protein, das in der ästhetischen Medizin und der neurologischen Medizin weit verbreitet ist. Es hat sich als wirksames Werkzeug zur Glättung von Falten und zur Behandlung von Muskelkrämpfen und anderen neuromuskulären Erkrankungen erwiesen. Die in der Pharmazie hergestellte Dosierung ist unbedenklich hochwirksam und äusserst Nebenwirkungsarm. Die Anwendung erfordert eine sorgfältige Ausbildung in der  Verabreichung, aber in den Händen erfahrener Fachpersonen ist sie absolut sicher. Die Forschung zum Botulinumprotein ist noch nicht abgeschlossen, und zukünftige Entwicklungen könnten neue Anwendungen und verbesserte Therapien ermöglichen. 

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