Interviewfragen “Trends in der Gesichtschirurgie”

Interviewfragen “Trends in der Gesichtschirurgie”
Die plastisch-ästhetischen Chirurgen Dr. Becker und Dr. Schönle bieten in ihrer modernen Praxisklinik in Ludwigsburg ein breites Behandlungsspektrum an, von Facelifts bis Brustvergrößerungen.
Erstellt am 9.07.2024 · Aktualisierung: 9.07.2024

Experteninterview mit Dr. med. Philipp Schönle

Können Sie über die zunehmende Beliebtheit nicht-chirurgischer Verfahren in der Gesichtschirurgie sprechen und wie sie traditionelle operative Eingriffe ergänzen oder ersetzen?

Nicht-chirurgische Verfahren spielen bei der Behandlung des Gesichtes eine große Rolle. Insbesondere die Anwendung von Neuromodulatoren (Botulinumtoxin A) zur Behandlung mimischer Falten im oberen Gesichtsdrittel erfreut sich zurecht hoher Beliebtheit und ist ein besonders lange erprobtes und erfolgreich eingesetztes Mittel. Die übertriebene Anwendung von Hyaluronsäure Fillern im Gesicht, insbesondere in den 2010er Jahren, wird glücklicherweise nicht mehr in diesem Maße betrieben, da doch viele sehr auffällige und gleichförmig wirkende Ergebnisse erzielt wurden. Hier zeigte sich auch, dass langfristige Effekte letztlich doch eher operativ erreicht werden können.

Eine Zunahme der Beliebtheit gibt es sicherlich auch bei apparativen Behandlungen, z.B. in Form von Ultraschall- oder Radiofrequenztherapien. Insgesamt lässt sich dabei feststellen, dass minimal-invasive Behandlungen bei geringen Veränderungen, wie sie bei jüngeren Patientinnen und Patienten vorliegen, ausreichende Effekte erzielen. Sobald aber weiter fortschreitende Alterungszeichen im Gesicht vorliegen, fallen die Effekte der Geräte deutlich geringer aus und es bleiben meist für das gewünschte Ergebnis nur die operativen Maßnahmen.

Vor allem zur Verbesserung der Hautqualität und -struktur sind nicht-chirurgische Verfahren wiederum die richtige Wahl und ergänzen hier perfekt die operativen Verfahren, welche in erster Linie die Formen und das Aussehen des Gesichtes wiederherstellen.

Dr. med. Philipp Schönle
Dr. med. Philipp Schönle

Inwiefern beeinflussen soziale Medien und der Druck auf ästhetische Standards die Nachfrage nach bestimmten Gesichtschirurgie-Eingriffen?

Soziale Medien sind ein großartiges Medium um Behandlungen der Ästhetischen Chirurgie zu präsentieren und zu erklären. Leider lassen sich aber auch viele Menschen dazu verführen, die Realität zu schönen und präsentieren retuschierte, stark bearbeitete Bilder und Videos, die dann falsche Erwartungen erzeugen. Hier wäre eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht, wie sie seit längerem bereits gefordert wird und wie es sie in anderen Ländern bereits gibt, sehr wichtig! Daher setzen wir uns in unseren Fachgesellschaften, vor allem der DGÄPC, VDÄPC und DGPRÄC für die Einführung einer Kennzeichnungspflicht retuschierter Bilder ein und haben eine gemeinsame Petition im Bundestag eingereicht, die auch erfolgreich an die zuständigen Ministerien überwiesen wurde.

Inwiefern beeinflussen soziale Medien und der Druck auf ästhetische Standards die Nachfrage nach bestimmten Gesichtschirurgie-Eingriffen?

Meiner Meinung nach gibt es auch keinen „ästhetischen Standard“, denn es geht insbesondere auf dem Gebiet der Gesichtschirurgie immer darum, die individuelle Schönheit der Patientinnen und Patienten zu betonen, erhalten oder wiederherzustellen. Gerade diese „Standards“ wurden und werden meiner Beobachtung nach durch immer gleiche, schematische Unterspritzungen erzeugt, was eigentlich nicht das Ziel dieser Behandlungen sein sollte.

Ferner werden durch soziale Medien und vereinzelte Prominente immer wieder mal Trends ausgelöst, zuletzt beispielsweise die Entfernung des buccalen Fettkörpers. Hier wird leider nicht auf die Risiken und Langzeiteffekte solcher Eingriffe hingewiesen und dass sie sich natürlich nicht für Jede und Jeden eignen. In vielen Fällen steigt die Nachfrage nach diesen Behandlungen dann merklich und deshalb ist es wichtig, den Wunsch der Patientinnen und Patienten in solchen Fällen kritisch zu hinterfragen, um zu gewährleisten, dass sie auch langfristig mit dem Ergebnis glücklich sind.

Hat die Ethik im Bereich der Gesichtschirurgie, insbesondere in Bezug auf Schönheitsideale und realistische Erwartungen der Patienten, an Bedeutung gewonnen?

Die Antwort zu dieser Frage schließt sich nahtlos an die Frage nach sozialen Medien an. Als Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie sehe ich es als meine Verpflichtung an, meine Patientinnen und Patienten klar und ehrlich zu beraten. Ich sage es in meinen Sprechstunden deutlich, wenn unrealistische Erwartungen vorliegen oder auch beispielsweise der gewünschte Effekt auf das eigene Aussehen nur mit anderen Methoden erreicht werden kann, als die Patientinnen und Patienten es sich vorher wünschen und vorstellen. Außerdem muss ich hin und wieder Behandlungswünsche ablehnen, auch wenn das auf Unverständnis stoßen kann. Wünsche nach sehr künstlich wirkenden Ergebnissen oder funktionell einschränkenden Veränderungen, wie beispielsweise einer sehr kleinen Stupsnase, mit der man kaum noch atmen kann, muss ich natürlich ablehnen, da ich meinen Patientinnen und Patienten ja niemals Schaden zufügen darf. Hier spielt das Berufsethos selbstverständlich eine wichtige Rolle. Leider gibt es heutzutage aber sehr viele Angebote, sowohl im Inland als auch im Ausland, so dass die Patientinnen und Patienten immer Behandler finden werden, die auch diese Wünsche umsetzen.

Inwiefern berücksichtigt die Gesichtschirurgie den wachsenden Trend zu ganzheitlichen Ansätzen?

Viele Menschen beschäftigen sich heute bereits frühzeitig mit ihrer Gesundheit und pflegen einen gesünderen Lebensstil, um frühzeitigen Zeichen der Alterung vorzubeugen. Das beginnt bei Ernährung und Sport und geht über Hautpflegeregimes mit Sonnenschutz bis hin zu frühzeitigen, präventiven Botoxbehandlungen. Diese können tatsächlich mit niedrigen Dosen und längeren Behandlungsabständen eine Faltenbildung effektiv verhindern, ohne dabei riskant zu sein. Ich merke auch, dass beispielsweise der Wunsch nach Oberlidstraffungen zunehmend von jüngeren Patientinnen und Patienten geäußert wird. Im amerikanischen Raum werden bereits Konzepte im Sinne eines „Early Maintenance Facelift“ angeboten. Insgesamt geht der Trend schon in die Richtung, dass mit Behandlungen und auch Operationen nicht mehr gewartet wird, bis die Alterserscheinungen sehr fortgeschritten sind.

Auf dem Gebiet der Faceliftchirurgie finde ich es immer wichtig, dass man die Patientinnen und Patienten ebenfalls ganzheitlich berät und erklärt, dass die Chirurgie hier die Form wiederherstellt, Hautbild und Hautstruktur aber getrennt behandelt werden müssen. Hier können Behandlungen wie Phenol Peelings oder auch CO2 Laser Treatments sogar bereits in der OP erfolgen. Außerdem sollte zum Erhalt der Ergebnisse ein gesunder Lebensstil verfolgt und eingehalten werden.

Welche Innovationen in der Gesichtschirurgie sind vielversprechend für die Zukunft?

Technisch gesehen sind sicher Innovationen auf dem Gebiet der Laser-, Radiofrequenz- und Ultraschalldevices sowie deren Kombinationen sehr spannend und vielversprechend. Diese minimal-invasiven Behandlungen ergänzen die Chirurgie perfekt und versetzen uns in die Lage, unsere Patientinnen und Patienten ganzheitlicher behandeln zu können. Bei den minimal-invasiven Verfahren sind auch die wachsende Anzahl von injizierbaren Biostimulatoren bereits erprobte und stetig verbesserte Substanzen, die wir zunehmend erfolgreich einsetzen.

Welche Innovationen in der Gesichtschirurgie sind vielversprechend für die Zukunft?

Bei der Chirurgie des Gesichtes als eng gefasstes Gebiet finde ich sehr spannend, dass die operativen Strategien und Konzepte individueller werden, wenn entsprechend vielfältige Techniken beherrscht werden. So gibt es beispielsweise Fälle, in denen ein umfangreiches und komplexeres Deep Plane Face- / Necklift mit Brauenlifting, Lidplastiken und Bullhornlift der Oberlippe das Gesamtkonzept zur Verjüngung des Gesichtes darstellt. Aber gleichzeitig kann in einem anderen Fall ein viel weniger umfangreiches SMAS Lifting mit short scar Zugang ebenfalls die gewünschten Veränderungen liefern. Oder gibt es Nasen, die eine umfangreiche, offene OP mit Korrektur des Septums und Knorpeltransplantaten brauchen, andere können in geschlossener Technik mit dorsal preservation behandelt werden. Es ist also meiner Meinung nach für die Zukunft wichtig, dass man als Operateur nicht nur eine Technik beherrscht, die dann einfach immer zum Einsatz kommt, sondern dass man schon ein vielfältigeres Repertoire an Verfahren anbieten kann. Nur so kann man den Ansprüchen der Patientinnen und Patienten auch in Zukunft gerecht werden.

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