Exklusives Interview zum Rückruf der texturierten Allergan Brustimplantate

Exklusives Interview zum Rückruf der texturierten Allergan Brustimplantate
Prof. Dr. med. Dennis von Heimburg ist Gründer der Praxisklinik Kaiserplatz in Frankfurt und überzeugt mit über 25-jähriger Berufserfahrung als Plastischer Chirurg.
Erstellt am 28.12.2018 · Aktualisierung: 6.09.2021

Prof. Dr. med. Dennis von Heimburg, sind Ihnen die Vorwürfe bekannt?

Bereits 2011 informierte die FDA (Food Drug Administration) über eine Verbindung zwischen ALCL und texturierten Brustimplantaten. 2016 wurde die Erkrankungen von der WHO als spezifische Erkrankung anerkannt = BIA-ALCL.

Die Erkrankung wurde bislang ausschließlich bei Patientinnen festgestellt, die sogenannte texturierte (raue) Implantate eingesetzt bekommen hatten. Hierbei sind nicht nur Implantate der Firma Allergan, sondern texturierte Implantate mehrerer Hersteller zu nennen. Allerdings zeigt sich eine erhöhte Rate bei Patientinnen mit texturierten Allerganimplantaten.

Allerdings ist das BIA-ALCL (Brustimplantat assoziiertes anaplastisches Lymphom) ist eine sehr seltene Erkrankung.

Die Entwicklung dieses Lymphoms ist multifaktoriell, d.h. neben genetischen Faktoren, Einfluss von Bakterien und der Dauer der Implantation scheint die Hüllenoberfläche des Implantats eine Rolle zu spielen. Die nun angeschuldigten Implantate der Firma Allergan, die eine Biocell Oberfläche haben, zeigen ein häufigeres Auftreten dieses seltenen Tumors.

Hierbei muss betont werden, dass Brustimplantate nicht zu einem erhöhten Risiko an Brustkrebs zu erkranken führen.

Dazu: Bei allen implantierten Medizinprodukten müssen mögliche Risiken angenommen werden.

Brustimplantate sind heutzutage sehr sichere Medizinprodukte.

Können Sie abschätzen, wie häufig diese Implantate eingesetzt werden?

Allergan war, bis vor wenigen Jahren, einer der Marktführer für Brustimplantate weltweit. Genaue Zahlen der weltweit verwendeten Allerganimplantate kennt nur der Hersteller selbst.

Wie reagieren Sie auf den Rückruf?

Aktuell wurde bekannt, dass das sogenannte CE Prüfzeichen für die betroffenen Implantate nicht verlängert wurde. Dies bedeutet, dass diese Implantate nicht weiter eingesetzt werden dürfen. Also werden lediglich die Implantate zurückgerufen, die noch nicht implantiert wurden.

Bislang gibt es keinen Rückruf durch die deutschen Gesundheitsbehörden. Sollte ein solcher Rückruf durch die Gesundheitsbehörden kommen, dann werden wir diesen genau studieren.

Wir gehen derzeit davon aus, dass dieser Rückruf keine prophylaktische Entfernung der Implantate empfehlen wird.

Die betroffenen Implantate werden nicht mehr verwendet werden, auf alternative Produkte anderer Hersteller wird dann zurückgegriffen.

Was sollten Patientinnen jetzt tun?

Die Patientinnen, die diese Implantate eingesetzt bekommen haben, sollten informiert werden und auf die möglichen Symptome des BIA-ALCL hingewiesen werden. Sobald diese Symptome bemerkt werden, sollten Sie sich an ihren Plastischen Chirurgen wenden.

Auftretende Schwellungen der Brust bei Frauen, die Brustimplantate tragen, sollten unbedingt untersucht werden.

Diese Schwellungen sind durch Flüssigkeitsansammlung um das Implantat (in der Regel einseitig) hervorgerufen.

Die Untersuchung beinhaltet eine Ultraschalluntersuchung und die Punktion mit Gewinnung von der angesammelten Flüssigkeit, welche im Anschluss durch Experten untersucht werden soll. Des Weiteren ist eine Kernspinuntersuchung empfohlen. Durch eine korrekt durchgeführte Operation mit Entfernung der Implantate und der Kapseln ist die Krankheit in der Regel heilbar.

Alle gesicherten Fälle sollten international registriert werden.

Eine prophylaktische Entfernung von Brustimplantaten wird von der VDÄPC nicht empfohlen.

Frauen mit Brustimplantaten sollten genau wie Frauen ohne Brustimplantate regelmäßig an den Vorsorgeprogrammen teilnehmen, die von den Gesundheitsbehörden empfohlen werden. 

Robert M. Grabs
Ludwigshafen am Rhein, Rheinland-Pfalz
Dr. med. Lila Bratani
Stuttgart, Baden-Württemberg
S-thetic Nürnberg
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Nürnberg, Bayern
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