DGÄPC Präsident seit 2007 - der Dr. med. Graf von Finckenstein

DGÄPC Präsident seit 2007 - der Dr. med. Graf von Finckenstein
Dr. med. von Finckenstein hat leitende Funktionen in nationalen und internationalen Berufsgesellschaften der plastischen Chirurgie. Zu seinen Schwerpunkten gehört vor allem „Bodycontouring“ nach starkem Gewichtsverlust, Brustchirurgie und die Fettzelltransplantation zum Volumenaufbau der Brust.
Erstellt am 26.07.2010 · Aktualisierung: 23.06.2021

Herr Dr. von Finckenstein, Sie sind der Präsiden der DGÄPC(Deutsche Gesellschaft für Ästhetische und Plastische Chirurgie), worin liegt die Hauptaufgabe dieser Gesellschaft?

Es geht darum, die Interessen der in unserer Gesellschaft als Fachärzte für plastische und ästhetische Chirurgie vereinten Kollegen nach außen hin zu vertreten. Die in der DGÄPC allesamt selbständig arbeitende Kollegen möchten gegenüber verschiedenen berufspolitischen Instanzen  mit einer Stimme Gehör finden und auch den Patienten gegenüber, die nach einem Facharzt suchen, möchte die DGÄPC ein Aushängeschild für hohen Qualität sein. Wir haben einen sehr hohen Qualitätsanspruch an uns und auch den muß man erfüllen, wenn man Mitglied bei uns werden möchte.

Sie gehören zu den Ärzten, die den Patienten auch ablehnen, wenn Sie eine Operation nicht für notwendig halten, es gefällt mir. Nach welchem Maßstab sollen die Patienten beurteilen, ob der Arzt es mit ihnen gut meint, oder, ob er nur an seinem Honorar interessiert ist?

Das wird dem Patienten selbstverständlich nicht immer gelingen, das zuverlässig festzustellen; ein Kriterium sollte aber sein, dass er nicht „Schönheitschirurg“ sondern Facharzt für plastisch ästhetische Chirurgie ist.  Es wird keinen Sinn machen einen Patienten von ärztlicher Seite zu operieren, wenn man beim Beratungsgespräch merkt, dass die Erwartungshaltung nicht übereinstimmt mit dem, was man mit den Mittel der Medizin erreichen kann; plastisch ästhetische Chirurgie ist keine Zauberei die hat auch ihre Grenzen, wenn man merkt, dass die Erwartungshaltung  mit dem, was zu erreichen ist, nicht übereinstimmt, muß man einen Eingriff ablehnen, das bedeutet sonst nur Ärger, nicht weil was falsch gemacht wurde, aber weil die Erwartung eine  falsche war.

Können Sie mir sagen, wie hoch ist die Zahl, prozentual gesehen, der Patienten die Sie ablehnen?

Oh ja, dass kann man schon sagen. Sie liegt bei ca. einem knappen Drittel aus eben genannten Gründen, oder auch weil der Aufwand in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ergebnis steht.

Welche Vorteile sehen Sie, wenn der Arzt sich nicht nur der ästhetischen Chirurgie sonder auch der rekonstruktiven Chirurgie widmet?

Die Basis für die ästhetische Chirurgie ist die rekonstruktive Chirurgie. Jemand der gelernt hat die Brust wieder herzustellen nach einer Krebserkrankung ist sicherlich besser geeignet  eine Brust zu vergrößern oder zu verkleinern, als eine der sonst mit der Brust auf der rekonstruktiven Ebene noch nie zu tun gehabt hat. Genauso ist es eben im Gesichtsbereich. Kollegen, die eine Gesichtslähmung rekonstruieren können, werden sicherlich einfacher in der Lage sein im Gesicht auch ästhetische Maßnahmen zu ergreifen, als jemand der das Gesicht auch sonst noch überhaupt nicht angerührt  hat.

Welche Gründe sind Ihrer Meinung nach die, die zu Reoperationen führen?

Das kann man nicht mit einem Wort beantworten. Es gibt in jedem Bereich immer ein gewissen Prozentsatz an Reoperationen, weil ein Narbenzug sich auf der einen Seite stärker ausprägt oder eine Schwellung einseitig deutlicher ausfällt; natürlich ist ein Patient der weiter altert nicht davor gefeilt, dass man auch in 10 oder 20 Jahren noch mal operieren muß. Kein Alterungsprozess wird mit einer Operation aufgehoben.  Auch bei Brustimplantaten kann man nicht garantieren, ob man diese nicht im laufe des Lebens nochmal austauschen muß, aber die Häufigkeit der reoperations Rate sollte in einem gewissen Limit bleiben und nicht übersteigen. Dass Reoperationen möglich sind, muss jeder Patient vor jedem Eingriff wissen, auch wenn es nicht die Regel ist.

Zu Ihnen kommen auch sicher Patienten zu Reoperation, die von anderen Ärzten operiert wurden, wo die Operation nicht gerade gut verlaufen ist. Wie hoch ist dieser Prozentsatz?

Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich darüber keine Statistik führe, möglicherweise ist es jedoch meistens so, dass die Patienten, sofern das Vertrauensverhältnis nicht gestört  ist, wieder zum  Erstoperareur zurück gehen, weil natürlich dieser unter Kulanzaspekten  meistens umsonst oder zum Selbstkostenpreis geschieht zieht, aber dieser Prozentzahl ist glücklicher Weise sehr niedrig.

Sie möchten, dass ein Gesetz erfaßt wird, das den Ärzten, die nicht Plastische Chirurgie regulär studiert haben, verbietet solche plastische und ästhetische Operationen durchzuführen. Können Sie mir etwas dazu sagen?

Ich wollte kein neues Gesetz dafür formuliert sehen,  sondern mein Vorschlag war, dass die Versicherungen nur für die Kollegen eine Haftung aussprechen sollten, die Ihren Job auch von der Pieke auf gelernt haben; ein Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie, wird sicherlich besser einschätzen können, wie die Risiken eines Face Lifts abzuschätzen ist als ein Hautarzt, ein Gynäkologe oder ein Facharzt, der im Gesicht sonst nicht operiert. Natürlich bezieht sich das nur auf das Gebiet der Ästhetik . Zum Bespiel wird ein Hals-Nasen-Ohren Arzt auch gut Nasen und Ohren operieren können, aber wenn ein HNO Arzt  sich an der Brust vergreift würde ich meinen, dass der Versicherungsschutz  da nicht mehr greifen sollte. Den ich frage mich: wo will ein HNO Arzt in seiner Ausbildung jemals gelernt haben,  eine Brust zu vergrößern?

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