Der Patient darf kein Versuchskaninchen sein
Die Intimchirurgie ist ein wachsender Markt. Immer mehr Patienten trauen sich – teils nach jahrelangem Zögern – den Wunsch nach einer Korrektur im Intimbereich zu äußern. Ob Verkürzung der inneren Schamlippen, die Korrektur eines allzu prominenten Klitorishäutchens oder eine Verengung der Vagina: Die Möglichkeiten der Veränderung sind zahlreich. Und auch die Zahl der Anbieter wächst täglich – immer mehr Ärzte entdecken den vermeintlich lukrativen Bereich der Intimchirurgie für sich. Wie kann man als Patient sicher sein, dass der Arzt, dem man sein Vertrauen schenkt, auch tatsächlich über die nötige Qualifikation und Erfahrung bei intimchirurgischen Operationen verfügt?
„Ich kann oft nur ungläubig den Kopf schütteln, wie bei manchen Patientinnen operiert wurde“, berichtet Dr. Stephan Günther, der sich schon seit Jahren auf die Intimchirurgie spezialisiert hat und so immer wieder Anlaufstelle für Patientinnen ist, die schon einen missglückten Eingriff hinter sich haben. Aktuell versorgt er wieder so einen Fall: Eine große Wunde nach einer Schamlippenkorrektur, mit veralteter Technik operiert, wollte einfach nicht zusammenheilen. Nach einer schmerzhaften und eitrigen Entzündung und zwei vergeblichen Korrekturversuchen ist der Erstoperateur nun für die Patientin nicht mehr zusprechen; diese ist nervlich am Ende und sucht Rat bei dem Facharzt in Düsseldorf. „Sicherlich können wir helfen, und gerade bei solchen Fällen wird mir meine ärztliche Verantwortung deutlich bewusst“ – besser aber sei es, wenn bereits die Erstoperation nach dem aktuellen Wissenstand erfolgte und die Ärzte sich ihrer Verantwortung den Patienten gegenüber klarer vor Augen führten.
Die Deutsche Gesellschaft für Intimchirurgie und Genitalästhetik will dazu beitragen, die Patienten besser zu informieren. Gleichzeitig unterstützt die Gesellschaft die Ärzte: Mit hochwertiger Ausbildung, regelmäßigem Erfahrungsaustausch und Weiterentwicklung der OP-Techniken. Um Sicherheit für die Patienten zu schaffen, hat die Fachgesellschaft einen Verhaltenskodex für Ärzte aufgestellt, der sich am Wohl der Patienten orientiert. So wird gefordert, den Patienten ehrlich zu beraten, aufzuklären und auch möglicherweise unrealistische Erwartungen aufzudecken – und ihm damit eine solide Entscheidungsgrundlage an die Hand geben. Die freie Entscheidung des Patienten muss jederzeit sichergestellt sein. Eine fachgerechte Durchführung des Eingriffs ist – neben der selbstkritischen Prüfung, ob man dafür ausreichend Fachkenntnisse und Erfahrung besitzt – weiterer Kernpunkt des Kodex, ebenso die umfassende Nachsorge und Fürsorge für den Patienten. Die Verantwortung des Arztes endet nicht mit dem Verlassen des OP-Saals, wie das beschriebene Patientenschicksal zeigt.
Besonders wichtig für die Ärzte der Deutschen Gesellschaft für Intimchirurgie ist auch, die Eingriffe in der Rückschau ehrlich zu bewerten und kritisch zu hinterfragen. Was kann verbessert werden? Welche Risiken und Nebenwirkungen haben sich verwirklicht? Wie können diese künftig vermieden werden? „Wir Deutsche Gesellschaft für Intimchirurgie und Ärzte dürfen uns nie als unfehlbare Götter in Weiß begreifen, sondern müssen immer wachsam und kritisch uns selbst gegenüber sein.“, so der Präsident der Gesellschaft für Intimchirurgie. Denn nur wer sich als Arzt ständig analysiert und hinterfragt, und daraus konsequent Schlussfolgerungen zieht, wird sich verbessern und seinen Patienten damit die Sicherheit geben können, die sie verdienen.
Quelle: www.dgintim.de