Das richtige Profil
Die funktionell-ästhetische Formkorrektur der Nase zählt zu den anspruchsvollsten Eingriffen der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie und stellt allerhöchste Anforderungen an den Chirurgen. Nur sehr wenige Plastische Chirurgen haben eine spezielle Ausbildung für diesen Eingriff und können langjährige Erfahrung nachweisen. Dr. med. Milos Kovacevic erklärt in diesem Expertengespräch alles Wichtige zur Nasenkorrektur.
Herr Dr. Kovacevic, Sie sind ein erfahrener und international bekannter Spezialist für Nasenkorrekturen. Warum ist die Nasenkorrektur ein so schwieriger Eingriff?
Eine Nasenkorrektur ist einer der schwierigsten Eingriffe in der ästhetischen Chirurgie. Zum einen wegen der komplexen Anatomie und der extrem schwerwiegenden Auswirkungen auf die Funktion der Nase, wie z. B. Nasenatmungsbehinderung mit Verkrustung, Riechstörungen, zum anderen liegt die Nase zentral im Gesicht und man kann nicht kleine Abweichungen und Unregelmäßigkeiten der Form mit Kleidung verdecken. Damit ist jeder Operationserfolg oder Misserfolg für jeden sichtbar. Gleichzeitig erschwerend ist die unrealistische Erwartungshaltung mancher Patienten, die häufig mit einem Perfektionsanspruch zu uns kommen. Wir können die Operation kontrollieren, aber nicht die Heilungsprozesse, welche die Nase manchmal nach mehreren Monaten leicht verändern können. Wir bieten nur eine Verbesserung, und keine geometrische Perfektion.
Wie lange sollte also ein Arzt Erfahrung sammeln, bis er bereit ist, selbstständig Nasenkorrekturen durchzuführen?
Meiner Meinung nach sollte ein Arzt mindestens 100 Nasenkorrekturen unter Anleitung eines erfahrenen Kollegen durchführen und mindestens zwei andere Spezialisten besuchen. Er sollte gleichzeitig umfassende Kenntnisse in der Diagnostik und in der funktionellen Chirurgie der Nase besitzen, sodass ein Mindestaufenthalt von einem Jahr in einer HNO-Abteilung notwendig wäre.
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Wie würden Sie die verschiedenen Arten von Nasenoperationen beschreiben?
Es gibt, grob gesagt, zwei verschiedene Operationsarten: die Reduktionsrhinoplastik und die strukturelle Rhinoplastik. Bei der Reduktion handelt es sich fast ausschließlich um eine „Materialabtragung“ zur Nasenverkleinerung. Die strukturelle Art des Eingriffs ist zusätzlich mit Rekonstruktion und Stabilisierung der stützenden Strukturen an Nasenrücken und Nasenspitze verbunden. Damit wird ein „Zusammenfallen“ der Nase in der Heilungsphase vermieden, und somit dem Patienten eine zusätzliche Sicherheit geboten. Wenn eine Nase nach der Operation nicht entsprechend stabilisiert ist, kann es zur Absenkung der Nasenspitze, Verformungen, Nasenrückenverschiebungen usw. mit allen ästhetischen und funktionellen Nachteilen kommen. Es gibt auch zwei verschiedene Zugänge. Den offenen – durch einen kleinen Schnitt am Nasensteg, und den geschlossenen – nur durch die Nasenlöcher. Ich persönlich bevorzuge den offenen Zugang, da ich alles, was ich tue, im Blick habe und mich im Zweifel nicht nur auf meinen Tastsinn verlassen muss. Meine Patienten haben dadurch zwar manchmal ein paar Monate länger Schwellungen, dafür häufig richtig gute Langzeitergebnisse.
Darstellung eines Spreader Flaps. Nach der Höckerabtragung wird Seitenknorpel nach innen geschlagen und damit entstandene Lücke rekonstruiert. Man kann mit dieser Technik durch verschiedene Nähte die Nasenrückenbreite bestimmen. |
Verwenden Sie dabei spezielle eigenartige Techniken?
Ich verwende auch mehrere eigene Techniken, die ich auf den Weltkongressen vorgestellt habe und die in Europa und den USA publiziert wurden. Das sind z. B. Techniken zur Formung der Nasenspitze, zur Kontrolle der Breite des Nasenrückens sowie eine neue knorpelige „Paste“. Durch den Austausch mit meinen Kollegen aus der ganzen Welt werden meine Patienten nach den neuesten Methoden, die sich bewährt haben, operiert.
Sind dabei bestimmte gegebene Proportionen einzuhalten?
Diese Techniken werden bei verschiedenen Nasenformen angewandt, wie z. B. bei Nasen mit großem Höcker, bei breiter Nasenspitze, bei unregelmäßigem Nasenrücken.
Unterscheiden sich Nasen-Operationen bei Frauen und Männern?
Prinzipiell gibt es wenige Unterschiede bei der Durchführung der Operation von Männern oder Frauen. Man muss bestimmte Proportionen, Winkel und die Hautdicke beachten, aber das Grundsätzliche bleibt gleich. Psychologisch gesehen, da werden mir viele meiner Kollegen Recht geben, sind Männer häufig größere Perfektionisten als Frauen.
Was ist für Sie eine perfekte Nase? Kann man zugleich die ästhetischen Kriterien und die Funktionalität berücksichtigen?
Eine perfekte Nase heißt für mich: Ich schaue jemandem in die Augen und mein Blick „stolpert“ nicht über ihre oder seine Nase. Eine perfekte Nase ermöglicht uns, das Dreieck von Augen und Lippen ohne eine Ablenkung zu sehen. Eine Nasenoperation soll so durchgeführt werden, damit die potenzielle Gefährdung der Funktion immer die wichtigste Grenze ist.
Führen Sie auch ethnische Rhinoplastiken durch? Was sind da die häufigsten Wünsche der Patienten?
Ich habe mehrere Rhinoplastiken bei Patienten mit asiatischen oder afrikanischen Wurzeln durchgeführt, ohne dass ich versucht habe, eine kaukasische Nase daraus zu machen. Es handelte sich um eine Verbesserung der sog. „ethnischen“ Nase.
Was halten Sie von „Nasenkorrekturen ohne Operation“ (Hyaluronsäure-Filler, Eigenfett)?
Hyaluronsäure und Eigenfettrhinoplastik bieten keine Langzeiterfolge, können aber dem Patienten für ein paar Monate einen Eindruck vermitteln, wie seine Nase nach einem chirurgischen Eingriff aussehen könnte.
Was sollte der Patient, der an einer Nasenoperation interessiert ist, bei der Auswahl seines Chirurgen in Betracht ziehen? Ist es die Mund-zu-Mund-Propaganda, Jahre der Erfahrung oder Diplome und Auszeichnungen?
Es gibt kein sicheres Rezept für die Auswahl des richtigen Chirurgen. Es ist jedoch wichtig, wenn aus seinem Lebenslauf hervorgeht, dass er sich auf die Nasenchirurgie spezialisiert hat. Vorträge auf Kongressen und Publikationen sind ein wesentliches Zeichen des Interesses für dieses Gebiet. Die bloße Zahl der Mitgliedschaften in Fachverbänden ist nicht viel aussagekräftig. Ich würde mich immer zuerst unter den HNO-Ärzten und Plastischen Chirurgen der jeweiligen Region erkundigen, welche Kollegen sie mir empfehlen würden, und mich mehr auf Mund-zu-Mund-Propaganda verlassen, als auf fragliche „positive Bewertungen“ im Internet. Man sollte mehrere Ärzte besuchen und sich dabei selbst seine eigene Meinung bilden.
Vielen Dank an Dr. med. Milos Kovacevic für das interessante Gespräch.