Autoimmunerkrankungen und Hautfüller – ist die Behandlung sicher?
Eine häufig gestellte Frage, die Behandler immer wieder hören: Ist es sicher, Patienten mit Autoimmunerkrankungen Dermalfiller auf HA-Basis, wie etwa MaiLi, zu injizieren? In diesem Artikel beantworten wir genau diese Frage und erläutern, was bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen vor einem Eingriff mit einem Dermalfillern beachtet werden sollte.
Es wird oft darüber diskutiert, ob ein Patient, der eine Autoimmunerkrankung angibt, behandelt werden sollte. Die Verwirrung ist groß, denn in der Literatur finden sich widersprüchliche Aussagen. Einige Veröffentlichungen raten zu einer Kontraindikation bei bestimmten spezifischen Erkrankungen, weisen aber darauf hin, dass die meisten Autoimmunerkrankungen offenbar kein erhöhtes Risiko bergen. Andere berichteten jedoch, dass es keine Kontraindikation für die Behandlung mit Dermalfillern bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen gibt. Andere raten ausdrücklich dazu, eine Behandlung zu vermeiden oder zu verzögern, wenn die Autoimmunerkrankung aktiv ist.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Dermalfillern und Autoimmunerkrankungen?
Im Bereich der medizinischen Ästhetik gibt es wichtige Diskussionen, die auf ein verzögertes Auftreten von Komplikationen hindeuten, da Autoimmunerkrankungen recht häufig vorkommen und somit ein Faktor für die Bildung von Knötchen oder Granulomen sein könnten. Es gibt jedoch keinerlei Beweise für die Annahme, dass Dermalfiller eine Autoimmunerkrankung auslösen können oder dass man garantiert eine Reaktion auf einen Dermalfiller bekommt, nur weil man eine Autoimmunerkrankung hat. Bisher wurde noch kein kausaler Zusammenhang zwischen der Verwendung von Fillern und Autoimmunerkrankungen wie Dermatomyositis/Polymyositis, Lupus erythematodes, rheumatoider Arthritis oder Sklerodermie festgestellt. Ihre Verwendung ist daher bei Patienten, die an diesen Krankheiten leiden, nicht kontraindiziert. Es wurde nicht festgestellt, dass eine Immunsuppression das Risiko von Komplikationen im Zusammenhang mit der Verwendung von anderen Fillern als Poly-L-Milchsäure erhöht*.
Trotzdem raten viele Ärzte von der Anwendung von Dermalfiller -Injektionen mit Hyaluronsäure für Patienten mit Autoimmunkrankheiten ab, da die Thematik bisher noch zu wenig erforscht ist. Es fehlt bisher an soliden veröffentlichten Belegen die einen Zusammenhang zwischen Dermalfillern und Autoimmunerkrankungen genau untersuchen.
Wo liegt die Problematik?
Da es ungefähr 70 verschiedene Autoimmunerkrankungen mit unterschiedlichen Schweregraden gibt, ist es selbst für die erfahrensten Ärzte nahezu unmöglich, alle Eventualitäten und Komplikationen einer Filler-Behandlung in diesem Kontext vorherzubestimmen. Bei dieser Vielzahl an Autoimmunerkrankungen wie, z. B. rheumatoide Arthritis, Schilddrüsenerkrankungen, Lupus oder Morbus Chron, kann man nie eine verbindliche Anleitung für jeden Patienten finden, da es einfach nicht genügend veröffentlichte Studiendaten gibt. Daher müssen sich Gedanken darüber gemacht werden, wie auf der Grundlage der zur Verfügung stehenden Informationen die besten Entscheidungen für die Patienten getroffen werden können.
Der Weg zur Entscheidung
Ratsam ist es, jeden Fall einzeln zu betrachten und von Fall zu Fall zu entscheiden. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Behandlung sollte methodisch ein strukturierter und ausgewogener Prozess verfolgt werden. Die Krankengeschichte eines Patienten und sein aktueller Gesundheitszustand müssen genau beurteilt werden, um wahrscheinliche Kontraindikationen, das Potenzial für Komplikationen, zu verringern. Die vorliegenden Krankheitsverläufe müssen von Fall zu Fall und je nach der spezifischen Autoimmunerkrankung berücksichtigt werden. Außerdem kann ein bestimmter Krankheitsprozess sowie deren Behandlung bestimmte Vorsichtsmaßnahmen aufzeigen. So besteht beispielsweise ein erhöhtes Infektionsrisiko bei Patienten, die Immunsuppressiva einnehmen, bei Patienten mit rheumatoider Arthritis oder veränderte Heilungseigenschaften bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes.
Es besteht die Empfehlung, eine Behandlung mit dermalen Fillern in Zeiten eines akuten Aufflammens einer Autoimmunerkrankung zu vermeiden, wenn sich der Körper in einer Stress- oder Entzündungssituation befindet und das Immunsystem in einer hyperaktiven Phase ist. Wenn ein medizinischer Zustand ein erhöhtes Risiko für eine Komplikation bei dermalen Fillern mit sich bringt, muss der Arzt die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Gesundheit des Patienten berücksichtigen sowie die Risiken, die mit den zur Behandlung von Komplikationen verwendeten Medikamenten und Techniken verbunden sind.
Autoimmunerkrankungen und der Umgang mit Komplikationen
Es muss nicht nur abgewogen werden, ob es sicher ist, einen Patienten mit einer Autoimmunerkrankung mit einem Dermalfiller zu behandeln, sondern auch die Risiken einer Behandlung mit anderen verschriebenen Medikamenten wie Steroiden, Antibiotika oder Hyaluronidase im Falle einer Komplikation berücksichtigt werden. Es ist unbedingt zu bedenken, wie Medikamente, die im Notfall oder bei einer verzögerten Fillerreaktion eingesetzt werden, bei diesen Patienten reagieren, und zwar sowohl auf ihre Grunderkrankung als auch auf ihr derzeitiges Medikamentenregime.
Dr. Juri Huber-Vorländer, Leitender Arzt der Abteilung Ästhetische Medizin an der Fort Malakoff Klinik Mainz appelliert an die starke Verantwortung, die besonders ästhetisch arbeitende Ärzte in diesem Zusammenhang haben:
“Patienten verspüren häufig einen hohen ästhetischen Leidensdruck, der dann für sie eine neutrale Risikoabwägung erschwert. Deswegen hat jeder Behandler im elektiv-ästhetischen Bereich eine noch stärkere ethische Verpflichtung zu tragen als bei kurativen Behandlungen. Im günstigsten Falle ist man immer auf der sicheren Seite, wenn man autoimmunkrankte Patienten von einer ästhetischen Filler-Behandlung weitestgehend ausschließt.”
Quellen
*Lafaille, Philippe / Benedetto, Anthony. 2010. Fillers: Contraindications, Side Effects and Precautions. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/p... [Aufgerufen 02 März 2022].