Die Gründe für eine ästhetische oder funktionelle Korrektur des Kiefers können vielfältig sein. Bei einer Dysgnathie (Kieferfehlstellung) ist die Funktionalität des Kiefers eingeschränkt. Dies kann weitreichende gesundheitliche Folgen haben, die von einer Beeinträchtigung der Kaufunktion über eine Überlastung der Kiefergelenke bis hin zu Schäden an den Zähnen reichen. Auch aus ästhetischen Gründen entscheiden sich Patienten für eine Kieferkorrektur, zum Beispiel wenn sie aufgrund einer Fehlstellung unter einem fliehenden oder vorstehenden Kinn leiden.
Die Angle-Klassen sind ein Klassifizierungssystem, um Zahn- und Kieferfehlstellungen nachzuvollziehen, zu definieren und zu behandeln. Diese bezeichnen die Position der ersten großen bleibenden Backenzähne (6-Jahres-Molaren) des Ober- und Unterkiefers im Verhältnis zueinander.
Von einer Fehlstellung der Klasse III spricht man, wenn die unteren Backenzähne sehr weit vorne stehen und nicht zu den entsprechenden oberen Backenzähnen passen. Bei dieser fehlerhaften Beziehung stehen die Unterkieferzähne und der Kiefer weiter vor als die Oberkieferzähne und die oberen Backenzähne. Vorbiss Probleme sind in der Regel auf ein übermäßiges Wachstum des Unterkiefers, ein mangelndes Wachstum des Oberkiefers oder eine Kombination aus beidem zurückzuführen. Wie bei der Klasse-II-Fehlstellung (Rückbiss) ist zur Korrektur dieser skelettalen Fehlstellung eine kieferorthopädische Behandlung in Kombination mit orthognatischer Chirurgie angezeigt.
Bei einem Rückbiss (Angle-Klasse II) steht der Oberkiefer vor, weil er im Verhältnis zum Unterkiefer zu groß ist (Oberkieferprognathismus) oder der Unterkiefer zu klein ist (Unterkieferretrognathismus). Das hat zur Folge, dass die oberen Schneidezähne zu weit von den unteren Schneidezähnen entfernt sind. Im normalen Gebiss beträgt dieser Abstand nur etwa zwei Millimeter.
Dieses besondere Problem ist nicht nur ein kosmetisches, sondern beeinträchtigt auch andere Aspekte des Lebens wie Kauen, Atmung, Sprache und Körperhaltung. Es handelt sich jedoch um ein Problem, das leicht zu erkennen ist, wenn man den Verschluss der Zahnbögen und die Tatsache betrachtet, dass die Fehlbildung des Kieferknochens dazu führt, dass sich das Kinn nach vorne neigt.
Bei Patienten mit vorstehendem Kiefer zeigen sich auch andere ästhetische Merkmale, die mit der Zahnfehlstellung zusammenhängen, wie z. B. eine ausgeprägtere Nasolabialfalte und eine dünnere Unterlippe. Die Mehrheit der Patienten zeigte auch eine vorzeitige Alterung des Gesichts.
Im Allgemeinen sind alle Zahnfehlstellungen genetisch bedingt und können schon bei Kindern auftreten.
Sie kann durch eine Fehlbildung des Unterkiefers verursacht werden - wie wir im vorigen Abschnitt gesehen haben -, aber auch von der Form des Oberkiefers abhängen. Ein Entwicklungsdefizit des Oberkiefers, das je nach Schweregrad als Klasse-I- oder Klasse-II-Fehlstellung eingestuft wird, führt nämlich zu einer stärkeren Vorformung des Kieferknochens. Eine weitere wesentliche Ursache für den Rückbiss in den ersten Lebensjahren ist der vorzeitige Verlust der Milchzähne, der die Stellung der bleibenden Zähne beeinflusst.
Die Mittel zur Behandlung eines vorstehenden Kiefers oder eines Rückbisses sind unterschiedlich, je nachdem, ob der Kieferknochen noch biegsam oder bereits vollständig ausgebildet ist.
Die funktionskieferorthopädische Apparatur kann bei der Behandlung des vorstehenden Kiefers und des Rückbisses eine gute Alternative zur Operation sein. Seine Anwendung unterliegt jedoch Einschränkungen, die mit dem Ausbildungsstand des Unterkieferknochens zusammenhängen.
Diese Art von Zahnersatz kann entweder fest oder beweglich sein und besteht aus einem Metalldraht, der mit Kunststoffplatten verbunden ist. Die Dauer der Behandlung ist unterschiedlich, beträgt aber im Allgemeinen nicht weniger als 2 Jahre.
Im Rahmen einer chirurgischen Kieferkorrektur können Funktionsstörungen dauerhaft korrigiert und Disharmonien der Gesichtsproportionen ausgeglichen werden. Bei der Dysgnathieoperation werden der Oberkiefer, der Unterkiefer oder beide Kieferknochen kontrolliert bewegt. Je nach Ergebnis kommen sehr unterschiedliche Operationstechniken zum Einsatz.
Vor einer Kieferkorrektur ist in der Regel eine Vorbehandlung durch den Kieferorthopäden notwendig. Dabei werden Zahnfehlstellungen korrigiert und die Kieferbögen für die Operation geformt.
Sind diese Vorbereitungsmaßnahmen abgeschlossen, beginnt die Vorbereitung der eigentlichen Kieferkorrektur.
Alle Eingriffe werden an der Innenseite des Mundes durchgeführt, so dass kein äußerer Hautschnitt erforderlich ist.
Die Kieferkorrektur selbst ist ein mehrstündiger Eingriff, der je nach Ergebnis mit unterschiedlichen Techniken durchgeführt werden kann. Der Chirurg korrigiert die Stellung des Oberkiefers, des Unterkiefers oder, falls erforderlich, beider Kiefer in einer Operation. Die zu verschiebenden Knochen werden mit Titanplatten und -schrauben in ihrer neuen Position fixiert.
An die Operation schließt sich ein mehrtägiger Klinikaufenthalt an. In den ersten Tagen nach einer Kieferkorrektur werden die Kiefergelenke mit Gummibändern zunächst straff (1 - 3 Tage) geführt und dann gelockert. Die Dauer der Gummizüge wird vom Chirurgen zusammen mit dem zuständigen Kieferorthopäden festgelegt.
Dr. Dr. med. Norman Koebe. Kieferkorrektur. online verfügbar unter: https://www.koebe-klinik.de/kieferkorrektur/